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Tore wie am Fließband gegen Lettland

Die deutsche Nationalmannschaft lässt in Düsseldorf den Frust hinter sich

Bejubeln gemeinsam ihre Tore im Test gegen Lettland(von links): Robin Gosens, Ilkay Gündogan und Thomas Müller.  FOTO: GROOTHUIS
Bejubeln gemeinsam ihre Tore im Test gegen Lettland(von links): Robin Gosens, Ilkay Gündogan und Thomas Müller. FOTO: GROOTHUIS/WITTERS
Bejubeln gemeinsam ihre Tore im Test gegen Lettland(von links): Robin Gosens, Ilkay Gündogan und Thomas Müller. FOTO: GROOTHUIS/WITTERS

DÜSSELDORF. Im letzten Test vor der Fußball-Europameisterschaft lässt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Düsseldorf gegen Lettland Tore sprechen. In einer einseitigen Begegnung gewann die Formation von Bundestrainer Joachim Löw überlegen mit 7:1 (5:0) und holte sich rechtzeitig vor dem paneuropäischen Turnier die Spielfreude zurück.

Die Treffer erzielten am Montagabend vor erstmals wieder zugelassenen 1 000 Zuschauern Robin Gosens in der 20. Spielminute, Ilkay Gündogan (21.), Thomas Müller (27.), Lettlands Torwart Roberts Ozols (39.) mit einem Eigentor, Serge Gnabry (45.), Timo Werner (50.) und Leroy Sané (75.). Den Ehrentreffer erzielte Aleksejs Saveljevs (74.).

Eine Generalprobe, wie sie sich der Bundestrainer gewünscht hatte, obwohl Lettland alles andere als ein ernsthafter Prüfstein im Hinblick auf die brutale Vorrunde der Europameisterschaft war. In München geht es gegen Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Ungarn.

»Es hat sich gut angefühlt. Wir haben ein überzeugendes Spiel gesehen«

»Das Ergebnis war nicht das Wichtigste, sondern die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollten und es umgesetzt haben«, sagte Thomas Müller anschließend. »Es hat sich gut angefühlt. Wir haben ein überzeugendes Spiel gesehen. Aber wir wissen, dass Frankreich eine andere Hausnummer ist, das ist klar.«

Als richtungsweisend im Hinblick auf die Europameisterschaft sollte man das Spiel in Düsseldorf nicht betrachten, hatte Löw vorher berechtigt gewarnt. Mit dem ersten Vorrundenspiel gegen Turnierfavorit Frankreich werde man sich erst intensiv im Trainingslager in Herzogenaurach beschäftigen. Auch die Diskussion über Dreier- oder Viererkette hält der Bundestrainer für »nicht so wichtig«, die Prinzipien seines Plans und seiner Spielidee »bleiben gleich, wir müssen die Räume besetzen und jederzeit flexibel reagieren können, wichtig wird sein, dass wir kompakt stehen«. Gegen Lettland entschied sich Löw erneut für eine Dreierkette mit Antonio Rüdiger, Mats Hummels und Matthias Ginter, die Außenpositionen besetzten Robin Gosens auf der linken und Joshua Kimmich wie erwartet auf der rechten Seite. Dass im Mittelfeld Toni Kroos spielte, versteht sich von selbst, er ist und bleibt die Nummer eins des Bundestrainers: »Er ist ohne Probleme aus der Infektion zurück, spielfreudig, ballsicher und mit gutem Rhythmus.«

Neben Kroos spielte etwas überraschend auch Ilkay Gündogan, vielleicht ein Fingerzeig für die Europameisterschaft. Die Offensivreihe bildeten Serge Gnabry, Thomas Müller und Kai Havertz, die nahezu ständig ihre Positionen wechselten. Schon nach 50 Sekunden die erste Chance durch Müller, nach weiteren 50 Sekunden der erste Schuss von Havertz. Die deutsche Mannschaft ließ dem Gegner kaum Zeit zum Luftholen. Die Mannschaft überzeugte in Düsseldorf vom Anpfiff des Schiedsrichters Nikola Dabanovic aus Montenegro an spielerisch, die Tore ließen in dieser Begegnung nicht lange auf sich warten. Die meisten Angriffe des viermaligen Weltmeisters liefen wenig überraschend über Kimmich auf der rechten Seite, aber Lettland massierte von Beginn an die Defensive, meist bewegten sich alle Akteure in der lettischen Hälfte.

