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VfB am Boden: Union Berlin schickt Stuttgart in Zweite Liga

Nach einem 0:0 ist die große Party von Köpenick perfekt. Union Berlin hat es als 56. Club in die Bundesliga geschafft. Der VfB stürzt dagegen nach einer Saison zum Vergessen ins Dilemma. Für die Schwaben ist es der dritte Abstieg.

Am Boden
Ozan Kabak (l) und Holger Badstuber liegen nach dem Zusammenprall auf dem Boden. Foto: Jörg Carstensen
Ozan Kabak (l) und Holger Badstuber liegen nach dem Zusammenprall auf dem Boden. Foto: Jörg Carstensen

BERLIN. Es herrschte Fassungslosigkeit, nachdem die Entscheidung gefallen war! Bei Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, bei Interimscoach Nico Willig, bei Co-Trainer Franzisko »Paco« Vaz, bei den Spielern, bei den Fans. Der VfB Stuttgart kam im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Drittplatzierten 1. FC Union Berlin nicht über ein torloses Unentschieden hinaus und hat damit nach dem mageren 2:2 im Hinspiel am vergangenen Donnerstag den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nicht abwenden können. Es ist der driite Absturz in die Zweitklassigkeit nach 1975 und 2016. »Hätten wir es geschafft, vor der Halbzeit in Führung zu gehen, wäre die Chance groß gewesen, dass wir es schaffen. Aber über die gesamte Saison gesehen war das natürlich viel zu wenig«, meinte ein zutiefst enttäuschter VfB-Coach Willig.

Gestern war ein weiterer schwarzer Tag in der Vereinsgeschichte der Schwaben. Die zwar endlich aufopferungsvoll kämpfende Stuttgarter Mannschaft bescherte den Köpenickern durch das Remis ihren Traum von der Beletage des deutschen Fußballs, denn nicht der VfB sondern sie besetzen damit als fünftes Team aus der Bundeshauptstadt den letzten noch frei gebliebenen Startplatz für die neue Saison der Fußball-Bundesliga.

Union-Party
Die Unioner Sebastian Andersson und Christopher Lenz (vorne) feiern mit den Fans den Aufstieg. Foto: Jörg Carstensen
Die Unioner Sebastian Andersson und Christopher Lenz (vorne) feiern mit den Fans den Aufstieg. Foto: Jörg Carstensen

Der VfB hatte dem Druck nach dem wenig inspirierten Auftritt im Hinspiel und der Atmosphäre in der Berliner Festung zwar weitestgehend standgehalten, erzielte aber wieder mal keine Tore. Dies beschert Eisern Union künftige Auftritte in der Münchner Allianz-Arena sowie dem Dortmunder Signal-Iduna-Park – und Stuttgart Zweitliga-Derbys gegen den Karlsruher SC. Was für ein Drama, das die etwa 2 000 lautstarken Stuttgarter Fans im mit 22 012 Zuschauerm restlos ausverkauften Stadion An der Alten Försterei da miterleben mussten. Noch vor dem Anpfiff sowie mehrfach während des Spiels machten sie sich auch optisch mit Bengalos bemerkbar.

1. Akt: Willigs Wechselspielchen

Ja, Willig hatte im Vorfeld Veränderungen angekündigt. Dass er aber gleich vier Spieler tauschte, zeigt, wie unzufrieden er mit den Auftritten so mancher seiner Kicker war. Dennis Aogo spielte für Emiliano Insua links hinten. Daneben wurde nicht Marc Oliver Kempf (Knieprobleme) sondern Routinier Holger Badstuber aufgeboten. Im defensiven Mittelfeld ersetzte die zuletzt sechs Wochen Rot-gesperrte argeninische Kämpfer-Natur Santiago Ascacibar, der die Kreise des im Hinspiel umtriebigen Sebastian Andersson konsequent störte, den erfahrenen Gonzalo Castro. Für den am Donnerstag wenig überzeugenden und zudem angeschlagenen Daniel Didavi kam der wiedergenesene Steven Zuber zum Einsatz. »Holger hat nich viel gespielt in dieser Saison, aber er ist bereit«, hatte VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger die Hereinnahme des lange Zeit verschmähten ehemaligen Bayern-Nationalspieler erläutert. Das war der Innenverteidiger dann auch über die kompletten 90 Spielminuten. Nutzen sollte es am Ende aber nichts.

2. Akt: Gonzalez’ Dummheit

Der VfB ging früh ins Gegenpressing. Und dann gab’s auch gleich den vermeintlichen Paukenschlag: Aogo donnerte einen Freistoß aus 18 Metern um die Mauer ins Tor. Doch Schiedsrichter Christian Dingert entschied per Videobeweis auf Abseits, weil Nicolas Gonzalez aktiv und ganz offensichtlich den Berliner Torhüter irritiert hatte. Was für eine Dummheit des jungen Argentiniers in der 9. Spielminute. In der Folge knallten Badstuber und Ozan Kabak bei einer Abwehr-Aktion mit den Köpfen zusammen (19.), spielten fortan beide mit Turban. Anastasios Donis köpfte nach einer halben Stunde kläglich. Kapitän Christian Gentner (36.) und Zuber (45.) probierten es aus der Distanz. 7:1-Torschüsse für die Stuttgarter und die spielerische Überlegenheit ließen hoffen für Halbzeit zwei.

3. Akt: Torloser Schlussakkord

Nach dem Seitenwechsel musste Gonzalez dem 171-maligen Bundesliga-Torschützen Mario Gomez weichen, der gleich viel Wirbel machte. Die Stuttgarter brauchten nur einen Treffer. Eine 1:0-Führung hätten die Berliner wohl nicht mehr umgebogen. Oder sollten es die Hausherren schaffen, nach zehn von 17 Heimspielen der abgelaufenen Zweitliga-Saison auch das Relegationsspiel zu Hause ohne Gegentreffer zu überstehen? Zweiteres sollte der Fall sein. Union kam zu Konterchancen, weil der VfB nun mehr riskierte, hatten sogar noch Pech, dass Suleiman Abdullahi zwei Mal nur den Pfosten traf (65. und 66.) – und feierte nach der fünfminütigen Nachspielzeit überschwänglich mit seinen auf den Platz gestürmten Fans.

Damit steht der Verein für Bewegungsspiele nach einer völlig unzureichenden Bundesliga-Saison mit kläglichen 28 Punkten und kümmerlichen 32 erzielten Treffern vor einem Scherbenhaufen, den nun Tim Walter als neuer Trainer aufkehren darf. (GEA)

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