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Bircher Müsli statt Bier: Dortmund feiert »Asketen« Bürki

Klopp oder Tuchel? Für den BVB könnte es im Achtelfinale der Champions League zu einem Wiedersehen mit einem ehemaligen Trainer kommen. Dass der Revierclub überhaupt noch im Kreis der Großen dabei ist, war vor allem einem Profi zu verdanken.

BVB-Keeper
Dortmunds Torhüter Roman Bürki war der Held. Foto: Bernd Thissen/dpa
Dortmunds Torhüter Roman Bürki war der Held. Foto: Bernd Thissen/dpa

Dortmund (dpa) - Der magische Moment ging Roman Bürki sichtlich nahe. Ganz allein stand der Torhüter vor der bebenden Südtribüne des Dortmunder Fußball-Tempels und genoss die Ovationen der Fans.

Als Dank für seine Weltklasse-Leistung beim 2:1 (1:1) über Slavia Prag im spektakulären Gruppenfinale der Champions League hatten ihm seine Mitspieler auf dem gemeinsamen Weg Richtung »Gelbe Wand« generös den Vortritt gelassen. »Das hat mich unheimlich berührt. Daran werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern«, kommentierte der Schweizer voller Stolz über den Achtelfinal-Einzug, »ich musste mich zusammenreißen, damit die Emotionen nicht Überhand nehmen.«

Ähnlich hoch her ging es auch wenige Minuten später in der Kabine, als das Team den 29 Jahre alten Keeper lautstark feierte. Auf die Frage, ob der Schweizer von seinen Kollegen nun zu einem Bier eingeladen werde, antwortete Mats Hummels bei DAZN schmunzelnd: »Ich weiß gar nicht, ob er das mag. Er ist ja so ein Asket. Vielleicht kriegt er ein Bircher Müsli.«

Mit gleich sieben außergewöhnlichen Rettungstaten trug Bürki in tragender Rolle dazu bei, dass sich der Revierclub über weitere Einnahmen von mehr als zehn Millionen Euro freuen darf. Selbst der für seine eher nüchternen Spielanalysen bekannte BVB-Coach Lucien Favre, der nur selten Einzellob verteilt, geriet ins Schwärmen: »Roman Bürki war unglaublich, er war fantastisch.«

Neben Bürki trug auch der FC Barcelona zum Happy End bei. Obwohl die bereits zuvor für die K.o.-Runde qualifizierten Katalanen auf zahlreiche Stars wie Lionel Messi verzichtet hatten, leisteten sie mit dem 2:1 bei Inter Mailand die erhoffte Schützenhilfe. »Barça hat das sehr professionell gemacht. Deswegen herzlichen Dank. Aber wir haben uns das Weiterkommen auch verdient«, befand Lizenzspielerchef Sebastian Kehl.

Nach dem glücklichen Erfolg im vogelwilden Spiel gegen Prag mit reichlich Chancen auf beiden Seiten könnte es für die Borussia zu einem Wiedersehen mit den einstigen Trainern Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel kommen. Sowohl der FC Liverpool als auch Paris Saint-Germain gehören zum Kreis jener fünf Mannschaften, die dem BVB am kommenden Montag zugelost werden könnten.

Als weitere Gegner kommen die weiteren Gruppensieger Manchester City, Juventus Turin und der FC Valencia infrage. Zu einem Wunschgegner wollte sich Kehl noch nicht äußern: »Jetzt genießen wir erst einmal diesen Moment und sind überglücklich, noch dabei zu sein. Egal wer jetzt kommt, wir werden gerüstet sein.«

Dass die Borussia zum sechsten Mal in den vergangenen acht Jahren im Achtelfinale der Königsklasse steht, machte alle Beteiligten stolz. Zudem dürfte der dritte Pflichtspielsieg in Serie einen weiteren Schub für die restlichen Hinrundenpartien in der Bundesliga in Mainz, gegen Leipzig und in Hoffenheim geben. »Das gibt uns allen Kraft und tat heute besonders gut. Vor einigen Wochen sah das noch ganz anders aus«, sagte Torschütze Julian Brandt mit Bezug auf den tristen November, in dem Fußball-Lehrer Favre nach diversen schwachen Auftritten des Teams noch um seinen Job bangen musste.

Doch das Trainer-Thema scheint vorerst ausgestanden. Der 62 alte Schweizer geht jedenfalls von einem längeren Verbleib in Dortmund aus. »In der Zukunft, ja sicher. Davon bin ich überzeugt. Aber es braucht Zeit«, antwortete Favre in einem Interview der »Sport Bild« auf die Frage, ob er an eine Meisterschaft mit dem BVB glaube.

Auch Matchwinner Bürki ist zuversichtlich, dass es bis zur Winterpause keine weitere Unruhe gibt: »Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben eine Top-Gruppe in der Champions League überstanden und können nun selbstbewusst auftreten.«