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Handballer fiebern EM-Start entgegen

Vor zwei Jahren stand Handball-Bundestrainer Christian Prokop vor dem Aus. Jetzt steht er vor dem Auftaktspiel in seine zweite Europameisterschaft. Wie seine Spieler blickt er dem Spiel gegen die Niederlande mit großer Vorfreude entgegen. Er hat noch viel vor.

Christian Prokop
Christian Prokop geht mit großer Vorfreude in das Turnier. Foto: Axel Heimken/dpa
Christian Prokop geht mit großer Vorfreude in das Turnier. Foto: Axel Heimken/dpa

Trondheim (dpa) - Christian Prokop lächelte einige Male und wirkte vergleichsweise locker. Der Handball-Bundestrainer blickt dem EM-Start gegen die Niederlande am Donnerstag (18.15 Uhr/ZDF) nicht mit riesiger Anspannung, sondern vor allem mit großer Vorfreude entgegen.

Einen Tag vor dem ersehnten Auftakt in das Turnier gab sich der 41-Jährige im nasskalten Trondheim bewusst entspannt. »Ich freue mich natürlich auch, dass es morgen endlich losgeht«, sagte er. »Wir wollen unsere Leistung mit sehr viel Teamgeist und sehr viel Engagement aufs Parkett bringen.« Diese Eigenschaften sollen die DHB-Auswahl dann im Idealfall bis zur angepeilten Medaille tragen.

Angst vor den international eher drittklassigen Niederländern muss die deutsche Mannschaft jedenfalls nicht haben. Schon die erstmalige Qualifikation für eine Europameisterschaft war für die Niederländer ein Erfolg. Anders als beim Fußball sei daher auch »keine besondere Brisanz« im Duell der beiden Nachbarstaaten, fand Rückraumspieler Fabian Böhm, der ebenfalls »absolut große Vorfreude« vor dem Start verspürte. Alles andere als ein Sieg wäre für die DHB-Auswahl eine Enttäuschung. Trotzdem hat sich Prokop wie immer akribisch und mit mehreren Stunden Videostudium auf den Gegner vorbereitet. Aber er tut das nicht mehr so verbissen wie früher. Er hat sich verändert.

Während es in Mittelnorwegen draußen schon am frühen Nachmittag dunkel wurde und nieselte, rutschte Prokop angesichts des nahenden Turnierstarts auf seinem Stuhl im Teamhotel der deutschen Mannschaft nicht nervös hin und her. In den letzten Stunden vor der Partie sei er zwar teils sehr fokussiert, sagte Prokop. »Man ist phasenweise sehr konzentriert und befasst sich mit den eigenen Stärken«, erzählte er. Anders als etwa noch bei der desolaten EM 2018 in Kroatien weiß der Coach mittlerweile aber auch, wann er loslassen muss. »Diesen Mix zu finden, auch locker lassen zu können, gelingt mir persönlich ganz gut.«

Einen solchen Wandel hatten ihm vor zwei Jahren nicht viele zugetraut. Mittlerweile sprechen Spieler oder hochrangige DHB-Funktionäre wie Vizepräsident Bob Hanning über ihre Freude, dass Prokop sich so positiv entwickelt habe. »Er hat sich verändert, und das können nur Spitzenkräfte.« Aber auch der Bundestrainer weiß, dass er letztlich an Ergebnissen gemessen wird. Mindestens das Halbfinale soll bei der EM erreicht werden. Angesichts der günstigen Auslosung ist das auch trotz erheblicher Verletzungssorgen im deutschen Rückraum auch kein unrealistisches Ziel. »Klar ist, dass wir formuliert haben, dass wir erfolgreich spielen wollen«, betonte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Ein deutlicher Erfolg gegen die Niederländer soll dafür nur die Grundlage sein. Bei diesem Vorhaben verzichtet Prokop zunächst auf seinen Kreisläufer Johannes Golla, den er nicht in den 16 Spieler umfassenden Kader für das Auftaktspiel berief. Trotzdem bleibt der 22-Jährige bei der Mannschaft, er soll laut Prokop auch noch zum Einsatz kommen bei der EM. Denn das Turnier wird im Idealfall für die deutsche Mannschaft ein langes und intensives. Die Hauptrunde ab kommender Woche in Wien ist fest eingeplant, anschließend peilt die DHB-Auswahl das Halbfinale in Stockholm an.

Dafür braucht der Coach einen großen Kader. Und er benötigt einen klaren Kopf - in dem zunächst aber nur die Niederländer eine Rolle spielen. »Es ist kein Geheimnis, dass wir in dem Spiel der Favorit sind«, sagte Prokop. »Wenn wir unsere Leistung voll abrufen, dann haben wir auch sehr gute Chancen, dieses Spiel zu gewinnen.« Das war noch sehr vorsichtig formuliert. Komplett verändert hat sich der zweifache Familienvater dann doch nicht.

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