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Reutlinger Friseur über frisierte Fußballer: »Da wird nichts geahndet, das ärgert mich«

Der Reutlinger Friseur Roberto Laraia und seine Berufskollegen kritisieren frisch frisierte Fußballer. Bundesliga-Profi Sven Schipplock zeigt Verständnis.

Friseure dürfen derzeit keine Haare schneiden. Auch Hausbesuche sind nicht erlaubt.
Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

REUTLINGEN. Friseure dürfen ihren Beruf seit Mitte Dezember offiziell nicht mehr ausüben. Trotzdem sind im Fernsehen Woche für Woche Menschen mit perfekten Haarschnitten zu sehen. Das stößt dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks sauer auf. Besonders in der Kritik stehen Fußballer. »Mit großer Verwunderung mussten wir an den vergangenen Spieltagen feststellen, dass sich ein Großteil der Fußballprofis mit frischgeschnittenen Haaren auf dem Platz präsentierte«, schreibt der Verband in einem Brief an DFB-Präsident Fritz Keller. Es sei ein großes Privileg, dass der Profifußball trotz Pandemie stattfinden darf. Fußballer seien Vorbilder, nicht nur für junge Leute, deshalb appelliere man an den DFB, in Zeiten wie diesen Solidarität zu zeigen.

Frischfrisierte Fußball-Stars würden außerdem die gesamte Branche unter Druck setzen, heißt es in dem Brief weiter. »Hunderttausende sehen diese Menschen im Fernsehen. Dadurch steigen die Anfragen nach Hausbesuchen«, erklärt Roberto Laraia, Obermeister der Reutlinger Friseurinnung. Das würde viele Berufskollegen zu Regelverstößen und Schwarzarbeit verleiten. Denn Hausbesuche von Friseuren sind laut aktueller Corona-Verordnung eindeutig verboten, bestätigte ein Sprecher des Landeswirtschaftsministeriums auf GEA-Anfrage.

Laraia kritisiert außerdem, dass die Einhaltung der Corona-Regeln bei Friseur-Salons streng kontrolliert werde, während das bei Fußballprofis offensichtlich nicht der Fall sei. »Das ist wie eine Ohrfeige allen Friseuren gegenüber. Da wird nichts geahndet, das ärgert mich«, sagt Laraia und ergänzt: »Die Politik darf davor nicht mehr die Augen verschließen.«

Roberto Laraia ist selbst Friseur und Obermeister der  Friseur-Innung  Reutingen. FOTO: PRIVAT
Roberto Laraia ist selbst Friseur und Obermeister der Friseur-Innung Reutingen. FOTO: PRIVAT
Roberto Laraia ist selbst Friseur und Obermeister der Friseur-Innung Reutingen. FOTO: PRIVAT

Wenn der Partner, der im gleichen Haushalt lebt, nachhilft sei das ok, es sei aber eindeutig, dass viele Frisuren von Fußballern nur von Profis mit dementsprechendem Equipment geschnitten werden könnten, sagt Laraia. Als Beispiel nennt er Nicolás González, Stürmer von Bundesligist VfB Stuttgart. »Diesen perfekten Übergang hat kein Amateur gemacht«, ist sich Laraia sicher. Auf die Frage, wie der VfB mit dem Thema umgeht, reagierte der Verein wortkarg. »Von uns gibt es dazu keinen Kommentar«, sagte Pressesprecher Tobias Herwerth dem GEA.

Gesprächiger zeigte sich der gebürtige Reutlinger Sven Schipplock, der für Bundesligist Arminia Bielefeld kickt. »Wenn Hausbesuche verboten sind, verstehe ich, dass sich die Leute ärgern«, sagt er. Allerdings sollte man seiner Meinung nach nicht nur auf die Fußballer schauen: »Politiker sind auch meistens top gestylt, bei Jens Spahn ist fast nie ein Haar zu lang.« In der Kabine sei die Kritik an den frisierten Fußballern heute Thema gewesen, vom Verein habe es diesbezüglich jedoch keine Anweisungen gegeben.

Sven Schipplock, Stürmer bei Arminia Bielefeld.
Sven Schipplock, Stürmer bei Arminia Bielefeld. Foto: Steffen/dpa
Sven Schipplock, Stürmer bei Arminia Bielefeld.
Foto: Steffen/dpa

Und wie hält Schipplock seine Haare in Form? »Ich bin da nicht so eitel«, sagt er. Im ersten Lockdown habe er Monate lang keine richtige Frisur gehabt und ein Haarband getragen. Aktuell lasse er sich von seiner Mutter die Haare schneiden. (GEA)