BERLIN. Die alte Weisheit, dass Eröffnungsspiele bei Großturnieren für den Gastgeber immer etwas steinig sein können, durften die deutschen Handballer am Donnerstagabend in ihrem WM-Auftaktspiel gegen Korea erleben.
Fast etwas mühsam, am Ende dann jedoch klar und sicher bezwang die Auswahl des Gastgebers bei der 26. Weltmeisterschaft die Mannschaft aus Ostasien mit 30:19 (13:9). Anschließend fielen vor 13 500 Zuschauern Brocken der Erleichterung von den Schultern der deutschen Spieler.
»Es war der Augenblick, von dem wir alle geträumt haben. Jetzt ist es endlich Wirklichkeit«
»Es war der Augenblick, von dem wir alle im geträumt haben. Jetzt ist es Wirklichkeit, dass wir im Turnier drin sind und mich durchströmt Freude und Stolz. Außerdem ist absolut absolut positiv, dass alle von uns gespielt haben.« Linksaußen Fabian Musche, der gegen die unorthodox spielenden Koreaner zwei Tore erzielte, als Deutschlands Superstar Uwe Gensheimer geschont wurde, zeigte sich nach dem Abpfiff überwältigt. Sofort jedoch schob er nach dem erwarteten Pflichtsieg aber nach: »Jetzt müssen wir aber alle fokussiert bleiben, denn wir wollen ja noch ganz lange bei der Weltmeisterschaft dabei sein.« Glasklar war allen trotz der Freude, dass man in der emotionsreichen Auftaktpartie nach der Eröffnungszeremonie in der Berliner Mercedes-Benz-Arena in der Nähe des Ostbahnhofes trotzdem noch zu viele Fehler gemacht hat.
So sagte Bundestrainer Christian Prokop, für den das Spiel eine erste wichtige Nagelprobe war, um zu beweisen, dass er es besser als bei der EM vor einem Jahr macht, dass er sich darüber freut, alle Spieler eingesetzt zu haben. Darauf lobte er dann sofort seine Jungs: »Wir haben sehr clever und sehr intensiv verteidigt und haben zwei gute Varianten mit der 6:0 und der 3:2:1-Abwehr drauf. Dazu haben wir wenig technische Fehler gemacht und viele Tore über den Kreis erzielt.« Stimmt.
Abwehrrecke Hendrik Pekeler erzielte gegen die fast zwei Köpfe kleineren Koreaner vier Tore, Patrick Wiencek zwei und Jannik Kohlbacher vier. Doch Prokop verschwieg auch nicht, dass ihm nicht so gut gefallen hat, dass sein Team viele klar herausgespielte Torchancen nicht verwertet hatte. Vertiefen wollte er das angesichts des Erfolges öffentlich aber nicht und meinte nur lächelnd: »Es gäbe viel über den ein oder anderen Fehlwurf zu sprechen, doch nicht heute. Die Chancenverwertung ist kein Problem für meine Spieler, denn sie sind alle stark ausgebildet.« Koreas Cheftrainer meinte anschließend nur anerkennend angesichts der überlegenen Deutschen: »Ich bin glücklich, dass wir als vereintes Team auch als Einheit zusammengestanden und bis zum Ende nie aufgegeben haben.«
Der lautstarke Jubelempfang der Fans hatte jedoch die deutschen Spieler sichtlich beeindruckt, sodass sie etwas holprig unterwegs waren, ehe sie sich endgültig warmgespielt hatten. Doch zu keiner Zeit musste man Angst haben, dass sie verlieren könnten.
»Wir haben sehr clever und intensiv verteidigt. Wir haben viele Tore über den Kreis erzielt«
Vor zahlreicher Polit-Prominenz auf der Tribüne baute die deutsche Auswahl ihre Führung rasch aus, auch wenn die erste Halbzeit von vielen Zeitstrafen geprägt war. Allein in der ersten Hälfte kassierte Prokops Mannschaft fünf Zweiminutenstrafen. Die wuseligen Koreaner griffen herzhaft zu und die deutsche Abwehr vor dem überragend aufgelegten Torwart Andreas Wolff ebenfalls. Teils fragwürdige Strafen bremsten den Spielverlauf, sodass die Partie keine überaus spektakulären Momente hatte Wolff aber, der mit zehn Paraden und zwei gehaltenen Siebenmetern zum Spieler des Tages gewählt wurde, war ein sicherer Rückhalt. Kapitän Uwe Gensheimer war auf Linksaußen gegen den Außenseiter mit sieben Treffern allerdings bester Werfer der DHB-Auswahl. Das Spiel sollte zwölf Jahre nach dem legendären Wintermärchen wie ein Dosenöffner für den angestrebten großen Wurf wirken. Und den nächsten Schritt zum Einzug in die Hauptrunde kann Prokops Team am Samstag (18.15 Uhr/ZDF) machen, wenn es gegen Brasilien geht. (GEA)