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Verstappen wird sich die Zähne ausbeißen

Krönt Verstappen seine Aufholjagd mit dem fünften WM-Titel in Folge?

Vor dem Großen Preis der USA
Max Verstappen sichert sich im Red Bull die Pole-Position beim Grand Prix der USA und präsentiert stolz die Trophäe. Foto: John Locher/DPA
Max Verstappen sichert sich im Red Bull die Pole-Position beim Grand Prix der USA und präsentiert stolz die Trophäe.
Foto: John Locher/DPA

McLaren wird nervös. Zwar haben die papaya-farbenen Boliden die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1 gewonnen, die dem Team die größte Prämie aus dem Einnahmen-Topf der Königsklasse einbringt. Aber prestigeträchtiger ist natürlich der Einzel-Titel.

Einen Max Verstappen, der heiß läuft, möchte man nicht im Rückspiegel haben. Aus dem Heißsporn der Anfangsjahre ist ein Ausnahmefahrer geworden, der auch von den beiden in der Weltmeisterschafts-Wertung noch vor ihm liegenden McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris zuletzt nicht mehr zu stoppen war.

Was sich aber der englische Rennstall auch selbst zuzuschreiben hat. Dadurch, dass man beiden Fahrern grünes Licht ohne Einschränkungen gegeben hat, wurde aus einem Zweier-Team eine Einzelkämpfer-Mentalität, die in einen Zweikampf abgedriftet ist, in dem beide wiederholt aneinandergeraten sind. Das erinnert an die Mercedes-Zeiten, als Lewis Hamilton und Nico Rosberg am Steuer der Silberpfeile saßen. Auch sie durften, weil keiner bevorzugt werden sollte, ihre Rivalität im Rennen ausleben. Es eskalierte, beide wurden erbitterte Gegner, wiederholt musste geschlichtet werden. Mercedes-Teamchef Toto Wolff löste als Konsequenz dieser Erfahrung das Problem dadurch, dass nach Rosbergs Titelgewinn und seinem Rücktritt Hamilton nur noch Teamkollegen erhielt, die ihm nicht gefährlich werden konnten.

McLaren wird nun handeln, weil man im Falle, dass der WM-Titel nach zwischenzeitlich 104 Punkten Vorsprung noch verspielt wird, als Lachnummer in die Formel-1-Geschichte eingehen würde. Das heißt, die berühmt-berüchtigte Stallorder muss spätestens nach dem Rennen in Mexiko festgelegt werden. Nach den Eindrücken der vergangenen Wochen wäre Norris die Nummer eins, Piastri sein Helfer für die letzten Rennen der Saison. Als Gegenleistung könnte man Piastri in Aussicht stellen, dass nächstes Jahr Norris ihn abschirmt.

Dieses Signal ans Red-Bull-Team und Verstappen wäre eindeutig: Wir bündeln die Kräfte, der interne Zweikampf ist Geschichte. An zwei McLaren-Piloten, die zusammenarbeiten, beißt sich auch ein Verstappen die Zähne aus.

 

frank.pleyer@gea.de