SPIELSTATISTIK

Deutschland – Lettland          7:1(5:0)

Deutschland:

Neuer – Ginter, Hummels, Rüdiger (61. Süle) – Kimmich, Kroos, Gündogan (61. Can), Gosens (61. Günter) – Müller (76. Musiala), Havertz (46. Werner) – Gnabry (46. Sané)

Lettland:

Ozols – Fjodorows, Cernomordijs, Oss, Jurkovskis – Karklins (61. Krollis), Emsis – D. Ikaunieks, Zjuzins (68. Saveljevs), Ciganiks (68. Jaunzems) – Uldrikis

Tore:

1:0 Gosens (20.), 2:0 Gündogan (21.), 3:0 Müller (27.), 4:0 Ozols (39. Eigentor), 5:0 Gnabry (45.+1), 6:0 Werner (50.), 6:1 Saveljevs (75.), 7:1 Sané (76.) –

Schiedsrichter:

Dabanovic (Montenegro) –

Zuschauer:

1 000

In der 17. Minute die nächste Chance für Thomas Müller, der eine Flanke von Havertz aber nicht präzise genug verwerten kann, Torwart Roberts Ozols musste nicht eingreifen. In der 20. Minute war Ozols dann erstmals chancenlos, Havertz dringt in den Strafraum ein, passt den Ball zurück auf den einlaufenden Gosens, der den Ball unhaltbar verwandelt. Nur eine Minute später erhöht Ilkay Gündogan, der in der aktuellen Saison der Premier League auf sensationelle 17 Treffer kam, auf 2:0. Auch gegen Gündogans Schuss war Ozols ohne jede Chance.

Nach 25 Minuten Dauerdruck des deutschen Teams die nächste Möglichkeit für Kimmich, der knapp scheitert. Nur zwei Minuten später trifft Thomas Müller nach Bilderbuchkombination zum 3:0, ohne dass Lettland auch nur die geringste Chance gehabt hätte, den Angriffswirbel der Formation Löws zu unterbinden. Nach einer kurzen Konfrontation sahen Gündogan und Marcis Oss Gelb, kurze Aufregung, Shakehands, der deutsche Angriffswirbel setzte sich vehement fort.

In der 39. Minute erhöhte Champions League-Sieger Havertz aus spitzem Winkel auf 4:0, ganz allmählich konnte einem die Mannschaft aus Lettland leidtun. Weil die deutsche Mannschaft nicht nachließ, weiter Druck machte, als wolle man sich kurz vor der Europameisterschaft versichern, das Toreschießen nicht verlernt zu haben. Kurz vor der Halbzeit trifft Serge Gnabry unhaltbar zum 5:0, hervorragend vorbereitet durch einen langen Ball von Hummels aus dem Halbfeld. In der Halbzeit kamen Timo Werner und Leroy Sané für Gnabry und Havertz. Was dem Tore schießen keinen Abbruch tat, Timo Werner erhöhte mit seiner zweiten Ballberührung in der 50. Minute auf 6:0, nach dem Ehrentreffer Lettlands Sané auf 7:1 (75.).

Welttorwart Manuel Neuer blieb in seinem 100. Länderspiel beschäftigungslos, ein ruhiger Abend für den Mann, dessen Karriereende auch nach dem »großartigen Jubiläum« (Löw) weiter unabsehbar ist. »Die Vorbereitung geht weiter«, sagt der Bundestrainer. (GEA)