Logo
Aktuell Umfrage

Wunsch nach Friseurtermin wächst bei Reutlinger Bürgern

Eineinhalb Monate ohne Friseur-Besuch: Halten es die Passanten in der Reutlinger Innenstadt noch ohne professionellen Haarschnitt aus?

Sollte sich der Landkreis vollends zum Corona-Hotspot entwickeln, droht den Friseursalons die Schließung in der Hochsaison. FOTO
Friseuren geht es aktuell wegen des Lockdowns nicht gut. Foto: Eibner-Pressefoto/Dimitri Drofit
Friseuren geht es aktuell wegen des Lockdowns nicht gut.
Foto: Eibner-Pressefoto/Dimitri Drofit

REUTLINGEN. Spätestens seit dem 16. Dezember wachsen und wachsen die Haare auf den Köpfen der Menschen im Land. Wie groß ist das Bedürfnis der Reutlinger inzwischen, die Lockdown-Frisur wieder professionell bändigen zu lassen? »Sehr groß«, sagt Gerhard Letsch in einer GEA-Umfrage in der Reutlinger Innenstadt. Seine eigene Mähne stört ihn weniger, dafür aber das Auftreten vieler Politiker und Fußball-Profis, die top-gestylt in den Medien zu sehen sind. »Ich kenne zwar auch eine Friseurin sehr gut, habe sie aber nicht gefragt, ob sie mir die Haare schneiden kann, weil wir uns an die Regeln halten wollen.«

Gerhard Letsch kritisiert Politiker und Fußball-Profis
Gerhard Letsch kritisiert Politiker und Fußball-Profis, die sich trotz Lockdown von Friseuren die Haare schneiden lassen. Foto: Denis Raiser
Gerhard Letsch kritisiert Politiker und Fußball-Profis, die sich trotz Lockdown von Friseuren die Haare schneiden lassen.
Foto: Denis Raiser

Auch Jörg Axamitt kann es mit seiner Frisur »noch locker aushalten«. Er fühlt sich an seine Jugend erinnert. »Mit 16 oder 17 Jahren hatte ich auch schulterlanges Haar.« Für Axamitt ist eine Frisur »nicht überlebenswichtig«. Er ist dafür, zuerst dringendere Probleme zu lösen, etwa genügend Corona-Impstoff parat zu haben, als jetzt die Friseur-Salons wieder zu öffnen. Axamitt ist überzeugt: »Wir müssen jetzt einmal richtig durch den Lockdown, sonst fängt in drei Wochen alles wieder von vorne an und die Geschäfte bleiben noch viel länger zu.«

Für Jörg Axamitt ist es kein Problem, die Haare wachsen zu lassen.
Für Jörg Axamitt ist es kein Problem, die Haare wachsen zu lassen: »Das erinnert mich an meine Jugend.« Foto: Denis Raiser
Für Jörg Axamitt ist es kein Problem, die Haare wachsen zu lassen: »Das erinnert mich an meine Jugend.«
Foto: Denis Raiser

Anders sehen das Kevin Erhard und Udo Neugebauer. »Wir haben von Friseuren gehört, in welch massiven finanziellen Schwierigkeiten sie stecken«, erzählt Neugebauer. »Man muss die Geschäfte bald zumindest teilweise wieder öffnen, sonst gehen sie kaputt.«

Kevin Erhard war einen Tag vor dem Lockdown beim Friseur. Nun macht er sich Sorgen um die Betreiber.
Kevin Erhard war einen Tag vor dem Lockdown beim Friseur. Nun macht er sich Sorgen um die Betreiber. Foto: Denis Raiser
Kevin Erhard war einen Tag vor dem Lockdown beim Friseur. Nun macht er sich Sorgen um die Betreiber.
Foto: Denis Raiser

Sabine Huonker kann es ebenfalls nicht nachvollziehen, warum Friseure immer noch geschlossen sind. »Man kann dort besser den Abstand einhalten als im Supermarkt.« Ihr Problem: das Haarefärben. »Ich habe das noch nie selber gemacht.« Sie will auch nicht, dass Freunde Hand an die Haare anlegen. »Die Gefahr ist mir zu groß, dass aus blond dann orange wird«, sagt Sabine Huonker. »Ich verlasse mich nur auf die Profis.« Denen würde sie gerne bald wieder einen Besuch abstatten.

Udo Neugebauer fordert eine zumindest teilweise Öfnnung von Friseur-Salons.
Udo Neugebauer fordert eine zumindest teilweise Öfnnung von Friseur-Salons. Foto: Denis Raiser
Udo Neugebauer fordert eine zumindest teilweise Öfnnung von Friseur-Salons.
Foto: Denis Raiser

Das würden auch Doris Zivojin und Ursula Belser »natürlich gerne«. »Aber wir können das Risiko nicht einschätzen, deshalb tragen wir es mit Fassung«, meint Doris Zivojin. Ursula Belser hat »Glück, dass meine Tochter mir schon immer die Haare färbt«. Mit ihrer roten Kurzhaarfrisur habe sie zwar kein Problem, im GEA wollte sie trotzdem nicht abgebildet werden – wie alle Passantinnen, die in der Innenstadt befragt worden sind.

Karin, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, ist da keine Ausnahme. Auch sie sagt: »Das Bedürfnis ist sehr groß, endlich mal wieder zum Friseur gehen zu dürfen.« Während sie erzählt, dass sie ihrem Sohn die Haare selbst schneidet, die ihrer Tochter und die eigenen wachsen lässt, mischt sich ein Passant ein. »Ich lasse mir die Haare von meinem Friseur zu Hause schneiden.« Auf den Einwurf von Karin, dass das zurzeit illegal sei, entgegnet der Mann. »Mir egal, ich habe die Schnauze voll.«

Weil im zweiten Lockdown immer mehr Friseure in die Illegalität abdriften und bei der Kundschaft Hausbesuche machen, sind seriöse Vertreter des Gewerks alarmiert. Eine Gruppe um den Reutlinger Geschäftsführer von »Steinhoff Haardesign« hat deshalb eine Online-Petition gestartet.(GEA)