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Karl Geiger in der Krise

Die deutschen Adler haben auf der Normalschanze mit der Entscheidung bei Olympia nichts zu tun. Japaner Kobayashi nach Anfangsproblemen doch noch der Beste.

Nicht seine Schanze: Karl Geiger muss Platz 15 verkraften.  FOTO: KARMANN/DPA
Nicht seine Schanze: Karl Geiger muss Platz 15 verkraften. FOTO: KARMANN/DPA
Nicht seine Schanze: Karl Geiger muss Platz 15 verkraften. FOTO: KARMANN/DPA

ZHANGJIAKOU. Karl Geiger wirkte ratlos. Wie in all den Tagen von Peking bislang. Irgendwie kommt der Oberstdorfer mit dieser Normalschanze nicht zurecht. Da führt Geiger den Weltcup an, zeigt eine starke Leistung nach der nächsten, und dann das. Rang 15 beim ersten olympischen Wettbewerb in China. Damit kann und will der 28-Jährige nicht zufrieden sein. Zumal sein Dauerkonkurrent Ryoyu Kobayashi gezeigt hat, wie es gehen kann. Der Japaner holte sich mit gut vier Punkten Vorsprung den Olympiasieg vor dem Österreicher Manuel Fettner und dem Polen Dawid Kubacki. Kobayashi hatte zunächst im Training auch Probleme mit der Schanze, den Schlüssel zum Erfolg aber irgendwann gefunden. Ganz im Gegensatz zu den deutschen Springern.

Minus 20 Grad

Geiger war frustriert. Das war selbst hinter der Maske deutlich zu sehen. Er sprach mit leiser Stimme, aber unaufgeregt. Irgendwie hatte er wohl geahnt, dass das ein schwieriger Abend bei minus 20 Grad werden könnte. Für ihn und das gesamte Team. Bester Deutscher war Constantin Schmid als Elfter, das brachte ihn neben Geiger den Platz im Mixed-Team-Springen am Montag (12.45 Uhr) ein. Immerhin das. Der Rest war Enttäuschung pur.

Geiger suchte nach Gründen. Er fand sie nicht. »Wenn wir das wüssten, das macht es ja so bitter«, meinte er. Nach den schon schwachen Trainingsleistungen hatte die Analyse begonnen. Jeder Stein wurde umgedreht, hinterfragt, warum diese Schanze den deutschen Springern so gar nicht liegt. Eine Taktik wurde zurechtgelegt. »Die habe ich den gesamten Tag verinnerlicht«, erzählte Geiger.

Alles auf eine Karte setzen, volles Risiko, das war die Marschroute. Sie ging nicht auf. »Ich kann mir nichts vorwerfen«, meinte der Oberstdorfer. »Ich scheitere lieber mit voller Entschlossenheit als etwas halblebig zu tun«, fügte er an. Der zweite Sprung, der bei 99 Metern endete, habe sich gar nicht so schlecht angefühlt. »Es hat mich aber nicht gepackt, dass ich weit runter kam. Das ist wie ein Magnet, der dich runterzieht«, meinte der 28-Jährige. Am Montag hat er die Chance auf Wiedergutmachung. Alles wolle er wieder reinhauen und »die Mädels so gut wie möglich unterstützen«. Bei den Frauen werden Katharina Althaus und Selina Freitag starten. Danach geht es für die Männer auf die Großschanze. Spätestens dort soll alles besser werden.

Markus Eisenbichler hatte zunächst keine Lust zu reden. Ihn hatte es noch schlimmer erwischt als Geiger. Eisenbichler scheiterte in Durchgang eins, das Finale musste er sich unbeteiligt anschauen. Als alles vorbei war, kam er doch noch bei den Journalisten vorbei. Er hatte sich wieder gefangen, der erste Ärger war verraucht. »So etwas kann passieren, wir dürfen uns jetzt nicht unterkriegen lassen«, meinte der 30-Jährige.

Als Team müsse man auch mit einer solchen Situation mal umgehen können. Ungewohnt aber ist es für die deutschen Springer, dass sie so weit hinter der Spitzen landen. Es ist ungewöhnlich, dass die deutschen Springer ausgerechnet auf einer Normalschanze scheitern. »Normalerweise liegen uns die kleinen Schanzen«, sagte Stephan Leyhe, der auf Platz 24 landete. Nicht aber in den Bergen von Peking. Dort, wo die Schanzenanlage wie ein Ufo thront und den Blick auf die chinesische Mauer freigibt. Die wollte Markus Eisenbichler unbedingt sehen – das sollte ihm von dort oben gelungen sein. Die Mauer strahlt hell in der kalten Nacht.

Die deutsche Hoffnung liegt nun auf der Großschanze. »Da beginnt hoffentlich alles bei null«, meinte Geiger. Und Eisenbichler sagte: »Die Großschanze könnte mir gut liegen.« Vielleicht war der Sonntag wirklich nur ein Ausrutscher. (GEA)