Pokljuka (dpa) - Den Schulterklopfer von Biathlon-König Johannes Thingnes Bö hatte sich Benedikt Doll im Ziel mehr als verdient.
Mit einer beeindruckenden Schlussrunde und dem zweiten Platz noch vor dem sonst so dominanten Norweger im Massenstart von Pokljuka schwang sich der 29-Jährige endgültig zum WM-Mitfavoriten auf. »Ich habe ein richtig, richtig gutes Gefühl«, sagte Benedikt Doll zweieinhalb Wochen vor dem Saison-Highlight in Antholz.
In Slowenien sorgte der Ex-Weltmeister bei der Generalprobe für den Glanzpunkt des Wochenendes und sagte anschließend, er könne nun »wirklich auf eine Einzelmedaille schielen«. Nicht einmal die Über-Skijäger waren dem Schwarzwälder am Ende der 15 Kilometer gewachsen und staunten über die erstaunliche Leistung Dolls. »Ich war überrascht, dass es bei Martin Fourcade ein bisschen schwer ging und ich auch vor Johannes Thingnes Bö bleiben konnte«, sagte Doll und bilanzierte entspannt: »Das macht mich schon sehr glücklich.«
Während die Männer vor dem ersten WM-Rennen am 13. Februar schon sehr stark in Form sind, bleibt es bei den Frauen weiterhin ein Auf und Ab. Denise Herrmann hatte am Freitag noch überlegen das Einzel gewonnen, zum Abschluss reichte es im Massenstart nur zu Platz 15. »Mir ist das heute nicht gut gelungen am Schießstand und ich habe gemerkt, dass ich in den Beinen ganz schön müde war«, sagte Herrmann der Deutschen Presse-Agentur: »Für die WM bleibe ich aber positiv.« Positiv: Auch die Mixedstaffel schaffte es in einer besseren B-Besetzung am Samstag als Dritte ebenfalls auf das Podest.
»Mich freut es besonders, dass wir alle im Team richtig stabil schießen«, sagte Doll zu den Herren von Bundestrainer Mark Kirchner. Einzig dem Franzosen Quentin Fillon Maillet musste er sich mit einem Schießfehler geschlagen geben. Für Doll war es vor Bö der dritte Podestplatz in diesem Winter, für das Männer-Team bereits der fünfte.
Das gute Teamergebnis rundeten Philipp Horn (3 Fehler) als Zwölfter direkt gefolgt von Arnd Peiffer als 13. (1) und Erik Lesser (1) ab. Als 14. schaffte Lesser bei seiner letzten Chance die halbe WM-Norm. Aber auch ohne die erfüllten verbandsinternen Kriterien scheint es gut möglich, dass Lesser mit nach Südtirol fährt. Entschieden wird das in der kommenden Woche, ehe sich das WM-Team am nächsten Sonntag in Ridnaun zum abschließenden Trainingslager in Italien trifft.
Während in Doll, Horn, Peiffer sowie Philipp Nawrath und Johannes Kühn fünf Männer die nötigen Vorleistungen (einmal Top acht oder zweimal Top 15) erfüllt haben, sind es bei den Frauen in Herrmann, Vanessa Hinz und Franziska Preuß, die im Massenstart nicht antrat, nur drei. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass zwei weitere Damen mit nach Antholz fahren. Am ehesten könnten das Karolin Horchler und Janina Hettich sein. Die Ex-Weltmeisterinnen Franziska Hildebrand und Maren Hammerschmidt haben dem Vernehmen nach weniger Chancen.
Die Männer um Doll (»Noch mehr WM-Motivation geht gar nicht«) können mannschaftlich überzeugen, bei den Frauen gelingt das aber noch nicht. Zwei Tage nach ihrem überzeugenden ersten Saisonsieg über 20 Kilometer verpasste Verfolgungs-Weltmeisterin Herrmann mit fünf Schießfehlern beim Sieg der Schwedin Hanna Öberg die Top 10 des Massenstarts klar. Die 31 Jahre alte Sächsin hatte im Einzel noch alle Scheiben getroffen, die Konstanz mit der Waffe bleibt für die Ex-Langläuferin weiterhin ein Problem. Trotzdem ist Herrmanns Form ansteigend - und auch sie kann in Antholz Medaillen gewinnen.
Für den Rest des Frauenteams wird das schon deutlich schwerer. Zum Abschluss wurde Vanessa Hinz (4 Fehler) 24., Karolin Horchler (5) belegte den 30. und damit letzten Rang. Am Samstag hatte die Mixedstaffel mit Horn, Kühn, Hettich und Hinz hinter Frankreich und Norwegen den Sprung auf das Podium geschafft - die Stars um Herrmann und Doll wurden dabei geschont. Im nicht-olympischen Single-Mixed reichte es für Preuß und Lesser nur zum elften Rang.
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