London (dpa) - Große Klappe, schwache Leistung: Muskelprotz Gerwyn Price hat nach arroganten Ansagen und provozierenden Posen eine Menge Spott geerntet und das große Traumfinale gegen Michael van Gerwen bei der Darts-WM 2020 in London verpasst.
Vor seinem 3:6 gegen den schottischen Paradiesvogel Peter Wright hatte der frühere Rugby-Profi noch getönt: »Jetzt mache ich ihn mit 6:0 fertig. Er kann froh sein, wenn er einen Satz gewinnt.« Am Ende war der Waliser Price sportlich klar unterlegen und fiel auf der größten Darts-Bühne der Welt nur durch sein aggressives und extravagantes Verhalten auf.
Nach dem Aus verzichtete er als Verlierer auf den obligatorischen Handschlag, wofür er sich nachts noch in den sozialen Netzwerken rechtfertigte. Der Handschlag sei keine Regel, stellte er klar. Doch damit nicht genug, Price legte Stunden nach seinem Aus mitten in der Nacht via Twitter nach: »Ich war verärgert über die Reaktion von Peter und denke, dass es nicht in Ordnung war, wenn man die Konsequenzen bedenkt«, sagte der Waliser über Wright, der nach der 6:0-Ankündigung die Zunge ausstreckte, als er den ersten Satz gewann.
»Ich habe mich danach nie wohlgefühlt und es hat mich angepisst. Ich war ab diesem Punkt Müll und es hat mich einen Platz im WM-Finale gekostet«, rechtfertigte sich Price, der das mit Abstand schwächste Spiel seines WM-Turniers ablieferte. Das klare 3:6 war kein Zufall, sondern die Folge einer schwachen Leistung, die Price den erwarteten Platz im WM-Finale an Neujahr (21.00 Uhr/Sport1 und DAZN) kostete. Dort duelliert sich Wright nun mit Titelverteidiger van Gerwen, der nach einem 6:3 im Halbfinale gegen Nathan Aspinall (England) seinen vierten Titel anpeilt.
Price hatte nach einem starken Herbst darauf gehofft, dass es seine WM wird. Der 34-Jährige überstand in den ersten Runden ein paar kritische Momente und wollte unbedingt ins Finale mit Dauerrivale van Gerwen, dem er bereits nach seinem Viertelfinal-Sieg ein paar nette Grüße schickte. »Ich möchte ins Finale kommen, gegen van Gerwen spielen, den Titel gewinnen und es ihm direkt ins Gesicht reiben«, protzte Price - auch hier waren die gewählten Worte deutlich größer als die später am Darts-Board gezeigte Performance.
Ohne Price ist die Favoritenrolle im Endspiel noch klarer verteilt, der Weltranglistenerste van Gerwen hat gegen »Snakebite« eine hervorragende Bilanz. »Bei den meisten Duellen mit mir trifft Peter seine Doppel-Felder nicht, was für mich eine gute Sache ist. Ich denke, er hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm«, sagte »Mighty Mike« selbstbewusst. Nach WM-Titeln 2014, 2017 und 2019 könnte er nun erstmals den WM-Titel verteidigen.
Der 49 Jahre alte Wright, schon 2014 WM-Finalgegner van Gerwens, sieht sich in einer ganz anderen Situation als damals. »Ich bin älter und gereifter als ich es vor sechs Jahren war, ich habe mich damals nicht bereit für einen WM-Titel gefühlt. Heute fühle ich mich bereit«, erklärte der Schotte. Für den Sieger gibt es 500 000 Pfund.