SCHWÄBISCH HALL. Weiter. Immer weiter. Die Young Boys Reutlingen eilen - abgesehen vom Ausrutscher vor zwei Wochen gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen - weiter von Erfolg zu Erfolg. Am Samstag feierte der Verbandsliga-Spitzenreiter bei den Sportfreunden Schwäbisch Hall den zehnten Saisonsieg im zwölften Spiel. Dass die Young Boys mit einem souveränen 4:1 (2:1)-Erfolg vom Platz gehen, war zu Beginn aber mehr als fraglich.
Zehn Minuten waren im schmucken Optima-Sportpark, wo auch der fünfmalige deutsche American-Football-Meister Schwäbisch Hall Uniorns seine Heimspiele austrägt, gespielt, da hätten die Reutlinger schon mit »0:2 zurückliegen können«, wie YB-Coach Grimminger nach der Partie zurecht betonte. Der 46-Jährige dürfte sich in seinen mahnenden Worten bestätigt gefühlt haben. Er sagte vor dem Gastspiel im Gespräch mit dem GEA: »Wir haben gegen sie bisher nie so richtig gut ausgesehen, deshalb sind wir gewarnt.« Tatsächlich waren seine Jungs in der vergangenen Saison gegen Schwäbisch Hall ohne Sieg geblieben.
Dass es nicht zu einem frühen Rückstand kam, lag auch an YB-Keeper Nikolay Goranov, der schon in der 2. Minuten eine Glanztat zeigte und einen verdeckten und platzierten Fernschuss reaktionsschnell am Tor vorbeilenkte. Kurz darauf hatten die Hausherren eine weitere Top-Chance. Auf der anderen Seite kamen die Reutlinger gleich mit dem ersten Angriff zu einer sehr aussichtsreichen Gelgenheit durch Außenverteidiger Luca Lennerth. Gelingt dem 21-Jährigen - Startelf-Debüt in dieser Verbandsliga-Spielzeit - in dieser Situation der erste Kontakt im Strafraum, kann er in aller Ruhe zum 1:0 einschieben.
Ärgerlich: Nach 22 Minuten hätten die Young Boys einen Elfmeter bekommen müssen. Topscorer Adil Iggoute wurde an der Strafraumgrenze gefoult, Schiedsrichter Christian Krapf entschied allerdings auf Freistoß. Eine klare Fehlentscheidung. Spätestens ab der 30. Minute rissen die Grimminger-Schützlinge dann das Spiel komplett an sich. Ausgerechnet in dieser Phase setzte es aus dem Nichts dann plötzlich den Nackenschlag. SF-Stürmer Günther Schmidt drehte sich nach einer Hereingabe im Strafraum auf und setzte den Ball schön in die Maschen zur 1:0-Führung für den Gastgeber (39.).
Chatzimalousis mit drei Vorlagen
Und dann? »Zeigt die Mannschaft die richtige Antwort. Diese Jungs haben so einen unbändigen Siegeswillen«, fasste Grimminger das zusammen, was bis zur 43. Minute folgte. Im direkten Gegenzug nach dem Rückstand köpfte Angreifer Ante Galic, der wieder unermüdlich für seine Mannschaft ackerte, nach einer Freistoß-Flanke von Christos Chatzimalousis zum 1:1 ein. Zwei Minuten später schädelte auch der extrem fleißige rechte Schienenspieler Albert Silov den Ball ins Tor. Wohl dem, der über ein solches Team verfügt, das auf einen solchen Schock-Rückstand diese Reaktion zeigt.
14 verschiedene Torschützen
Erst zwölf Spiele sind absolviert und doch ragt bei den Young Boys nicht nur die Punkteausbeute heraus. Mindestens genauso beeindruckend ist der Fakt, dass die Reutlinger bereits 14 verschiedene Torschützen in dieser Saison hatten. An der Spitze stehen Adil Iggoute und Ante Galic mit jeweils sechs Buden. Dahinter kommt der zurzeit verletzte Marko Drljo mit fünf Toren. Drei Treffer haben bislang Albert Silov, Kevin Haußmann und Christos Chatzimalousis erzielt. Zum Vergleich: Bei Verfolger FC Holzhausen haben nur fünf verschiedene Akteure genetzt. (ott)
Perfekt lief auch der Start in den zweiten Durchgang. Nach Ecke von Chatzimalousis köpfte Kapitän und Innenverteidiger Markus Wagner am kurzen Pfosten ein (50.). Nach 63 Minuten durfte auch Iggoute jubeln. Tatsächlich zum vierten Mal (!) per Kopf und - natürlich - wieder nach einer Hereingabe von Chatzimalousis, der damit seine dritte Vorlage beim 4:1-Sieg beisteuerte. »Es ist schwierig bei mir, sich mehr Respekt zu verdienen wie die Jungs. Ich bin unfassbar stolz auf sie«, sagte Grimminger, der insbesondere einen Punkt hervorhob: »Sehr gefreut hat mich auch, dass wir keinen Leistungsabbruch nach den vielen Wechseln hatten.«
So durfte in der Schlussphase auch der erst 17-jährige Luca Gnoss eine Viertelstunde Spielpraxis sammeln und machte seine Sache gut. Am kommenden Sonntag steigt in Reutlingen die nächste Kracherpartie. Dann treffen die Young Boys auf den Tabellendritten TSV Berg. (GEA)

