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Gleichzeitig geärgert und gefreut

Ein Meter fehlt Katharina Althaus zu Gold. Zweite Medaillenchance im heutigen Mixed-Wettbewerb.

Am Ende überwiegt die Freude: Katharina Althaus mit ihrer zweiten Silbermedaille nach Pyeongchang 2018.  FOTO: WARMUTH/DPA
Am Ende überwiegt die Freude: Katharina Althaus mit ihrer zweiten Silbermedaille nach Pyeongchang 2018. FOTO: WARMUTH/DPA
Am Ende überwiegt die Freude: Katharina Althaus mit ihrer zweiten Silbermedaille nach Pyeongchang 2018. FOTO: WARMUTH/DPA

ZHANGJIAKOU. Pauline Hessler zu ihrer Linken und Selina Freitag sowie Juliane Seyfarth zu ihrer Rechten gaben ihr Halt und Hoffnung, legten die Arme um sie, streichelten sie. Würde der Vorsprung, mit dem sich Katharina Althaus oben von der Normalschanze in Zhangjiakou abgestoßen hatte, nach dem deutlich kürzeren zweiten Sprung, aber perfekter Landung noch halten? Gold lag auf dem Silbertablett, aber der wechselnde Wind hatte trotz der mächtigen Netze Wege gefunden, um den ersten olympischen Wettbewerb auf der Sprungschanze zu beeinflussen.

Die erste deutsche Medaille bei den Olympischen Spielen von Peking ist aus Silber. Wie vor vier Jahren bei den Spielen in Pyeongchang. Die 25-Jährige vom SC Oberstdorf ging trotz des Rückhalts der drei anderen deutschen Skispringerinnen in die Knie. Und vergoss Tränen. Vor Freude? Oder aus Enttäuschung?

»Das hätte auch ganz anders ausgehen können«

»Ich war irgendwie überwältigt«, sagte Katharina Althaus nach ihrem siebten Medaillengewinn bei einem Großereignis. »Ich habe mich geärgert und gefreut gleichzeitig, das war ein bisserl viel.« Geärgert, »weil ich gehofft habe, dass es reicht diesmal, weil ich gespürt habe, dass mein Sprung richtig gut war«. Gefreut, weil es »trotz der Bedingungen« zwischen den Sloweninnen Ursa Bogataj (108/100 Meter) und Nika Kriznar (103/99,5) noch für eine Medaille reichte. »Das hätte ganz anders ausgehen können«, sagte der neue Bundestrainer Maximilian Mechler nach seiner olympischen Premiere erleichtert – obwohl seiner Topathletin (105,5/94) lediglich ein Meter zum größten Erfolg ihrer Karriere gefehlt hat.

»Es hat schon kurz gebraucht«, gestand Katharina Althaus. »Die Freude überwiegt dann doch.« Dieses Ambivalente begleitet die Zollwachtmeisterin schon die ganze Saison, die mit vier zweiten Plätzen und einem Sieg überragend ist. Einerseits. Andererseits bekam Althaus schon vor einer Woche die Frage gestellt, ob es nach den auffallend vielen zweiten Plätzen nicht auch mal ein bisschen mehr sein dürfte. »Es dürfte selbstverständlich immer mehr sein. Aber ich schätze das alles nach den vergangenen beiden Jahren noch einmal anders ein, schätze auch zweite und dritte Plätze sehr.« Zwei Sätze mit Bestand. Zweite Plätze mit Bestand. Auch die Forderungen von Katharina Althaus haben weiter Bestand. Denn nach dem heutigen Mixed (12.45 Uhr/ZDF und Eurosport) geht es schon wieder nach Hause. Ein Teamspringen gibt es für die Frauen nicht, auch die Großschanze konnten sie in Zhangjiakou nur bestaunen. Die Frau wurde von dieser Zeitung gebeten, diesen Satz zu vervollständigen: »Schön, dass wir in Peking die olympische Premiere im Mixed haben, aber schade, dass ...« Althaus antwortete: »... wir das nicht schon in Pyeongchang hatten und dann im nächsten Schritt ein Teamspringen möglich gewesen wäre.«

Die Gleichberechtigung kommt – aber nur sehr langsam. Dass das deutsche Team als Weltmeister im Mixed mit ihr, Seline Freitag, Karl Geiger und Markus Eisenbichler nur Außenseiter ist, liegt nicht an ihr: Ihre Kolleginnen schwächeln, belegten am Samstag die Plätze 19 (Juliane Seyfarth), 22 (Selina Freitag) und 24 (Pauline Hessler).

Sie alle zusammen haben am Samstagabend noch etwas gefeiert. Nähe? Viele Menschen? Das haben sie sich alle abgewöhnt. Als Maximilian Mechler bei der Pressekonferenz in einem warmen Raum mit knapp 100 eng beieinander sitzenden Personen saß, habe er gedacht: »Hoffentlich geht alles gut.« Der Trainer hatte sich vor dem Abflug drei Wochen von seiner Familie isoliert, ebenso Katharina Althaus. Die ergänzte: »Ich war richtig froh, dass es eine kurze PK mit nur einer Frage war.« Und die war schnell beantwortet: Silber ist wie Gold. (GEA)