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Rad-Profi Marius Mayrhofer aus Dußlingen zieht Saisonbilanz

2024 warfen Marius Mayrhofer gleich mehrere heftige Stürze zurück. In diesem Jahr lief es viel besser. Ein Etappensieg sowie erstmals Tour-de-France-Teilnahme und WM-Start.

Couragierter Auftritt: Marius Mayrhofer beeindruckt als WM-Debütant in Ruanda lange Zeit in der Spitzengruppe.
Couragierter Auftritt: Marius Mayrhofer beeindruckt als WM-Debütant in Ruanda lange Zeit in der Spitzengruppe. Foto: Garnier
Couragierter Auftritt: Marius Mayrhofer beeindruckt als WM-Debütant in Ruanda lange Zeit in der Spitzengruppe.
Foto: Garnier

DUßLINGEN. Im Vorjahr warfen Marius Mayrhofer gleich mehrere heftige Stürze zurück. In dieser Saison lief es viel besser. Der Rad-Profi blieb von schweren Stürzen verschont, dazu fiel er nur einmal erkrankt aus. Das Pech holte den Dußlinger erst jetzt ein - nach Saisonschluss. Als er eine lockere Runde auf dem Rad drehte, fand eine Biene genau die Lücke zwischen Helm und Brille und stach ihn in die Augenbraue. »Alles ist geschwollen, ich hatte Kopfweh. Das war nicht cool«, erzählt der 25-Jährige.

Man mag sich nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn das im Rennen passiert, bei hoher Geschwindigkeit. Oder während der Tour de France, der Rundfahrt, die bei Fahrern und Fans gleichermaßen Kultstatus hat. Bei der alle Starter auf die Zieldurchfahrt auf der Champs Élysees hoffen und nur, wenn's gar nicht anders geht, aufgeben.

Für seine Saison gibt der Dußlinger als Note eine »Drei«

Mayrhofer beendete Ende Juli in Paris nach drei Wochen im weltbesten Fahrerfeld seine erste Tour-Teilnahme und hatte gleich auf der ersten Etappe als Neunter ein Top-Ten-Ergebnis. Das war nur einer seiner herausragenden Momente 2025. Im Rückblick gibt er - gefragt, welche Schulnote er seiner Saison geben würde - nach etwas Nachdenken eine »Drei«. Das erstaunt im ersten Moment, hatte der Profi des Tudor Pro Cycling Teams dieses Jahr doch bereits Anfang Juni mit einem souverän herausgefahrenen Etappensieg bei der französischen Rundfahrt Boucles de la Mayenne gekrönt. Es war sein zweiter Sieg als Profi nach dem Triumph beim Eintagesrennen Cadel Evans Great Ocean Road Race in Australien vor zwei Jahren, damals noch im Dress des Rennstalls DSM-Firmenich.

Aber Mayrhofers Einschätzung verwundert auch wieder nicht, wenn man weiß, dass der Allrounder sehr selbstkritisch mit sich umgeht und immer auch die verpassten Chancen in seine Bewertung mit einfließen lässt. Seine Begründung lautet denn auch: »Es war eine solide Saison, aber es hätten ein paar Highlights mehr sein können.« Insgesamt 62 Renn-Tage hatte er in diesem Jahr in den Beinen.

Bei Deutschland-Tour aufgetrumpft

In der zweiten Jahreshälfte zeigte der gebürtige Tübinger in besonderem Maß bei der Deutschland-Tour seine Qualitäten. Hier fuhr er auf Klassement, was bei ihm bisher selten der Fall ist, weil ihm das Profil entgegenkommen muss. An den fünf Tagen der Rundfahrt gab es zwischen dem Startort Essen und dem Ziel in Magdeburg keine extremen Anstiege. Im kurzen Prolog, der auf Straßenrädern und nicht wie beim längeren Zeitfahren auf speziellen Zeitfahrrädern bestritten wird, wurde er als 14. notiert, am letzten Tag als Achter. Noch besser war er auf der zweiten Etappe mit Rang vier, was ihn aber ärgerte, da die Spitzengruppe im Windschatten der Motorräder fahren konnte, so dass er keine Möglichkeit hatte, aufzuholen. Am Ende wurde Mayrhofer Gesamt-Siebter und damit bester Deutscher. Ein echtes Ausrufezeichen: »Das war ein richtig gutes Ergebnis.«

Am Sieg schnupperte er dann wieder in Übersee. Bei der Maryland Cycling Classic trotzte der Dußlinger wie später in Ruanda den Naturgewalten. In den USA, als er mit Krämpfen und einer halben Radlänge Rückstand auf Gewinner Sandy Dujardin als Dritter ins Ziel kam, brach auf der Strecke ein Platzregen (»So etwas hatte ich noch nie gesehen«) über die Fahrer herein. Bei der Weltmeisterschaft im ostafrikanischen Ruanda machte dem Debütanten die schlechte Luftqualität zu schaffen. »Smog geht mir ordentlich auf die Lunge.« Doch ließ er sich davon nicht unterkriegen, fuhr sehr couragiert und war im Rennen um die Hauptstadt Kigali etwa 160 Kilometer lang in der Spitzengruppe zu finden. Erst beim Berg Mont Kigali wurde er eingeholt. »Da war der Ofen aus.« Auf der schwierigen WM-Strecke waren insgesamt fast 5.500 Höhenmeter zu überwinden. Wie die anderen deutschen Starter musste er aufgeben.

WM-Start als wichtige Erfahrung

Mayrhofer war von Bundestrainer Jens Zemke als Nachrücker für den erkrankten Tudor-Teamkollegen Florian Stork nominiert worden. »Es war eine gute Erfahrung. Ich bereu's nicht, dass ich gestartet bin«, sagt der frühere Junioren-Vizeweltmeister. In diesem Jahr allerdings wird der Profi nur noch zum Spaß aufs Rad steigen. Ausspannen ist im Urlaub angesagt, Wandern, ab und an der Besuch des Fitness-Studios »oder auch einmal auf der Couch liegen und nichts tun«, ehe Anfang Dezember mit dem Trainingslager die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt. (GEA)