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»Idiot« Klopp bittet um Entschuldigung

Jürgen Klopp entgeht dem frühen Champions-League-K.o. Eine Episode rund um das 2:0 in Salzburg offenbart den Druck auf den Titelverteidiger. Den Reds winkt vor Weihnachten der nächste Titel - und ein spezielles Los für den Coach.

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Liverpool-Coach Jürgen Klopp entschuldigte sich bei dem Übersetzer, den er vorher verbal angegriffen hatte. Foto: John Walton/PA Wire/dpa
Liverpool-Coach Jürgen Klopp entschuldigte sich bei dem Übersetzer, den er vorher verbal angegriffen hatte. Foto: John Walton/PA Wire/dpa

Salzburg (dpa) - Im vollen Pressesaal der Salzburger Fußball-Arena zeigte sich Jürgen Klopp vor einer Liebeserklärung an sein Team erst einmal reumütig.

Zu Beginn der Pressekonferenz nach dem erlösenden Achtelfinaleinzug in der Champions League mit dem 2:0 des Titelverteidigers FC Liverpool gegen Österreichs Serienmeister RB Salzburg wandte sich der deutsche Erfolgscoach an den Mann zu seiner Linken auf dem Podium. »Bevor wir anfangen, möchte ich mich entschuldigen«, sagte Klopp zu dem erstaunt schauenden Übersetzer.

»Es war kompletter Blödsinn«, sagte der oft salopp formulierende Klopp zu dem Dolmetscher, den er am Tag vor dem Gruppenfinale für eine ungenaue Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche gemaßregelt hatte. »Die Art und Weise, wie ich das angesprochen habe, muss besser laufen - Entschuldigung«, gestand Klopp und reichte dem Mann die Hand. Der Übersetzer schlug ein und sagte »vielen Dank«. Spaßig fügte Klopp dann für die englischen Reporter hinzu: »Sorry, I was an idiot!« (»Entschuldigung, ich war ein Idiot!«)

Die Episode belegte letztendlich nur, welcher Druck auf den Reds und ihrem Trainer vor dem Gruppen-Endspiel gelegen hatte. Eine Niederlage hätte das Vorrunden-Aus des Titelverteidigers bedeutet. Das hat bislang als einziges Team der FC Chelsea 2012 wenige Monate nach dem Finaltriumph gegen den FC Bayern erlebt.

Bis zur 57. Minute durften die knapp 30.000 feurigen Salzburger Fans in der ausverkauften Red Bull Arena auf eine Sensation hoffen. Dann zerplatzten die kühnen Träume der aggressiv auftretenden Salzburger um den im sechsten Königsklassenspiel erstmals torlos gebliebenen Jungstar Erling Haaland innerhalb von 100 Sekunden. Eine Kombination der beiden Ex-Salzburger Sadio Mané und Naby Keita führte zum 0:1. Und nur einen Angriff später erhöhte Mohamed Salah zum Endstand.

»Ich liebe es, ich liebe es wirklich, dass meine Spieler so klug sind und genau zugehört haben«, schwärmte Klopp. Das Starensemble um den Abwehrriesen Virgil van Dijk hatte Österreichs Meister total ernst genommen und nach der Halbzeit dann auch die Konsequenz im Abschluss gezeigt, die ihr Trainer in der Pause gefordert hatte: »Wir haben 21 Abschlüsse gehabt, was nicht so schlecht ist für ein Auswärtsspiel. Wir hätten auch fünf, sechs Tore erzielen können«, meinte Klopp.

Der 52-Jährige hat sein Power-Team zu einer krassen Siegmaschine entwickelt, die keine Grenzen zu kennen scheint. Oder doch? »Leider gibt's Limits«, entgegnete Klopp: »Wir müssen hart arbeiten für das, was wir erreichen wollen.« Ganz oben auf der Wunschliste steht in dieser Saison die englische Meisterschaft, 15 von 16 Partien in der Premier League hat Klopps Mannschaft gewonnen: »Tabellenführer im Dezember steht allerdings nicht auf unserer Lebensplanliste.«

Der nächste Titelgewinn könnte schon kommende Woche folgen, wenn die Reds als Favorit bei der Club-Weltmeisterschaft in Katar antreten.

Auch auf dem Weg zum Champions-League-Triumph 2019 hatte Klopp mit Liverpool erst am letzten Gruppenspieltag mit einem Zittersieg gegen den SSC Neapel das Achtelfinal-Ticket gelöst. Diesmal kann es in der ersten K.o.-Runde aber nicht wieder zu einem Duell mit dem FC Bayern kommen, weil beide Vereine in ihren Gruppen Platz eins belegten.

Im Lostopf der Gruppenzweiten befindet sich dafür Klopps Ex-Club Borussia Dortmund, der rund zwei Stunden nach Liverpool ebenfalls auf den letzten Drücker das Achtelfinale buchte. Klopp gegen den BVB - das hätte was! Die Auslosung findet am Montag in Nyon (12.00 Uhr/Sky Sport News HD) statt.