TÜBINGEN. Es ist geschafft: Die Tigers Tübingen haben ihr Saisonziel erreicht. Durch den 83:72 (33:41)-Heimerfolg gegen den BBC Bayreuth ist amtlich: Die Runde ist für die Mannen um Kapitän Till Jönke noch nicht vorbei. Sie geht stattdessen im Play-off-Viertelfinale gegen den Tabellenzweiten Trier weiter. Dass die Raubkatzen dort als klarer Underdog in die Partie gehen werden, interessierte am Samstagabend allerdings keinen. Es herrschte große Feierstimmung in der mit 2.837 Zuschauern sehr gut besuchten Paul-Horn-Arena.
»Natürlich ist es wichtig, dass der Club in die Meisterrunde kommt. Da gehört er auch hin. Aber für mich ist mindestens genauso wichtig, dass ich die Zeit mit diesen tollen Menschen verlängere. Egal wie lange das jetzt noch geht: Wir haben noch mehr Zeit gemeinsam Zeit rausgeholt. Auch mit diesem tollen Trainer. Eric macht das so unfassbar gut«, stimmte der wieder einmal stark aufspielende Routinier Jönke (14 Punkte und vier Rebounds) nach der letzten Partie der Zweitliga-Hauptrunde emotionale Worte an.
Coach Eric Detlev gab die Lobeshymnen umgehend zurück in Richtung seines Kapitäns: »Der, der die Fahne zuerst in die Hand genommen hat, war Till Jönke. Schon im zweiten Viertel hat er genau gezeigt, wie man hier zu Werke gehen muss. Till hat in der Verteidigung richtig zugepackt und einmal mehr gezeigt, dass er der Anführer dieser Mannschaft ist.« Der 49-Jährige sprach von einer überwältigenden Atmosphäre in der Halle. »Die Fans haben uns getragen als es nicht so gut lief im zweiten Viertel«, betonte der zweifache Familienvater weiter.
Tatsächlich war nach den ersten 20 Minuten mehr als fraglich, ob die Reise der Tübinger nicht schon mit dieser Partie in einer Enttäuschung endet. Schließlich ließen sich die Tigers den Schneid von den physisch starken Bayreuthern abkaufen und gingen folgerichtig mit einem 33:41-Rückstand in die Kabine. Die Gäste zeigten eindrucksvoll, warum Detlev vor dem Gegner warnte. Sie spielten nicht wie ein Tabellen-13. »Wir sind nicht mit der Energie aufgetreten wie in den letzten Wochen. Das war der entscheidende Unterschied«, analysierte der Coach. Auffällig: Die Tigers trafen nur einen ihrer 16 Dreier-Versuche in der ersten Hälfte.
Flügelspieler Jay Nagle: Der Mann des dritten Viertels
»Man kann ja sagen, was man will«, meinte Jönke und ergänzte: »Vielleicht war es ein bisschen die Aufregung. Ich wusste aber, dass es ein Spiel wird, wo man sich erstmal ein bisschen anpassen muss. Wenn wir in die Play-offs kommen wollen, dann nur über die Energie und Verteidigung. Ich bin sowieso ein Verfechter davon: Defense creates Offense.« Und genau über eine extrem starke Verteidigungsleistung fanden die Tübinger nach der Pause in die Partie und zogen das Momentum auf ihre Seite. Auch, weil Flügelspieler Jay Nagle mit insgesamt zehn Punkten und zwei erfolgreichen Distanzwürfen im dritten Viertel richtig aufdrehte.
Ebenfalls auffällig: Gleich vier Tigers-Profis punkteten am Ende zweistellig. Überraschend war Topscorer Kenny Cooper nicht darunter. Das gemeinschaftliche In-die-Bresche-Springen, wenn der Schlüsselspieler keinen erfolgreichen Tag erwischt, darf ganz klar als gutes Zeichen für die Play-offs gewertet werden. Nach dem Erreichen des Mindest-Ziels sagte Detlev mit einem Grinsen: »Alles was jetzt noch kommt, ist die Kirsche oben drauf. Klar ist jedoch: Wir fahren nicht nach Trier, um dort Schlachtvieh zu sein. Wir werden versuchen dort richtig geilen Basketball zu spielen.«
Dass die Moselstädter alles andere als unschlagbar sind, zeigten sie bei der 76:97-Niederlage am Samstag gegen Abstiegskandidat Düsseldorf, der sich aufgrund dieses überraschenden Sieges in der Liga rettete. Zur Wahrheit gehört auch: Für die Gladiators ging es in dieser Partie um nichts mehr. Der zweite Tabellenplatz stand schon fest. Und dennoch ist das etwas, was den Tigers Mut machen sollte. Genauso wie der Auswärtserfolg beim Saisonauftakt gegen den kommenden Kontrahenten. Die Tübinger können ab Mittwoch in der ersten Play-off-Runde (Best-of-five-Modus) nur überraschen und sich zum großen Favoriten-Schreck mausern. (GEA)