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Keine Medaille für deutsche Handballer

Herning (dpa) - Bittere Enttäuschung statt Bronze-Jubel: Trotz einer Weltklasseleistung von Torwart Andreas Wolff haben sich Deutschlands Handballer für ihren starken Auftritt bei der Heim-Weltmeisterschaft nicht mit der ersten WM-Medaille seit zwölf Jahren belohnen können.

Enttäuscht
Jannik Kohlbacher sitzt nach der 25:26-Niederlage enttäuscht auf der Bank. Foto: Axel Heimken
Jannik Kohlbacher sitzt nach der 25:26-Niederlage enttäuscht auf der Bank. Foto: Axel Heimken

Das Team von Bundestrainer Christian Prokop verlor in Herning das Spiel um Platz drei gegen den sechsmaligen Rekord-Weltmeister Frankreich mit 25:26 (13:9) und verpasste damit den größten Erfolg seit Olympia-Bronze 2016. Nikola Karabatic gelang der Siegtreffer mit der Schlusssirene. Bester Werfer für die DHB-Auswahl, in der Wolff herausragte, war Kapitän Uwe Gensheimer mit sieben Toren.

Die große Enttäuschung der verpassten Gold-Chance durch die Halbfinal-Niederlage gegen Norwegen wirkte bei den deutschen Spielern nicht nach. Von Beginn an demonstrierte die Prokop-Truppe den festen Willen, sich wenigstens mit Bronze zu belohnen. Die Abwehr stand wieder wie eine Wand, und dahinter lief Torwart Andreas Wolff zu überragender Form auf.

Nach 17 Minuten gelang beim 9:6 erstmals eine Drei-Tore-Führung. Doch dann ging in der Offensive plötzlich nichts mehr. Neun Minuten lang gelang der DHB-Auswahl kein Treffer, was die Franzosen zum Ausgleich nutzten. »Wichtig ist, mutige Teams gewinnen Spiele«, forderte Prokop in einer Auszeit mehr Risiko.

Und siehe da - es ging wieder aufwärts. Dank eines 4:0-Laufs und eines weiter stark haltenden Wolff, der in der ersten Halbzeit 54 Prozent der französischen Würfe abwehrte, nahm die deutsche Mannschaft ein komfortables Polster in die Pause mit.

Den Wiederbeginn verschlief die DHB-Auswahl. Innerhalb von knapp sieben Minuten war die Führung futsch. Mitte der zweiten Halbzeit lag der WM-Gastgeber in seinem einzigen Turnier-Auswärtsspiel mit zwei Toren hinten. »Es ist entscheidend, dass wir jetzt bei uns bleiben und mannschaftlich spielen«, forderte Prokop. Trotz großen Kampfes gab es für seine Schützlinge in der dramatischen Schlussphase aber kein Happy End.

Obwohl es mit der insgesamt elften WM-Medaille seit der Premiere 1938 nichts wurde, geht der DHB zuversichtlich in das Mega-Jahr 2020 mit EM und Olympia. »Wir haben den Anspruch, jetzt weiter kleine Schritte zu gehen, um dann vielleicht ganz oben zu landen«, sagte Sportvorstand Axel Kromer. Für beide Events muss sich die DHB-Auswahl aber noch qualifizieren.

Schon vor dem Anpfiff war klar: Der deutsche Handball war ein WM-Gewinner. Die Euphorie rund um die Mannschaft nahm unerwartete Dimensionen an und soll dauerhaft genutzt werden. »Das erinnert mich jetzt fast noch mehr an das Fußball-Märchen 2006«, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Sonntag dem TV-Sender »Sky«.

Die Hallen waren mit insgesamt 900.000 Zuschauern so voll wie noch nie, die TV-Quoten kletterten kontinuierlich in ungeahnte Höhen. Bei der bitteren Niederlage im Halbfinale gegen Norwegen (11,91 Millionen) saßen beinahe doppelt so viele Menschen vor den TV-Geräten wie beim Eröffnungsspiel gegen Korea (6,11 Millionen). »Wir wollten die Begeisterung für unseren Sport neu entfachen. Das ist uns gelungen«, stellte Gensheimer fest.

Quer durch die Gesellschaft nahmen die Menschen großen Anteil an den Auftritten der DHB-Auswahl. »Diese Mannschaft hat begeistert«, lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. »Ich habe selten eine Stimmung gesehen wie in den WM-Tagen. Das war wirklich eine Werbung für den Handball.«

Hanning zog daher eine zufriedene Bilanz: »Wir haben eine überragende Weltmeisterschaft in Deutschland gespielt. Unter dem Strich können die Jungs auf das, was sie geleistet haben, superstolz sein.« Prokop will diesen Weg mit seinen Schützlingen nun konsequent weitergehen. »Wir haben viele Sympathien gewonnen«, sagte der Bundestrainer. »Es ist ganz wichtig, dass wir präsent bleiben und diese coole Sportart weiter nach vorn bringen.«

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