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17-jähriger Luca Gnoss: Das Küken im Team der Young Boys Reutlingen

Luca Gnoss ist mit 17 Jahren der mit Abstand jüngste Spieler beim Verbandsliga-Spitzenreiter Young Boys Reutlingen. Das Bemerkenswerte: Eigentlich dürfte der Verteidiger noch zwei Jahre in der A-Jugend spielen.

Verteidiger Luca Gnoss (rechts) von den Young Boys Reutlingen.
Verteidiger Luca Gnoss (rechts) von den Young Boys Reutlingen. Foto: Verein
Verteidiger Luca Gnoss (rechts) von den Young Boys Reutlingen.
Foto: Verein

REUTLINGEN. Als die 76. Minute am vergangenen Samstag in Schwäbisch Hall lief, passierte etwas Ungewöhnliches. Trainer Volker Grimminger von den Young Boys Reutlingen schickte Luca Gnoss für die Schlussphase aufs Feld. Das Spiel war bei der 4:1-Führung des Verbandsliga-Spitzenreiters zwar schon entschieden, das soll allerdings nicht das bestimmende Thema an dieser Stelle sein. Der junge Verteidiger, der eine Woche zuvor im Topspiel gegen Holzhausen sein einminütiges Debüt im Aktivenbereich feierte, ist jetzt der Hauptdarsteller. Und zwar ein ziemlich interessanter.

Denn Gnoss ist mit 17 Jahren der mit Abstand jüngste Spieler im Kader der Young Boys. Eigentlich befindet sich der Teenager gerade offiziell in seinem ersten A-Jugend-Jahr. Er will es aber schon jetzt im Männerfußball wissen. Und so wechselte der Auswahlspieler des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV) in diesem Sommer aus der B-Jugend zum Verbandsliga-Club. Zur Erklärung: Weil Gnoss in der WFV-Auswahl spielt, darf er bereits als 17-Jähriger mit einer Sonderspielgenehmigung im Aktivenbereich auflaufen. Doch warum hat sich der angehende Abiturient, der aus der Nähe von Balingen kommt, für diesen alles andere als alltäglichen Schritt entschieden?

Probetrainings in Paderborn, Kaiserslautern und Fürth

Gnoss war in der vergangenen Hinrunde bei den B-Junioren des SSV Reutlingen unangefochtener Stammspieler und Kapitän. Seine Leistungen blieben nicht unbemerkt. Im Winter durfte Gnoss - nach Absprache mit den SSV-Verantwortlichen - Probetrainings bei den U 19-Bundesligisten SC Paderborn, 1. FC Kaiserslautern und Spvgg Fürth absolvieren. Und dann?

»Als ich nach Reutlingen zurückgekommen bin, habe ich plötzlich keine Rolle mehr gespielt«, berichtet der 17-Jährige. Für die U 19 sei er nicht in Frage gekommen. »Zudem wurde mir gesagt, dass ich es auch im U 18-Team in der Verbandsstaffel schwer hätte mit der Spielzeit«, erzählt Gnoss weiter. Für ihn war deshalb klar: Beim SSV sieht er für sich keine Zukunft. Was also machen?

Zu Beginn hatte der 2008 geborene Verteidiger noch überlegt, zu einem anderen Club in der A-Junioren-Oberliga zu wechseln. Als sich keine wirklich interessante Option für ihn auftat, »bin ich irgendwann auf Felix Häußler (Co-Trainer der Young Boys) und Noah Lemmle (bis vor dieser Saison ebenfalls Co-Trainer, inzwischen aber nicht mehr im Verein) zugegangen und habe nachgefragt, ob was möglich sein könnte für mich bei den Young Boys«, berichtet Gnoss. Häußler und Lemmle hatten ihn in der U 16 beim SSV trainiert.

Trainer Grimminger lobt den Youngster

Die Gespräche liefen gut und schnell wurde klar: Das ist einer für die Young Boys. Und so verabschiedete sich Gnoss bereits in diesem Sommer vorzeitig aus dem Jugendfußball. Er selbst erklärt seine überraschende Entscheidung folgendermaßen: »So kann ich mich schon jetzt auf das deutliche höhere Niveau im Aktivenbereich vorbereiten. Dann bin ich hoffentlich in zwei Jahren deutlich weiter als andere Spieler in meinem Alter. Was ich ganz klar sagen kann: Das Niveau bei den Young Boys ist höher als bei meinen Probetrainings bei verschiedenen U 19-Bundesligisten.«

Nun soll der 17-Jährige bei den Young Boys ohne Druck behutsam herangeführt werden. Grimminger hält große Stücke auf das Küken im Reutlinger Team: »Luca ist ein guter und körperlicher Verteidiger, der für sein Alter schon sehr spielschlau ist. An der Athletik für den Männerfußball müssen wir jetzt noch gemeinsam arbeiten. Aber ihm gehört definitiv die Zukunft.« (GEA)