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Aktuell Stadtentwicklung

Wohnzimmer der Oststadt: Umfrage zu Wünschen der Bürger

Ideen für den Leonhardsplatz: Wie könnte der Platz im Schatten der Leonhardskirche künftig aussehen? Das wollte die Stadtverwaltung am Samstag nicht nur von den Anwohnern wissen.

Kristina Oldenburg (links) nahm im Gespräch mit den Bewohnern der Oststadt deren Ideen und Vorschläge auf.   FOTO: LEIPOLD
Kristina Oldenburg (links) nahm im Gespräch mit den Bewohnern der Oststadt deren Ideen und Vorschläge auf. FOTO: LEIPOLD
Kristina Oldenburg (links) nahm im Gespräch mit den Bewohnern der Oststadt deren Ideen und Vorschläge auf. FOTO: LEIPOLD

REUTLINGEN. Von Weitem hoben sich die zahlreichen gelben, grünen und pinken Notizzettel von der weißen Tafel ab. Kinderkarussell, Meerjungfrauenbrunnen, Flohmarkt, Foodtrucks, Biergarten, Kindertheater, Konzerte, mehr Grün, ein Platz für alle waren darauf notiert. Tafeln informierten zudem über die Ergebnisse des Fußgänger-Checks im Vorjahr. Mit Klemmbrett und Notizkarten konnten die Oststadtbewohner ihre Ideen und Vorschläge für die Stadt aufschreiben.

»Die Möglichkeit, den öffentlichen Platz wieder öffentlich zu nutzen, würde mich freuen«, sagte Jürgen Vetter. Dafür müsste der Aufenthalt allerdings etwas angenehmer sein. Derzeit rauscht der Verkehr an allen vier Seiten entlang, es ist unruhig und auch die asphaltierte Fläche ist nicht schön anzusehen. »Es sind eigentlich schöne Räume, die man hier hat«, stellte er fest. Warum also den Leonhardsplatz nicht mit dem alten Kelternplatz verbinden? Die Leonhardskirche miteinbeziehen? Die Begegnung dabei immer im Vordergrund: Flohmarkt, Bühne, kleine kulturelle Veranstaltungen. »Plätze funktionieren, wenn etwas drum herum passiert.« Darum wäre Jürgen Vetter bereit, die Burgstraße nur für Fußgänger und Fahrräder offen zu lassen, ihnen mindestens den Vorrang zu lassen. »Mischverkehr ist die Zukunft.«

Ein belebter Leonhardsplatz löste in Roland Dornes gemischte Gefühle aus. Kleinere Veranstaltungen? Okay. Doch ein Biergarten? »Wir haben hier den ganzen Tag Lärm, das geht an die Grenzen«, beklagte er. Lärm durch Kneipe, Studentenpartys, Verkehr, Eltern, die noch spätabends mit ihren Kindern auf dem alten Kelterplatz verweilen, hupende Autos in den frühen Morgenstunden, wenn ein Lieferwagen die Straße blockiert.

Dazu die Autos, die seine Garage und die Straße zuparken, weil der Parkplatz auf dem Leonhardsplatz monatelang gesperrt war. »Wenn wir etwas Schönes gestalten, etwas, was wertvoller ist, dann kann der Parkplatz weg«, sagte Dornes.

Doch die Pendler, die von der Alb kommen, sollten nicht vergessen werden, nicht jeder profitiere vom neuen Buskonzept, gab er Stefan Dvorak, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Vermessung, zu bedenken. Die Diskussion zeigte, dass die Idee von Dvorak aufging. Er wollte keinen Wettbewerb unter Architekten für den Platz. »Wir wollten keine schönen Pläne von der Welt von morgen zeigen.« Die Bewohner der Oststadt sollten ihre Vorstellungen für den Platz einbringen und ins Gespräch kommen, damit sie sich später mit dem Platz identifizieren.

Gerade die Jugendlichen haben Dvorak überrascht, die bereits einen Abend zuvor gemeinsam mit ihm viele Ideen gesammelt haben und die am nächsten Tag von den anderen Bewohnern aufgegriffen wurden. Die Jugendlichen haben für Dvorak das Leitkonzept vorgegeben: ein Platz des Wandels.

»Es ist eindrucksvoll, dass sich ein Trend abzeichnet, ein Ort der Begegnung für den Stadtteil mit Aktionen, als Klimaplatz, hell und (herz-)erfrischend «, fasste Kristina Oldenburg zusammen, was sie als Mediatorin an diesem Tag zusammengetragen hat. Die Leonhardskirche würden viele gerne einbeziehen, als Bürgertreff nutzen, oder um bei schlechtem Wetter dorthin ausweichen zu können. Den Platz vielleicht sogar in diese Richtung hin öffnen, sodass ein Wohnzimmer des Stadtteils entsteht.

»Was sich auf der Tafel wiederfindet, würden wir begrüßen.«

Wie Oldenburger hofft auch der Arbeitskreis Oststadt, dass die Ideen nicht allzu lange auf ihre Umsetzung warten müssen. »Uns ist wichtig, dass dieses ehemalige Start-up-Viertel, das bis zu 6000 Pendler sowie Gewerbe beherbergt, unbedingt erhalten bleiben muss«, sagte AKO-Sprecher Martin Dege. »Was sich auf der Tafel wiederfindet, mit Austausch, Wohnen und Arbeiten zu tun hat, würden wir begrüßen.« (ale)