Berlin (dpa) - Jürgen Klinsmann jubelte kurz auf und schloss dann seinen Assistenten Alexander Nouri in die Arme. Sein erster Erfolg im dritten Spiel als Coach von Hertha BSC und das Ende der langen Sieglosserie der Berliner sorgten auch beim Ex-Bundestrainer sichtbar für Erleichterung.
Mit dem 1:0 (0:0) in einer mäßigen Bundesliga-Partie gegen den SC Freiburg darf Klinsmann weiter auf etwas Aufbruchstimmung im Abstiegskampf hoffen. »Für die Mannschaft ist es enorm wichtig, da brauchen wir gar nicht drüber reden«, sagte der 55-Jährige. »Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir die drei Punkte brauchen, egal wie. Und die drei Punkte haben wir jetzt, und dann geht es alles etwas leichter. Die Köpfe werden leichter.«
Vor der mäßigen Kulisse von 37.343 Zuschauern im Olympiastadion schien die Atmosphäre angesichts von lauten Pfiffen zur Halbzeit schon zu kippen. Dank des Flatterschusses des Ex-Freiburgers Vladimir Darida aus gut 20 Metern (53. Minute) feierten die Berliner aber den ersten Ligadreier seit mehr als zehn Wochen und zuvor sieben sieglosen Partien.
»Die letzten zwei Monate waren nicht einfach. Wir haben so einen dreckigen Sieg gebraucht, anders ging es auch nicht«, sagte Kapitän Vedad Ibisevic, der an der Seite von Sturmpartner Davie Selke zu seinem Startelfdebüt unter Klinsmann kam. »Wir Spieler sind auch Menschen, wir leiden auch darunter. Manchmal sieht es so aus, als ob es uns scheißegal ist - aber das ist es nicht.« Der Hauptstadtclub verhinderte die vierte Heimniederlage in Serie und damit die Einstellung seines Vereinsnegativrekords in der Bundesliga.
Die zu passiven Freiburger warten hingegen weiter seit Ende September auf einen Auswärtserfolg und rutschten vor den Augen des neuen DFB-Präsidenten und Ex-Vereinschefs Fritz Keller vom fünften auf den sechsten Tabellenplatz. Gegen defensiv ausgerichtete Berliner kamen die Breisgauer erst nach dem Rückstand zu größeren Möglichkeiten, Nationalspieler Robin Koch verfehlte aber das Tor des wackligen Hertha-Keepers Rune Jarstein (57.).
»Heute stinkt es mir schon richtig, dass wir dieses Spiel verloren haben, weil du das Spiel nicht verlieren darfst«, sagte SC-Trainer Christian Streich sichtbar angefressen und schaute bei seinem ernüchternden Fazit mit leerem Blick ins Nichts. »Es wäre wichtig gewesen, dass wir Hertha auf Distanz halten.«
Allerdings liegen die Freiburger immer noch zehn Punkte vor den Berlinern, die den Abstand zur Abstiegszone vorerst vergrößern konnten. Angesichts der schweren Aufgaben zum Hinrundenende mit Duellen bei Bayer Leverkusen sowie gegen Borussia Mönchengladbach und dem Rückrundenauftakt gegen den FC Bayern geht der Blick weiter nach unten. »Ich hoffe, das gibt uns Selbstbewusstsein für die nächsten Spiele«, sagte Torschütze Darida, der in seinem 100. Ligaeinsatz für Hertha gegen seinen früheren Verein traf. »Die letzten zwei Spiele müssen wir irgendwo Punkte mitnehmen, dann haben wir Zeit, etwas zusammen zu lernen.«
Diese gemeinsame Zeit in der Winterpause hat Klinsmann noch weiter verlängert. Statt wie ursprünglich geplant am 2. Januar beginnt Hertha bereits wieder am 29. Dezember mit dem Training, wie der Club am Samstag bestätigte. »Ich werde etwas weniger zu Hause sein, die Frau und Familie sind nicht so glücklich«, sagte Darida. »Aber in dieser Situation können wir nicht einfach zu Hause liegen, sondern wir müssen etwas machen.«