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Aktuell Bundestrainer

Bühne frei für den ultimativen Auftritt

Das letzte Turnier von Joachim Löw ist angepfiffen. Sein erster Gegner ist Weltmeister Frankreich

Maximal noch sieben Spiele: Bundestrainer Joachim Löw. FOTO: GAMBARINI/DPA
Maximal noch sieben Spiele: Bundestrainer Joachim Löw. FOTO: GAMBARINI/DPA
Maximal noch sieben Spiele: Bundestrainer Joachim Löw. FOTO: GAMBARINI/DPA

HERZOGENAURACH. Die Zeit der Ausreden und der Entschuldigungen ist endgültig vorbei. Jetzt zählen nur noch Ergebnisse für Joachim Löw. Bühne frei für den Bundestrainer, nach 15 Jahren ist sein letztes Turnier angepfiffen. Löw hat die Weichen gestellt, er hat seinen Kurs dramatisch korrigiert, weil er alles dem kurzfristigen Erfolg bei diesem Turnier unterordnet. Langfristige Überlegungen spielen keine Rolle mehr, logisch, sein Nachfolger ist in seinem ehemaligen Assistenten Hansi Flick längst verpflichtet.

Man muss nicht alles wieder aufzählen, was dieser Mann geleistet hat. Der mit Abstand größte Erfolg seiner großen Karriere war der Triumph von Rio de Janeiro 2014, der ihn auf dieselbe Stufe hob wie Sepp Herberger, Helmut Schön und Franz Beckenbauer. Nach diesem großen Sieg verpasste Löw den Abschied, er verpasste ihn danach noch mehrfach. Selbst das Desaster von Russland 2018 brachte ihn zwar zum Nachdenken, aber nie zum Umdenken.

Das erste Umdenken fand statt vor seinem letzten Turnier. Er holte Thomas Müller und Mats Hummels zurück, die er vorher ausgemustert hatte. Löw konnte sich darauf verlassen, dass beide bereitwillig zurückkamen. Auch Jerome Boateng, der Dritte im Bunde der vor zweieinhalb Jahren Aussortierten, wäre zurückgekommen.

Löw entschied sich anders. Löw denkt zum ersten Mal in seiner Karriere alternativlos kurzfristig. Und Löw kann sich weiter auf seine spielende Gefolgschaft verlassen. Löw muss seine Hierarchien allenfalls da und dort überdenken, vielleicht, ändern wird er wenig, was die Konstanten in seinem Spiel anbelangt. In diesem Turnier hat Löw das große Glück, dass die wirksamste Konstante im Spiel der Nationalmannschaft der verlässliche Block des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München ist. Das wird Löw helfen, seine Ziele zu erreichen. Vielleicht. Wenn alles gut geht. Die Konkurrenz schläft nicht, der viermalige Weltmeister trifft auf sie bereits in der Vorrunde.

Man muss immer wieder darauf hinweisen, es geht gegen den Weltmeister Frankreich, den Europameister Portugal und die Ungarn. Dem Vorgänger von Joachim Löw ist eingefallen, die Chancen der deutschen Mannschaft in diesem Turnier mit denen Griechenlands 2004 zu vergleichen. »Die deutsche Mannschaft ist nicht der Top-Favorit. Aber Griechenland war 2004 von der Favoritenrolle viel weiter weg als Deutschland 2021 – und hat am Ende doch das Turnier gewonnen«, sagt Jürgen Klinsmann. Als Otto Rehhagel sensationell mit den Hellenen Europameister wurde, war Deutschland längst Zuhause und Teamchef Rudi Völler lange zurückgetreten. Jürgen Klinsmann wurde Nachfolger, Assistent Joachim Löw. Die Zeiten neigen sich ihrem Ende zu. (GEA)