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Verkehrsclub kritisiert Reutlinger »Umwelt-Ticket-Paket«

Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert Bestrebungen zur Förderung des ÖPNV in Reutlingen durch das »Umwelt-Ticket-Paket« als unausgegoren

Stadtbusse am Reutlinger ZOB.
Stadtbusse am Reutlinger ZOB. Foto: Markus Niethammer
Stadtbusse am Reutlinger ZOB.
Foto: Markus Niethammer

REUTLINGEN. »Wenn schon Wien, dann richtig«, fordert die Reutlinger Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD): »Das Umwelt-Ticket-Paket, das im Januar in Kraft treten soll, ist ohne Zweifel ein großer Fortschritt im Reutlinger ÖPNV«, allerdings sind für den ökologischen Verkehrsverband einige Fragen zu den künftigen Tarifen offen. Der Verkehrsclub, der sich für eine sozial- und umweltverträgliche Mobilität aller Verkehrsteilneher einsetzt, äußert in einer Pressemitteilung Bedenken, ob die ÖPNV-Tarife mit der ausreichenden Konsequenz angegangenwerden.

Es sei kein Fehler, dem Wiener Modell nachzueifern. Allerdings habe das Reutlinger 365-Euro-Jahresticket mit der Wiener Jahreskarte außer dem Namen nicht viel gemeinsam. Der günstige Reutlinger Tarif »wird nämlich auf eines der größten Verkehrsprobleme der Stadt, den Pendelverkehr, wenig Einfluss haben, da er nur für eine einzige Wabe (220) gilt«. Dagegen gelte das Wiener Ticket für den gesamten Kernstadtbereich mit der etwa zehnfachen Einwohnerschaft. Hier könnnte nach Ansicht des VCD mehr Großzügigkeit beim Geltungsraum die angestrebten nachhaltigen Folgen für den Verkehr aus dem Umland besser bewirken als beim geplanten Modell.

Mehr Großzügigkeit

Dazu sei großteils offen, wie die anderen Tarife des ÖPNV aussehen werden. Das Schüler- und Ausbildungsticket ist Bestandteil des Umwelt-Ticket-Pakets. Tatsächlich müssten die Schüler und Schülerinnen zukünftig mit 30 Euro monatlich fast gleich viel hinblättern wie die Erwachsenen mit ihrem 365-Euro-Ticket. Der VCD stellt infrage, ob das mit der ÖPNV-Finanzreform des Landes vom Januar vereinbar sei. Diese schreibe nämlich vor, dass der Tarif für Schülertickets mindestens 25 Prozent günstiger sein muss als der Normaltarif.

Ebenso unklar bleibe, wie das »Seniorenabo +63« zukünftig behandelt wird. Die Wiener Pensionisten fahren laut VCD für 235 Euro ein Jahr lang mit allen Wiener Verkehrsmitteln, während die Reutlinger Rentner aktuell fast das Zweieinhalb-fache, nämlich 570 Euro, berappen müssten.

Schließlich fehlt dem VCD das Angebot eines Kurzstreckentickets, das vor allem in den Teilorten den Binnenverkehr auf mehr ÖPNV umlenken könnte.

Das Fazit des Verkehrsclubs: »Insgesamt macht das ganze Paket in seiner jetzigen Form einen unausgegorenen Eindruck. Es wäre fatal, wenn wir Reutlinger uns diese durch Bundes-Fördergelder eröffnete Chance vermasseln, indem wir die ÖPNV-Reform zu kleinkariert angehen.« (eg)