REUTLINGEN. »Die letzte Minute hat geschlagen, das Leben zieht an uns vorbei, gerade so wie das Flugzeug am Himmel – die Bombe glitzert im Licht der Sonne.« Diese und weitere sehr eindrückliche Worte haben Zehntklässler der Eichendorff-Realschule am gestrigen Sonntag in der Aussegnungshalle des Friedhofs unter den Linden vorgetragen.
Deutlich war den Worten anzumerken, dass sich die Jugendlichen intensiv mit Krieg, Terror und Tod auseinandergesetzt haben – und dazu auch eigene Bilder präsentierten. »Ich sehe die Welt vor mir in Flammen, das Leben liegt in Scherben.« Oder: »Die Schaukel quietscht im Takt der Erinnerung, während alle Gebäude ringsherum zerstört sind – warum darf so was passieren?«
Thomas Keck hatte als Gedenkredner keine Antworten parat. Aber die Mahnung: »Unser aller Bestreben muss sein, dass die Erinnerungen der Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs nicht vergessen werden.« Warum? »Weil radikale und extremistische Gruppierungen immer mehr Zulauf kriegen, die den Nationalismus befördern«, so Reutlingens OB.

Es gelte, einander zuzuhören, andere Meinungen zu tolerieren. Gleichzeitig müssten Stimmen, die sich gegen Freiheit und Demokratie wenden, klar und eindeutig zurückgewiesen werden. »Sorge und Angst wächst in unruhigen Zeiten, in denen das Recht der Stärkeren die Oberhand gewinnt«, mahnte Pfarrer Roland Knäbler. Danach zogen die Teilnehmer der Gedenkfeier zum Mahnmal für die Opfer der Weltkriege. Keck und VdK-Vorsitzender Ulrich Siebertz legten Kränze nieder, im Beisein von Reservisten der Bundeswehr und Vertretern der US-Armee. (GEA)


