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Aus der Dritten in die Erste: Finn Becks rasanter Aufstieg beim VfL Pfullingen

Von der Jugend in die Dritte, wenige Wochen bei der U23 und dann postwendend zur Ersten: Youngster Finn Beck schreibt beim Fußball-Landesligisten VfL Pfullingen eine besondere Geschichte.

Die Überraschung beim VfL Pfullingen: Offensivspieler Finn Beck (rechts).
Die Überraschung beim VfL Pfullingen: Offensivspieler Finn Beck (rechts). Foto: Joachim Baur
Die Überraschung beim VfL Pfullingen: Offensivspieler Finn Beck (rechts).
Foto: Joachim Baur

PFULLINGEN. »Dann kam das große Spiel und es hieß plötzlich: Du fängst an. Ich durfte vor 800 Zuschauern einlaufen und wir haben gegen den SSV Reutlingen gespielt. Da dachte ich mir: Krass. Das Spiel war dann einfach nur geil. Ein brutales Erlebnis«, sagt Finn Beck vom Fußball-Landesligisten VfL Pfullingen über den Sensationserfolg vor zwei Monaten gegen den Oberligisten in der dritten Runde des WFV-Pokals und es wirkt als könne er immer noch nicht ganz glauben, was sich in den letzten Wochen und Monaten rund um seine Person abspielt.

Das nächste Highlight folgte für ihn am Samstag beim Auswärtsspiel in Schwenningen. 62 Minuten waren gespielt, als Beck beim Stand von 0:1 in die Partie kam. Doch dann drehte der Offensivspieler richtig auf. Direkt nach seiner Einwechslung traf Beck zum 1:1 (63.). Was danach folgte, war sogar noch deutlich besser. In der Nachspielzeit ließ das VfL-Eigengewächs vier Gegenspieler ins Leere laufen und hatte nach diesem sehenswerten 40-Meter-Solo noch den Blick für den ebenfalls eingewechselten Mitspieler Alex Ripas, der in der Mitte nur noch einschieben musste. Es war der Treffer zum 2:1-Endstand - dem vierten Pfullinger Sieg aus den letzten fünf Partien. Mittendrin statt nur dabei: der erst 19 Jahre alte Finn Beck.

Schwierige Zeit in der U19 erlebt

Es ist die klassische Geschichte von: Hätte ihm das jemand vor ein paar Jahren gesagt... Ja, dann hätte auch der Youngster nur den Kopf geschüttelt, der seit 2016 für die Echazstädter spielt. Noch im ersten A-Jugend-Jahr war der junge Mann aus Rommelsbach Kapitän und Leistungsträger bei der U18. Im Sommer 2024 rückte Beck dann in das U19-Verbandsstaffel-Team der Pfullinger auf. Doch »ab diesem Moment ging es bergab«.

Der Teenager spielte in der Mannschaft von Trainer Alexander Blehm keine wirkliche Rolle und kam in der Vorbereitung nur sporadisch zum Einsatz. »Mir wurde gesagt, dass ein großer Konkurrenzkampf herrscht und meine Leistungen nicht gereicht haben«, berichtet der 19-Jährige, der laut eigener Aussage in dieser Zeit das Selbstvertrauen komplett verloren habe. Eine frustrierende Zeit. Irgendwann sei Beck an den Punkt gelangt, wo er sich gesagt habe: »Jetzt bin ich 18 und eigentlich will ich doch nur kicken.«

Kevin Schmidt, Trainer der Dritten, spielt entscheidende Rolle

An dieser Stelle kommt Kevin Schmidt, seines Zeichens Trainer bei der dritten Mannschaft des VfL, ins Spiel. Der Reutlinger A-Ligist hatte zu Beginn der vergangenen Saison Not am Mann. »Dann hat Schmidt in die U19 runtergefunkt und gefragt, ob jemand aushelfen kann. Da habe ich direkt gesagt: Hier! Ich will einfach nur spielen, wieder Fuß fassen und mein Selbstvertrauen zurückbekommen.« Es war der Tag des Umschwungs. Oder wie es Beck formuliert: »Kevin hat mich gerettet. Das habe ich ihm auch schon mehrfach gesagt.«

Denn was danach folgte, ist eine echte Erfolgsgeschichte. Direkt in seiner ersten Partie stand der Jungspund 90 Minuten bei den Aktiven auf dem Rasen. Bis zum Saisonende absolvierte Beck als A-Jugendlicher insgesamt 15 Begegnungen für die Pfullinger Dritte und erzielte dabei starke zwölf Tore. Kein VfL-Spieler traf öfter. Damit hatte der Flügelspieler entscheidenden Anteil, dass der 2023 gegründete VfL III in seiner A-Liga-Premierensaison souverän den Klassenerhalt schaffte. Seine Leistungen blieben nicht unbemerkt.

Paradebeispiel für den Pfullinger Weg

Für die neue Saison will ihn U23-Coach Benjamin Hübner unbedingt im Bezirksliga-Team haben. Dort absolviert Beck die gesamte Sommervorbereitung. Bis Personalnot in der Ersten herrschte und ihn Landesliga-Trainer Albert Lennerth für zwei Testspiele nach oben zog. Dem A-Lizenz-Inhaber reichten die Eindrücke, die ihm Beck liefert. Der 52-Jährige legte sich fest: Er will den 19-Jährigen, der auf dem Flügel und in der Sturmspitze spielen kann, dauerhaft bei sich haben.

»Das ging natürlich alles ganz schön schnell. Eigentlich war ich ja gerade erst bei der Zweiten«, betont Beck und ergänzt: »Doch diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.« Und er hat seinen Coach bislang nicht enttäuscht. »Finn tritt unbekümmert auf. Er kann richtig gut einschätzen, wann er dribbeln und abschließen kann oder nicht. Auf jeden Fall eine Bereicherung für uns«, sagt Lennerth. Lobende Worte findet auch VfL-Sportchef Jan Herrmann: »Finn ist das Paradebeispiel für den Pfullinger Weg. Über die Jugend, dritte Mannschaft und U23 ist es natürlich ein eher außergewöhnlicher Weg, aber es zeigt, was möglich ist.« (GEA)