Wenn man länger nicht mehr in Saint-Denis war, oft, vielleicht viel zu oft, als Problem-Stadtteil von Paris beschrieben, staunt man in diesen Tagen nicht schlecht. Im Norden der Metropole bewegt sich etwas, nicht nur in politischen Fensterreden. Das Stade de France ist besonders, eine großartige Arena, die es schon länger gibt.
Ich erinnere mich, wie begeistert wir von diesem Stadion waren, als die Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2016 in Saint-Denis spielte, dem Stadtteil, in dem Kylian Mbappé aufgewachsen ist, der es aus dem Pariser Banlieue bis zu Real Madrid geschafft hat. Saint-Denis entwickelt sich weiter, durch das Olympische Dorf, den neuen Bahnhof Saint-Denis Pleyel, das neue Schwimm-Zentrum, das Banlieue macht den Eindruck, als würde es neu erschlossen.
Jetzt, wo die Leichtathletik bei Olympia in das Stadion eingezogen und jeden Tag ausverkauft ist, herrscht Betrieb von morgens bis abends. Man darf wirklich hoffen, dass die Pläne der Pariser Bürgermeisterin Realität werden, bezahlbare Wohnungen für Menschen zu schaffen, die sich bisher keine Wohnungen in Paris leisten können. Viele äußern Zweifel.
Anne Hidalgo verfolgt diese Pläne lange, ausgehend von den Erfahrungen, die London 2012 mit der Neuerschließung des Londoner Ostens gemacht hat. Das wurde damals in England und weltweit skeptisch beäugt. Wie auch die Neubaumaßnahmen in Saint-Denis, die längst nicht abgeschlossen, teils nur projektiert und vermutlich erst 2030 erkennbar werden. Trotzdem, es tut sich etwas in Saint-Denis.
Als die Bundesministerin des Innern zuletzt in Paris weilte, um vollmundig zu verkünden, dass sich Deutschland wieder um Olympische Spiele bewerben will, und sie nicht nur die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch die Nachhaltigkeit olympischer Planungen in Paris als beispielhaft würdigte, darf man sich wünschen, dass Olympia auch in Deutschland etwas bewegt, was sich ohne Olympia nicht bewegen würde. Von Saint-Denis wird man eines schönen Tages vielleicht sagen, dass es dort schön ist. Da würden einem in Deutschland auch ein paar Stadtteile einfallen, denen das zu wünschen wäre.