REUTLINGEN. Wie viele Leichtathleten gibt es, die bis zum Alter von 80 Jahren und älter regelmäßig mindestens zweimal in der Woche im Stadion oder der Sporthalle stehen und ihr Training absolvieren? Walter Schnitzler, das Urgestein der Leichtathletik-Gemeinschaft Eningen-Reutlingen – er war seit 1956, also 63 Jahre lang ununterbrochen Mitglied im Stammverein TSG Reutlingen – war so ein Haudegen. Die olympischen Kerndisziplin Leichtathletik gehörte wie Essen und Schlafen fest zu seinem Leben. Selbst Eis, Schnee und Regen hinderten ihn nicht daran, unverwüstlich seinen Sport auszuüben und übers Training an den Anstrengungen anderer Athleten aller Altersklassen regen Anteil zu nehmen. Für den leidenschaftlichen Mehrkämpfer war es keine Frage, sich selbst als Senior noch regelmäßig mit der Konkurrenz bei Wettkämpfen auf Landesebene, über süddeutsche Meisterschaften bis hin zu nationalen Titelkämpfen und sogar Weltmeisterschaften zu messen.
Vor allem in seiner Paradedisziplin Weitsprung erkämpfte »Walle«, wie Walter Schnitzler liebevoll von seinen Mitstreitern bei der LG Eningen-Reutlingen gerufen wurde, unzählige Podiumsplätze. Alle aufzuzählen, dazu reicht der Platz nicht. Bemerkenswert aber ist, dass er bis zu seiner letzten DM-Teilnahme 2018 in verschiedenen Altersklassen als Senior neun Mal deutscher Meister wurde – sieben Mal im Weitsprung und zwei Mal im Fünfkampf. Dazu holte der Reutlinger bei einer Hallen-WM die Silbermedaille im Weitsprung und über 60 Mal die goldene Mehrkampfnadel des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes.
Seinen letzten, kurzen Kampf nach schwerer Krankheit aber hat Walter Schnitzler nun am 18. November verloren – nur zwölf Tage nach seinem 81. Geburtstag am 6. November. »Er fehlt. Wir alle werden Walle sehr vermissen«, sagte Olaf Fundel, der Abteilungsleiter der TSG-Leichtathleten. (bib)