BRACKLEY. Um noch mehr Geld ging es Lewis Hamilton angeblich nicht, auch nicht um »Nonsens« wie die Mitsprache beim Teamkollegen. Und doch hat der Formel-1-Weltmeister seinen Vertrag bei Mercedes erstmal nur für die neue Saison verlängert.
48 Tage vor dem Auftaktrennen in Bahrain und dem Start in seine achte Titel-Mission sorgten Hamilton und die Silberpfeile am Montag nach monatelanger Hängepartie mit der Verkündung für Klarheit. Unterschrieben wurde der Vertrag für 2021 allerdings schon vergangene Woche, wie Teamchef Toto Wolff bei einer digitalen Medienrunde verriet. Und er beteuerte: »Nein, es gab kein Worst-Case-Szenario.«
Zweifel an der Fortsetzung der zuletzt übermächtigen Erfolgsgemeinschaft bestanden auf beiden Seiten demnach nie. Allerdings begannen der Superstar und sein langjähriger Arbeitgeber mit den Verhandlungen erst rund um Weihnachten und Neujahr. Dass sie sich auf nur ein Jahr einigten beim dritten gemeinsamen Vertrag, sei eine »beidseitige Entscheidung« gewesen, sagte Wolff.
»Gemeinsam haben wir mit unserem Team Unglaubliches erreicht und freuen uns darauf, auf unseren Erfolgen weiter aufzubauen und uns auf und abseits der Rennstrecke stetig weiter zu verbessern«, erklärte der 36 Jahre alte Hamilton in der Mitteilung des Mercedes-Teams, für das er seit 2013 fährt.
Er löste damals Michael Schumacher ab, holte seitdem sechs seiner sieben Titel und kann mit einem weiteren Triumph in diesem Jahr alleiniger Rekordweltmeister der Formel 1 werden. »Lewis möchte alles darauf konzentrieren, um diesen achten Titel zu holen«, sagte Wolff.
Der 48 Jahre alte Wiener, der das »Küchengespräch« mit Hamilton wegen der Corona-Pandemie diesmal via Videoschalte per Laptop führen musste, kündigte allerdings auch an, in diesem Jahr nicht wieder bis Weihnachten mit den Hamilton-Verhandlungen warten zu wollen. Die Fahrerpaarung für 2022 soll im Sommer feststehen.
Dann steht die Formel 1 vor einer massiven Veränderung, was auch bei den jüngsten Gesprächen mitentscheidend war. Natürlich hätten das künftige neue Reglement und die 2022 kommende Budgetobergrenze eine Rolle gespielt, sagte Wolff. Beide Seiten hätten dann auch gedacht, »dass wir uns diese 2022-Diskussion jetzt sparen wollen, um einfach mit der Saison zu beginnen«.
Kein »hartes Thema« in den Verhandlungen war die Bezahlung. »Zum Gehalt wollen wir nicht Details diskutieren«, sagte Wolff bei einer digitalen Medienrunde am Montag: »Aber wir leben in einer schwierigen Zeit, menschlich, aber auch wirtschaftlich.« Die Autoindustrie erfinde sich neu und das sei Hamilton auch klar.
Dass die Formel 1 sich weiter wandelt und öffnet, daran wollen Hamilton und Mercedes noch intensiver arbeiten. Und hier haben sie sich auch schon auf ein langfristiges Projekt geeinigt, in das beide Seiten mehrere Millionen Euro stecken. Es geht um eine Stiftung für mehr Vielfalt und Inklusion. »Ich bin ebenso entschlossen, den Weg fortzusetzen, den wir begonnen haben, um den Motorsport für künftige Generationen vielfältiger zu gestalten«, sagte Hamilton. Wolff sprach von einem Meilenstein.
Hamilton ist schon lange zum Gesicht der Silberpfeile und der Formel 1 geworden. Er bekommt die Freiheiten, die er braucht, um seine besten Leistungen abzurufen, zudem kann er seinen Kampf gegen Rassismus und für Gleichberechtigung und Diversität öffentlich auch als Vorreiter in der Formel 1 bestreiten. In der vergangenen Saison waren Hamilton und sein finnischer Teamkollege Valtteri Bottas eigens in schwarz lackierten Silberpfeilen gefahren.
Hamilton kam als erster Schwarzer zur Saison 2007 in die Formel 1. In seinem Premierenjahr hätte der Sohn eines Einwanderers aus der Karibik beinahe den Titel im McLaren geholt. 2008 gewann er erstmals die WM, es folgten die Titel 2014, 2015, 2017, 2018, 2019 und 2020. Hamilton gelangen bisher 95 Grand-Prix-Siege, 98 Mal fuhr er auf die Pole Position. Und er startet auch in die kommende Saison mit geplanten 23 Rennen als absoluter Topfavorit. (dpa)