London (dpa) - Pfundige alte Männer mit zugeknöpften Hemden gegen dynamische und durchtrainierte Jungspunde: Bei der Darts-WM in London elektrisieren das Duell der Philosophien und der immer stärker voranschreitende die Fans in der Endphase des wichtigsten Turniers der Welt.
Nach den Rücktritten der Darts-Größen Phil Taylor und Raymond van Barneveld sind es immer häufiger die »Young Guns«, die die wichtigen Siege davontragen und ihre deutlich älteren Rivalen auf der größten Bühne bezwingen.
Das beste Beispiel für den Wandel ist der 28 Jahre alte Nathan Aspinall aus England, der zunächst den schottischen Ex-Weltmeister Gary Anderson aus dem Turnier warf und anschließend die gewachsenen Ambitionen der nächsten Generation betonte. »Wir haben Hunger. Wir wollen das Geld, und wir wollen die Titel. Wir haben keine Angst mehr vor den großen Namen, vor den Arrivierten«, sagte »The Asp« bei Sport1 nach seinem furiosen 4:2-Sieg über den »Flying Scotsman«, der auch mit 49 noch immer zur absoluten Weltelite zählt.
Ins WM-Viertelfinale haben es diesmal in Aspinall, seinem Landsmann Luke Humphries sowie dem Belgier Dimitri van den Bergh drei Spieler unter 30 geschafft - und die beiden Topfavoriten Michael van Gerwen (Niederlande, 30) und Gerwyn Price (Wales, 34) zählen selbst noch zu den Jüngeren. Auf die Frage, ob der Generationswechsel sich derzeit im Darts-Sport bemerkbar mache, antwortete Aspinall keck: »Zu einer Million Prozent.« Am Sonntagnachmittag zog er mit einem 5:3 über van den Bergh relativ souverän ins Halbfinale ein.
Der Wandel ist auch für die Millionen Fans an den TV-Geräten bestens dokumentiert. Während die frühere Generation um »The Power« Taylor und »Barney« noch aus der Kneipe kam und jahrzehntelang mit einer sichtbaren Plauze Pfeile warf, hat sich das Bild deutlich geändert. Die als nächste Superstars gehandelten Aspinall, van den Bergh oder Deutschlands Hoffnungsträger Max Hopp sind schlank und sehen den Sport ganzheitlich. Sie betreiben Mentaltraining und halten sich beim Sport fit, um den Belastungen auf der Bühne gewachsen zu sein.
»Ich hoffe, dass mir das einen Vorteil gegenüber dem einen oder anderen Gegner bringt«, sagte »Maximiser« Hopp, für den das WM-Viertelfinale diesmal auch greifbar gewesen wäre, einmal zu seiner regelmäßigen sportlichen Betätigung. Auch der gesundheitliche Aspekt macht sich immer deutlicher bemerkbar: Der zurückgetretene »Barney« (52) leidet an Diabetes, Anderson setzte bei Turnieren zuletzt regelmäßig wegen Rückenproblemen aus. Die junge Generation hingegen, sie spielt und spielt - und gewinnt von Jahr zu Jahr mehr.