Logo
Aktuell Deutschland – Serbien 22:22

Drei Sekunden fehlen zum Sieg

Mit durchwachsener Leistung vorzeitig Achtelfinal-Einzug gesichert. Sechs Huber-Tore

Mit sechs Erfolgen die beste Torschützin des deutschen Teams: Svenja Huber.  FOTO: EIBNER
Mit sechs Erfolgen die beste Torschützin des deutschen Teams: Svenja Huber. FOTO: EIBNER
Mit sechs Erfolgen die beste Torschützin des deutschen Teams: Svenja Huber. FOTO: EIBNER

LEIPZIG. Nach Spielschluss feierten die Serbinnen das Ergebnis, als hätten sie gewonnen, während die deutschen Handballerinnen wie begossene Pudel daneben standen. Der Sieg im dritten Spiel der Heim-Weltmeisterschaft war für die Schützlinge von Bundestrainer Michael Biegler zum Greifen nah, doch Lone Fischers Schrittfehler brachte Serbien noch einmal in Ballbesitz. Kreisläuferin Dragana Cvijic jagte drei Sekunden vor der Schluss-Sirene das Leder zum 22:22 (9:11)-Endstand in den Torwinkel. Der Punkt im Krimi reichte dem Biegler-Team nach zwei vorangegangenen Siegen allerdings, um sich vorzeitig für das Achtelfinale zu qualifizieren.

Biegler bedankte sich nach Spielschluss bei seinen Spielerinnen. Der Coach hatte in der 54. Minute wegen Reklamierens eine Zeitstrafe kassiert, als sein Team bereits in Unterzahl war. Die »Ladies« überstanden diese Phase unbeschadet. Biegler: »Die Mannschaft hat meine Zwei-Minuten-Strafe perfekt ausgebügelt.« Bereits in der Partie gegen Südkorea hatte sich der 56-Jährige eine Zeitstrafe eingehandelt und diese Aktion später selbstkritisch beurteilt.

»Das Team hat meine Zwei-Minuten-Strafe perfekt ausgebügelt«

»Das fühlt sich eher wie ein verlorener Punkt an«, kommentierte die sechsfache Torschützin Svenja Huber die Punkteteilung nach einer sehr durchwachsenen Leistung des Teams. Kreisläuferin Julia Behnke von der TuS Metzingen, die nach ihrem starken Auftritt gegen Südkorea diesmal in der Startformation stand, urteilte: »Wir haben nicht unseren Rhythmus gefunden. Die Abwehr-Leistung war in Ordnung, aber nur 22 geworfene Tore sind zu wenig.«

Die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) machte zunächst da weiter, wo sie am Sonntag aufgehört hatte. Nach neun Minuten führten die Gastgeberinnen bereits 5:1. Zudem vereitelte Clara Woltering einige Chancen des Gegners. Serbiens Trainer Ljubomir Obradovic reagierte. Andrea Lekic, der Superstar des Vize-Weltmeisters von 2013, musste nach neun Minuten auf die Bank. Das war der Weckruf für sein Team.

In dem Maße wie bei den Gastgeberinnen die Präzision und das druckvolle Spiel nachließen, legte Serbien los. Nach dem bereits fünften Treffer von Katarina Krpez lagen die Biegler-Schützlinge erstmals zurück (8:9/24.). Das Team wirkte gegen die offensive serbische Abwehr verunsichert, Biegler brachte für Kapitän Anna Loerper (ein Tor) Kerstin Wohlbold, für Woltering Katja Kramarczyk und auf Halblinks für Xenia Smits Emily Bölk (26.), die er vor dieser Partie als 16. und letzte Spielerin seines Kader nominiert hatte. Die 19-Jährige war die ersten beiden Partien aufgrund einer Fußverletzung im Training, als sie beim Ballholen unglücklich umknickte, zum Zuschauen verurteilt gewesen. Bei ihrem WM-Debüt passte sich die hochveranlagte Buxtehuderin allerdings mit überhasteten Aktionen ihren Teamkolleginnen an. »Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, gleich ein paar Minuten zu spielen«, sagte Bölk, die betonte, sie versuche, möglichst schnell wieder ihr altes Level zu erreichen. Da auch die zum Turnierstart noch so starke Friederike Gubernatis blass blieb, ging das Team mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause.

Die Partie blieb nach dem Seitenwechsel packend, die Wechselspiele gingen weiter, Loerper kehrte zurück. Die »Ladies« kämpften, Kramarczyk wurde immer besser. Aus einem 14:17-Rückstand (43.) machte das Team eine 22:21-Führung, nachdem die für Behnke eingewechselte Jenny Karolius mit einem Heber eineinhalb Minuten vor Schluss getroffen hatte. Doch in den Schluss-Sekunden glitt den Biegler-Schützlingen der Sieg noch durch die Finger. »Wir haben teilweise doofe Fehler gemacht«, monierte Karolius. Dagegen waren die Serbinnen »zufrieden mit dem Punkt«, wie die für die TuS Metzingen spielende Marija Obradovic feststellte.

Zum Durchschnaufen bleibt Bieglers »Ladies« keine Zeit. Bereits an diesem Mittwoch (18 Uhr) ist China der Gegner. Alles andere als ein klarer Sieg für die Gastgeberinnen wäre eine faustdicke Überraschung. Bei Weltmeisterschaften landete China, das 2002 durch Zhai Chao noch die Welthandballerin gestellt hatte, in den vergangenen Jahren ausnahmslos auf hinteren Plätzen. Bei der laufenden WM kassierte das vom Dänen Jesper Holmris gecoachte Team bisher Niederlagen gegen Serbien (23:43), die Niederlande (15:40) und Südkorea (19:31). (GEA)