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Aktuell Deutschland – Nordmazedonien 1:2

Herber Rückschlag für Joachim Löw und die Mannschaft

Normazedonien schockt den viermaligen Weltmeister. Nur Gündogan trifft.

Jubel beim Team von Nordmazedonien, Enttäuschung beim deutschen Angreifer Timo Werner.  FOTO: GAMBARINI/DPA
Jubel beim Team von Nordmazedonien, Enttäuschung beim deutschen Angreifer Timo Werner. FOTO: GAMBARINI/DPA
Jubel beim Team von Nordmazedonien, Enttäuschung beim deutschen Angreifer Timo Werner. FOTO: GAMBARINI/DPA

DUISBURG. Joachim Löw hat in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 das erste Etappenziel verpasst. Nach dem 3:0 gegen Island und dem 1:0 gegen Rumänien verlor die Nationalmannschaft das dritte Spiel gegen Nordmazedonien in Duisburg sensationell mit 1:2 (0:1). Neun Punkte in drei Spielen hatte Löw als erstes und unbedingtes Ziel seiner Abschiedstournee ausgegeben, daraus wurde nichts. Am Mittwochabend in der menschenleeren Schauinsland-Arena des Drittligisten MSV Duisburg enttäuschte der viermalige Weltmeister und verstärkte erneut alle Zweifel. Mazedoniens Altstar Goran Pandev schockte die Mannschaft kurz vor dem Halbzeitpfiff mit seinem überraschenden Führungstreffer, ehe Kapitän Ilkay Gündogan in der 63. Minute per Foulelfmeter der Ausgleich gelang. Ezgjan Alioksi hatte zuvor Leroy Sané im Strafraum gelegt. Für die bittere Entscheidung sorgte Eljif Elmas in der 85. Minute.

Klare Worte von Toni Kroos

»Die Enttäuschung ist riesengroß«, konstatierte Löw nach der ersten Niederlage in einer WM-Qualifikation seit beinahe 20 Jahren. »Viele Worte fallen mir gerade nicht ein. So eine Niederlage darf nicht passieren«, sagte Gündogan bei RTL. »Das ist nicht unser Anspruch«, fügte er hinzu.

Die umstrittene Weltmeisterschaft ist aktuell weniger wegen der Qualifikation ein Thema, sondern wegen der weiter unzumutbaren Arbeitsbedingungen und fortdauernden Menschenrechtsverletzungen in Katar. Real Madrids Toni Kroos, der wegen muskulären Beschwerden beim Qualifikationsauftakt durchgehend fehlte, nannte die Vergabe an Katar erneut »einen schweren Fehler«, sprach sich aber wie seine Mannschaftskollegen gegen einen möglichen Boykott aus, der käme »zehn Jahre zu spät«. Mit dem gleichen Wortlaut hatte sich auch Joshua Kimmich vom FC Bayern nach dem ersten Spiel gegen Island und der erstmaligen Protestaktion der Nationalmannschaft zu Wort gemeldet. Vor dem dritten Spiel entrollte die Mannschaft ein Banner »Wir für 30«, das auf die Kapitel der Erklärung der Menschenrechte hinweist.

Löw vertraute auch im dritten Spiel fast auf die gleiche Formation wie in den Spielen zuvor, lediglich Marc André ter Stegen vom FC Barcelona stand für Manuel Neuer im Tor und Robin Gosens von Atalanta Bergamo kam für den Leipziger Lukas Klostermann in die Mannschaft. »Gute Erkenntnisse« habe er gesammelt, sagte Löw vorher, »wir spielen schon wieder kompakter« als noch im Krisenjahr 2020. Ein »Ungleichgewicht« in der Mannschaft aufgrund eines überragenden Mittelfeldes sieht der Bundestrainer »keineswegs, wir verbessern uns auch in anderen Mannschaftsteilen, auch in der Defensive«, wo Matthias Ginter und Antonio Rüdiger mit Emre Can am Mittwochabend eine Dreierkette bildeten – und Löw bitter enttäuschten.

Löws Formation begann in Duisburg offensiv, wenn auch ein Blitzstart wie der gegen Island nicht gelang, wo die Mannschaft schon nach sieben Minuten mit 2:0 in Front lag. Gegen die nordmazedonische Fünferkette war kaum ein Durchkommen, immer wieder formierte sich die Abwehr, ehe der finale Pass kam. Dennoch in der 10. Minute die erste Chance für Leon Goretzka, der auf Zuspiel von Kai Havertz nur die Querlatte trifft. Serge Gnabry scheitert an Torwart Stole Dimitrievski (27.), kurz darauf schießt Gnabry freistehend über das Tor (31.) und Havertz reagiert im Strafraum nicht schnell genug (34.). Nordmazedoniens Trainer Igor Angelovski hatte seine Mannschaft gut eingestellt, die Verteidigungslinie stand stabil. Im ersten Spiel hatten die Nordmazedonier gegen Liechtenstein mit 5:0 gewonnen, das zweite gegen Rumänien nur knapp mit 2:3 verloren.

Werner verstolpert Riesenchance

In der 40. Minute hätte Alioski mit seinem angeschnittenen Freistoß aus rechter Außenposition Marc André ter Stegen fast überrascht, nur mit Glück verhinderte der Torwart bei seiner ersten Aktion die drohende Führung. Wenig überraschend dennoch, dass Altstar Pandev in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs gegen die unsortierte deutsche Offensive auf Pass von Bardhi das 1:0 gelang. Und Löw weiß, dass die Gegner bei der Europameisterschaft andere Kaliber sind als in den Qualifikationsspielen.

Im zweiten Durchgang reagierte der Bundestrainer und brachte Timo Werner für den enttäuschenden Havertz und Rückkehrer Amin Younes für Gosens. Die deutsche Mannschaft spielte überlegen, aber weiter ohne den entscheidenden Pass in die Box. Erst der verwandelte Strafstoß von Ilkay Gündogan (63.) sorgte für den verdienten Ausgleich. Den Siegtreffer verpasste Werner in der 80. Minute, als er bei einem Gegenangriff einen präzisen Querpass von Gündogan freistehend kläglich verstolperte. Und dann traf Elmas sensationell – grenzenloser Jubel auf der falschen Seite. (GEA)

 

SPIELSTATISTIK

Deutschland – Nordmazedonien

1:2

Deutschland

: ter Stegen – Can, Ginter (89. Musiala), Rüdiger, Gosens (56. Younes) – Goretzka, Kimmich, Gündogan – Havertz (56. Werner), Gnabry, Sané .

Nordmazedonien

: Dimitrievski – Nikolov (59. Bejtulai), Ristovski, Velkovski, Musliu, Alioski (90. Ristevski) – Bardhi, Ademi, Elmas – Pandev (90. Stojanovski), Trajkovski (72. Spirovski)

Tore

: 0:1 Pandev (45.+2), 1:1 Gündogan (63., Foulelfmeter), 1:2 Elmas (85.) –

Schiedsrichter

: Karassew (Russland)