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Sportvereine aus dem Kreis Reutlingen äußern Erwartungen an Bund-Länder-Gipfel

Sportvereine aus dem Kreis Reutlingen über ihre Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen in Bezug auf Corona-Maßnahmen und den Bund-Länder-Gipfel.

Im Sommer durften Sportvereine unter strengen Hygiene-Maßnahmen einen Trainingsbetrieb anbieten. Foto: Frank Pieth
Im Sommer durften Sportvereine unter strengen Hygiene-Maßnahmen einen Trainingsbetrieb anbieten.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder treffen sich an diesem Mittwoch zum nächsten Bund-Länder-Gipfel, um über die Corona-Maßnahmen zu sprechen. Es zeichnen sich wieder Konfliktpunkte ab. Der Landessportverband (LSV) setzte sich im Vorfeld für Lockerungen im Breitensport ein. »Für uns ist wichtig, dass wir langsam und kontrolliert wieder in einen geregelten Sportbetrieb zurückkehren«, sagte Präsidentin Elvira Menzer-Haasis am Dienstag. Und wie sind die Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen der Sportanbieter?

Tobias Buss erwartet für den Sport »nicht viel bis gar nichts« von den Beratungen. Allerdings erhofft sich der Geschäftsführer der TSG Reutlingen, dass »der Sport als Teil der Lösung angesehen wird« im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Durch Sport würden die Menschen ihr Immunsystem stärken und so neben fit auch gesund bleiben. Dies hatte er als Vertreter der TSG zusammen mit anderen baden-württembergischen Großvereinen bereits im November mit einem Schreiben versucht, an die Landesregierung heranzutragen. Eine Lockerung der Einschnitte für den Sport sei für ihn nicht in Sicht.

Tobias Buss , Geschäftsführer der TSG Reutlingen. FOTO: VEREIN
Tobias Buss , Geschäftsführer der TSG Reutlingen. FOTO: VEREIN
Tobias Buss , Geschäftsführer der TSG Reutlingen. FOTO: VEREIN

Buss hat sich darauf eingestellt, »dass wir noch mindestens bis Ende Februar so weiter machen müssen wie bisher«. Dabei wünscht er sich aber, dass alle Vereine gleichbehandelt werden und es keine durch Gesundheitsämter legitimierte Sonderregelungen geben wird. Sollte man die Schulen öffnen, könnte der Sport die Lehrer entlasten, indem er sich um die Bewegung der Kinder und Jugendlichen kümmert, so der Vorschlag von Buss.

Und wie sieht’s im Bereich Wettkampfsport aus? »Natürlich sehnen sich unsere Fußballer von der kleinsten Jugend-Mannschaft bis zum Oberliga-Team danach, endlich wieder auf dem Platz stehen zu dürfen«, berichtet Karsten Amann. Der Abteilungsvorsitzende des SSV Reutlingen spüre aber gerade am eigenen Leib, wie teuflisch dieser Virus ist – zum Glück ohne Symptome. Doch er könne aus Erfahrung sagen: »Die Verbreitung erfolgt beängstigend schnell, auch wenn man sich sehr vorsichtig verhält.« Sollte es wider Erwarten doch zu Lockerungen kommen, wäre sicherlich nicht der Leistungssport als erstes dran, sondern Schulen und Kitas. »Unsere Meinung ist ohnehin: Geisterspiele sind trostlos. Wir sollten mit dem Ligabetrieb erst wieder starten, wenn wir auch wieder Fans ins Stadion lassen dürfen. Und das wird noch dauern.«

Ferenc Rott
Ferenc Rott Foto: Jürgen Meyer
Ferenc Rott
Foto: Jürgen Meyer

Ein Stufenplan wäre das Mittel der Wahl der Clubs, um eine schrittweise Öffnung geordnet umzusetzen. »Das Beste für uns Vereine wäre es, wenn wir zeitnah vonseiten der Politik eine Art Wegweiser bekommen, wie der Sport aus dem Lockdown herauskommen kann«, wünscht sich Tobias Stoll. Im vergangenen Jahr sei »die Zeit doch recht knapp gewesen, um die Hygiene-Maßnahmen umzusetzen«, erinnert sich der damals dafür verantwortliche Geschäftsführer des VfL Pfullingen. Zwei, drei Wochen würden diesbezüglich helfen bei der Planung. Er geht übrigens fest davon aus, dass die Drittliga-Handballer »die Saison in irgendeiner Form zu Ende bringen«.

Auch sollten die sozialen und gesundheitlichen Folgen des Sports insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen eine größere Rolle spielen in den Überlegungen der Politik. Stoll sieht wie sein Kollege Buss die Notwendigkeit, dass Kinder und Jugendliche bei einer Öffnung der Schulen auch wieder die Erlaubnis bekämen, im Sportverein geregelt sowie unter der Aufsicht von Trainern und Übungsleitern ihrem Bewegungsdrang nachzukommen.

Tobias Stoll, Geschäftsführer des VfL Pfullingen.  FOTO: VEREIN
Tobias Stoll, Geschäftsführer des VfL Pfullingen. FOTO: VEREIN
Tobias Stoll, Geschäftsführer des VfL Pfullingen. FOTO: VEREIN

Der Wert des Sports dürfe nicht weiter in den Hintergrund gedrängt werden. Vor dem Hintergrund der körperlichen Gesundheit jedes Einzelnen ist er angesichts von momentan zunehmenden Problemen der Bevölkerung in den Bereichen Rücken/Hüfte sowie Herz-Kreislauf-System wichtiger denn je. Angelo Bauso wünscht sich deshalb von der Politik, »dass Entscheidungen nicht nur auf Basis von Inzidenzzahlen getroffen werden«. Der Verantwortliche für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Easy Sports sowie den angeschlossenen Gesundheitssportakademien (GSA) berichtet aus Gesprächen mit seinen Mitgliedern der Fitnessstudios sowie Patienten der Therapie-Einrichtungen von »enormen Schmerzen und Gesundheitsgefährdungen«. Er sieht seine Einrichtungen wie die Sportvereine sich auch als »Teil der Lösung«, und hofft, die Dienstleistungen im Bereich Fitness und Gesundheit alsbald wieder anbieten zu dürfen.

Es gibt aber auch Vertreter des hiesigen Sports, die keine Erwartungen mit dem heutigen Bund-Länder-Gipfel verbinden. »Wir dürfen spielen, wir dürfen trainieren. Deshalb glaube ich nicht, dass wir noch mehr erwarten können«, sagt Ferenc Rott, Geschäftsführer der Metzinger Bundesliga-Handballerinnen. Eine Rückkehr zum Spielbetrieb mit Zuschauern steht für in derzeit nicht zur Diskussion. Diese Meinung teilt auch Manager-Kollege Robert Wintermantel von den Tübinger Zweitliga-Basketballern. Für sie als Profi-Club, dessen Spieler ihrer Arbeit nachgehen dürfen und die in den Genuss von finanzieller Unterstützung durch den Staat gekommen sind, sei es »nicht angebracht, aktuell irgendwelche Forderungen an die Politik zu stellen«. (GEA)