REUTLINGEN. Für die Fußballer des SSV Reutlingen werden Geisterspiele langsam zur Gewohnheit. Nachdem am vergangenen Samstag gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen (0:3) erstmals in der Vereinsgeschichte Zuschauer bei einem Heimspiel ausgeschlossen wurden, wird die Öffentlichkeit auch für das nächste Spiel im heimischen Kreuzeiche-Stadion am Samstag (14 Uhr) gegen den 1. Göppinger SV ausgesperrt.
Anders als damals ist das Geisterspiel allerdings diesmal keine Strafe des Oberliga-Sportgerichts (der GEA berichtete). Schuld hat nun das sich in Baden-Württemberg immer rasanter ausbreitende Coronavirus. Das hat zuerst dem Oberliga-Rivalen Stuttgarter Kickers ein Heimspiel ohne Zuschauer gegen den 1. CfR Pforzheim beschert. In Reutlingen überschlugen sich die Ereignisse, nachdem Oberbürgermeister Thomas Keck auf einer Pressekonferenz ein Verbot von Veranstaltungen ab 200 Personen ausgesprochen hatte.
Theo Faßnacht stand nach der PK von Keck im ständigen Kontakt mit dem Württembergischen Fußball-Verband (WFV). »Wir hätten das Spiel gerne komplett abgesagt«, sagte der Fußball-Vorsitzende des SSV. Denn anders als beim ersten Geisterspiel, als die Ultra-Fans der Szene E mit einer Spendenaktion dem SSV mehr als 18 000 Euro beschert haben, werden »wir diesmal gar keine Einnahmen haben«, sagte Faßnacht. Der WFV traf eine andere Entscheidung für das Heimspiel des SSV. Faßnacht fordert vom Verband nun eine klare Entscheidung: »Es kann nicht Woche für Woche aufs Neue diskutiert werden. Wir brauchen eine einheitliche Regelung für die gesamte Liga.« Faßnacht geht davon aus, dass »die Geschichte noch lange nicht zu Ende« ist. Werden für den Rest der Saison weitere Heimspiele des SSV ohne Zuschauer ausgetragen, würde das den Club hart treffen. »Ich weiß nicht, wie wir das finanziell darstellen sollen.«
Die Fußball-Abteilung des SSV hat gestern zudem die für Dienstag geplante Mitgliederversammlung abgesagt. »Gesundheit geht vor. Jeder von uns steht jetzt in der Verantwortung, alles zu tun, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen«, schrieb Faßnacht in einer Mitteilung. Trotz der anstehenden Neuwahl der Gremien wäre es nicht zu verantworten, die Versammlung durchzuführen. Ein neuer Termin soll festgesetzt werden, sobald sich die Situation entspannt hat. Statt der Versammlung werden sich am Dienstag die Mitglieder der aktuell gewählten Gremien mit den Kandidaten für den neuen Vorstand sowie der Unterstützergruppe treffen, um an einer Lösung für die Interimszeit zu arbeiten. (GEA)