REUTLINGEN. Im Fußball liegen Freud’ und Leid manchmal so nah beieinander, so auch am Samstagnachmittag auf dem Kunstrasenplatz im Markwasen. Auf der einen Seite die jubelnde Spielertraube des Landesliga-Primus Young Boys Reutlingen, auf der anderen fassungslose und enttäuschte Gäste aus Rottenburg. Was war passiert? In der 92. Spielminute, beim Stand von 2:2, brachte Nick Heberle den Reutlinger Goalgetter Pana Nakos im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Florian Guth zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt.
Zum resultierenden Strafstoß trat der Gefoulte selbst an, ließ dem Rottenburger Schlussmann Maximilian Blesch keine Chance und traf zum 3:2-Endstand. »Ich war mir sehr sicher, dass Pana den auch macht«, sagte Young-Boys-Abteilungsleiter Marcel Laaß über die spielentscheidende Szene. Dem Rottenburger Trainer Frank Eberle war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, doch er nahm die Elfmeterentscheidung sportlich fair: »Ich denke, den Elfmeter kannst du geben. Nick Heberle hat sonst wirklich ein super Spiel gemacht«.
»Ich denke den Elfmeter kannst du geben. Nick Heberle hat ansonsten ein super Spiel gemacht«
Die 150 Zuschauer sahen im ersten Durchgang, wie sich der Tabellenführer an den Gästen die Zähne ausbiss. Rottenburg stand tief und verteidigte leidenschaftlich; dagegen fand die Young-Boys-Offensive kein Mittel. Einzig Nakos hatte in der 25. Minute die Möglichkeit auf den Führungstreffer, doch er spitzelte den Ball aus sieben Metern am Rottenburger Gehäuse vorbei. In der Folge war es die individuelle Klasse von Ibrima Camara, die den Reutlingern doch noch die Führung kurz vor der Pause bescherte. Camara nutzte eine Lücke in der aufgerückten Rottenburger Hintermannschaft, zog nach innen und traf ins rechte untere Toreck zum 1:0.
Direkt nach Wiederanpfiff legten die Hausherren nach, diesmal war es Nakos, der aus 20 Metern einfach Mal abzog und Blesch keine Chance ließ – 2:0. Nach dem zweiten Treffer schien die Partie entschieden, und im zweiten Durchgang engagierter auftretende Young Boys drückten auf das 3:0. »Klar, nach dem 2:0 dachten wir alle, dass es jetzt reichen würde«, war sich auch Laaß sicher. Doch etwas aus dem Nichts tauchte Tom Vetter nach 54 Minuten frei vor Young-Boys-Torwart Sascha Kabs auf, umkurvte ihn und schob zum 1:2-Anschluss ein. Von da an witterten die Gäste ihre Chance, wurden mutiger. Und tatsächlich machte es die stark abstiegsgefährdete Eberle-Elf noch einmal spannend: Nach Zuspiel von Tom Vetter zog Daniel Wiedmaier aus spitzem Winkel volley aus acht Metern ab und sorgte für das 2:2 (70.).
»Ich kann der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Das ist bitter, weil es schon das sechste Mal ist in dieser Saison war, dass wir ein Spiel so spät verlieren«, zog Eberle nüchtern und etwas geknickt Bilanz. Laaß freute sich zwar über den späten Sieg, doch nahm er seine Mannschaft auch in die Pflicht: »Ich weiß nicht, warum wir im ersten Durchgang nicht so engagiert aufgetreten sind wie sonst auch. Wir müssen aus der Partie die Lehre ziehen, dass wir auch zu Hause gegen jeden Gegner von Anfang an 100 Prozent Gas geben müssen«. (GEA)