Sinsheim (dpa) - Florian Niederlechner lachte bei der Frage, ob er sich nach diesem Gala-Auftritt ein Bierchen auf der Heimfahrt verdient habe.
»Ich muss mal mit dem Trainer reden. Wenn ich eins trinke, könnte ich am Dienstag auch spielen«, sagte der Stürmer des FC Augsburg, nachdem er beim 4:2 (1:1)-Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim alle vier Tore vorbereitet hatte. »Aber mal schauen. Ich weiß gar nicht, ob wir eins im Bus haben, wenn ich ehrlich bin.«
Überglücklich zog der Matchwinner des Freitagabendspiels in der Fußball-Bundesliga mit seinen Mitspielern von dannen. Der FCA ist die Mannschaft der Stunde im Oberhaus und holte aus den vergangenen fünf Spielen nun 13 Punkte. Mit dem Erfolg und nun 20 Zählern setzten sich die Schwaben zumindest vorerst ins gesicherte Mittelfeld ab. Mit einem weiteren Sieg am Dienstag gegen Fortuna Düsseldorf könnte Augsburg »richtig ordentliche Weihnachten haben«, wie es Doppel-Torschütze Philipp Max ausdrückte.
»Für uns war es unheimlich wichtig, dass wir uns nach hinten ein bisschen befreien können«, sagte Trainer Martin Schmidt nach dem nächsten Coup im Abstiegskampf. Am letzten Vorrundenspieltag tritt sein Team noch in Leipzig an, doch im Fokus steht in der kommenden Woche eindeutig die Begegnung gegen die Düsseldorfer. »Wir können sie weiter distanzieren mit einem Heimsieg, das wollen wir mit aller Macht«, betonte Niederlechner.
Der Matchwinner lieferte die Vorlagen zu drei Treffern und holte noch einen Strafstoß raus. Max (11. und 51. Minute/Foulelfmeter) sowie Frederik Jensen (56.) und Iago (85.) mit ihren jeweils ersten Bundesliga-Toren trafen vor 23 309 Zuschauern für die Gäste. »Alles in allem war es ein Sieg mit Fleiß, Mentalität, Leidenschaft, Spielglück und einem guten Torwart«, sagte Schmidt.
Eiskalt nutzten die Augsburger ihre Chancen, während die Hoffenheimer aus fast 70 Prozent Ballbesitz und 19 Torschüssen viel zu wenig machten. »Es macht einfach riesig Spaß im Moment«, betonte Niederlechner, der seit seinem Wechsel im Sommer vom SC Freiburg zurück in die bayrische Heimat immer mehr aufblüht.
Für Schmidt ist Niederlechner ein »Teamleader«, ein »sehr, sehr guter Konter- und Umschaltspieler« und »unser erster Verteidiger: Wenn einer da vorne nie aufhört, dann hebt auch hinten keiner die Hand.« Nach einem schwierigen Saisonstart hat sich die Mannschaft gefunden. Nach der 1:5-Pleite in Mönchengladbach habe man »den Bock umgestoßen«, so der 29-Jährige Angreifer: »Wir spielen jetzt einfach ganz anders, mit viel Selbstvertrauen hinten. Heute hatten wir eine brutale Wucht. Das macht richtig Bock momentan.«
Für Max war es »ein Prozess, es wurde Woche für Woche besser«. Von höheren Ambitionen wollte er nichts wissen: »Ich will hier von nichts anderem reden als von Klassenerhalt.«
Natürlich hätte Niederlechner auch gerne sein Torekonto von sieben Treffern weiter aufgestockt. Die Rolle des Vorbereiters mache »auf alle Fälle viel Spaß, aber ich bin ganz ehrlich: Ich hätte auch gerne selbst eines gemacht. Aber wenn man vier Vorlagen macht, das ist absolut geil. Aber wichtiger ist einfach der Dreier, weil er uns unheimlich gut tut.«