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0:0 gegen Frankreich: Löw-Elf war dem Sieg näher

Im ersten Spiel nach der WM hat das Löw-Team den Weltmeister am Rand der Niederlage.

Deutschland - Frankreich
Nationsleague: Frankreichs Samuel Umtiti kann einen Seitfallszieher von Thomas Müller gerade noch blocken. Foto: Marius Becker.
Nationsleague: Frankreichs Samuel Umtiti kann einen Seitfallszieher von Thomas Müller gerade noch blocken. Foto: Marius Becker.

MÜNCHEN. Die deutschen Fans bereiteten der Fußball-Nationalmannschaft bereits beim Aufwärmen einen enthusiastischen Empfang, als hätte es das Weltmeisterschafts-Debakel in Russland nicht gegeben. Zudem warteten die Fans auf der Tribüne mit einer Choreographie in Form eines Herzens auf. Diesen Vorschuss an Rückhalt verdiente sich das Team in den anschließenden 90 Minuten vor allem mit einer couragierten zweiten Halbzeit. Zum Auftakt der Nations League trotzte das Team von Bundestrainer Joachim Löw Weltmeister Frankreich ein 0:0 ab und war dabei dem Sieg näher als der Favorit aus dem Nachbarland.

Im Vergleich zur Aufstellung, die in Russland durch das 0:2 gegen Südkorea das blamable Vorrunden-Aus besiegelt hatte, nahm Löw erwartungsgemäß wenige personelle Änderungen vor. Antonio Rüdiger vom FC Chelsea ersetzte Linksverteidiger Jonas Hector, der aufgrund des prallen Zweitliga-Programms geschont wurde, Mönchengladbachs Matthias Ginter spielte auf der Rechtsverteidiger-Position und Bayern-Urgestein Thomas Müller kehrte in die Offensiv-Abteilung zurück. Die übrigen acht Positionen von Kapitän Manuel Neuer im Tor bis zu Angreifer Timo Werner blieben unverändert.

Bei Frankreich verfuhr Didier Deschamps nach der uralten Devise »Never change a winning team«. Der Trainer der »Les Bleus« nahm bis auf den am Oberschenkel verletzten Torhüter Hugo Lloris keine einzige Veränderung gegenüber der Mannschaft vor, die in Russland das WM-Finale gegen Kroatien mit 4:2 gewonnen hatte.

Frankreich mit dem Stuttgarter Benjamin Pavard auf der Außenverteidiger-Position behielt in der ausverkauften Allianz-Arena zunächst seinen Erfolgs-Stil des World Cups bei. Abwartend, aber kombinationssicher und sehr flink bei Ballbesitz. Das Löw-Team ging engagiert in die Zweikämpfe, bisweilen übereifrig. Der Wille, sich zu rehabilitieren, war den Gastgebern anzumerken. So halfen auch Müller und Marco Reus bei Bedarf in der Abwehr aus. Und offensiv versuchte die Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit schnellen, schnörkellosen Aktionen, zu Möglichkeiten zu kommen. Frankreichs Verteidigung war - wie bei der WM schon - nicht sattelfest. Aber es fehlte die Präzision, gerade auch bei Standards von Toni Kroos, der vor dem Anpfiff als Fußballer des Jahres ausgezeichnet worden war, und zusammen mit Joshua Kimmich zentral vor der Abwehr spielte.

Die erste Chance hatte Werner nach Zuspiel von Jerome Boateng. Sein Flachschuss wurde eine sichere Beute von Lloris-Stellvertreter Alphonse Areola (18.). Dann dauerte es beinahe weitere 18 Minuten, ehe sich Neuer auf der Gegenseite bei einem Kopfball Olivier Girouds sehr lang machen musste. Immer mal wieder ließ Gäste-Jungstar Kylian Mbappe sein technisches Geschick aufblitzen, ohne aber bis auf einen ungefährlichen Freistoß (43.) selbst zu Chancen zu kommen. Auch der zweite französische Versuch durch Antoine Griezmann war unplatziert (49.), später parierte Neuer (63.). Nach dem Seitenwechsel löste Frankreich die Handbremse. So ergaben sich Räume, aus denen die Löw-Schützlinge aber zu wenig machten. Die besten Chancen hatten der bis dahin kaum in Erscheinung getretene Marco Reus mit einem gefühlvollen Schlenzer (63.), der bei einem Konter nach vorne gestürmte Mats Hummels (72.) und Ginter mit einem Kopfball (74.). In diesen Szenen - inzwischen hatte es zu regnen begonnen - reagierte Areola glänzend, die Zuschauer gingen begeistert mit. Stellenweise entwickelte sich das deutsche Spiel zum Powerplay. Ausschließlich Beifall war aber nicht angesagt. Die Einwechslung Ilkay Gündogans für Leon Goretzka wurde mit wenigen Pfiffen quittiert (66.). Gündogan steht seit seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in der Kritik. (GEA)