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Trauer um Ulrich Lukaszewitz: »Sein Tod ist ein Verlust für die Stadt«

Nach dem Tod von SPD- Kommunalpolitik Ulrich Lukaszewitz gibt viel Betroffenheit in Reutlingen und Beileidsbekundungen von vielen Seiten.

1989 war das Frauenwahlrecht 70 Jahre alt. Die SPD und mit ihr Ulrich Lukaszewitz forderten 50 Prozent Frauen in Führungspositio
1989 war das Frauenwahlrecht 70 Jahre alt. Die SPD und mit ihr Ulrich Lukaszewitz forderten 50 Prozent Frauen in Führungspositionen – damals schon, vor 30 Jahren. FOTO: ARCHIV
1989 war das Frauenwahlrecht 70 Jahre alt. Die SPD und mit ihr Ulrich Lukaszewitz forderten 50 Prozent Frauen in Führungspositionen – damals schon, vor 30 Jahren. FOTO: ARCHIV

REUTLINGEN. Ulrich »Luka« Lukaszewitz, Urgestein der Reutlinger Sozialdemokratie, ist tot. Er erlag am Sonntag im Alter von 77 Jahren einer schweren Krankheit. Die Stadt verliert mit ihm einen Mann, der sich als Stadt- und Kreisrat mehr als 50 Jahre lang in der Kommunalpolitik eingebracht hat. Erst im Sommer 2019 ist Ulrich Lukaszewitz nach einem halben Jahrhundert als SPD-Gemeinderat aus dem Reutlinger Stadtparlament ausgeschieden.

In seiner langen kommunalpolitischen Laufbahn wurde der gebürtige Reutlinger mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Landkreismedaille in Gold, den französischen Kulturorden »Palmes Academiques«, die Willy-Brandt-Medaille seiner Partei sowie den Verdienstorden in Gold mit Lorbeerkranz und Brillant, den der Städtetag vergibt, wenn jemand 50 Jahre Stadtrat ist. Er wurde 1968 mit 25 Jahren erstmals in den Gemeinderat gewählt und erhielt auf Anhieb 13 636 Stimmen. Im Januar wurde »Luka« mit der Bürgermedaille in Gold ausgezeichnet – eine Ehrung, die ihm sehr viel bedeutet hat, die er aber bescheiden kommentierte: »Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen – ich habe doch nur für meine Stadt und ihre Menschen getan, was ich konnte.«

Gut zwei Jahrzehnte lang war er Fraktionsvorsitzender der SPD, fast drei Dekaden lang zweiter ehrenamtlicher OB-Stellvertreter. Seine Amtszeit als Stadtrat endete am 25. Juli 2019. Am 16. Oktober 2019 wurde er verabschiedet.

Die Kunst lag ihm am Herzen

Nach dem Studium der Romanistik, Geschichte und Politologie in Tübingen ging er in den Schuldienst und kam nach Stationen in Dettenhausen sowie Metzingen Ende der 1960er-Jahre an die Reutlinger Eichendorff-Realschule, wo er bis zu seiner Pensionierung 2009 blieb. Früh entdeckte Ulrich Lukaszewitz seine Liebe zu Frankreich. Er wurde in jungen Jahren Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft und blieb es 26 Jahre lang.

»Die Nachricht von Ulrich Lukaszewitz Tod erfüllt mich mit tiefer Trauer«, sagt Oberbürgermeister Thomas Keck. »Er war einer meiner ältesten Freunde.« In gewissem Maße sei Ulrich Lukaszewitz sein politischer Ziehvater gewesen. »Ich weiß nicht, ob mein kommunalpolitisches Engagement ohne ihn so nachhaltig geblieben wäre.«

 In über 50 Jahren Stadtratstätigkeit habe Ulrich Lukaszewitz viel für Reutlingen getan. »Die Beschlüsse, an denen er mitwirkte, füllen viele Ordner, seine Spuren sind überall in der Stadt sichtbar.« Die Kunst im öffentlichen Raum hat ihm auch noch nach dem Ausscheiden aus dem Gemeinderat am Herzen gelegen.

»Sein Tod ist über den Verlust eines Freundes hinaus auch ein Verlust für die Stadtgesellschaft.« Sein tief empfundenes Mitgefühl gelte »Lukas« Frau Elke und seiner Tochter Aline, sagt Thomas Keck.

»Luka war ein Vollblutlehrer. Er war kompromisslos, wenn es um die Ausbildung junger Menschen ging«, erinnert sich Landrat Thomas Reumann. »Er war ein kommunalpolitisches Urgestein, ein begnadeter Redner, Taktiker und Instinktmensch. Er war ein Mann mit Leib und Seele, Herz und Mut und spitzer Zunge.« Man habe mit ihm immer in den Diskurs treten können.

Ulrich Lukaszewitz habe so manche soziale Entwicklung in der Gesellschaft mit großer Sorge gesehen. Er sei Sprachrohr gewesen für schwache, benachteiligte Menschen, die keine eigene Lobby haben. Und auch wenn er ab und zu verspätet in Ausschüsse oder Sitzungen gekommen sei – »oben auf seinen Unterlagen lag immer die Financial Times« – sei er sofort und mit wachem Blick in die Diskussion eingestiegen. »Seine Art und sein streitbarer Geist werden uns fehlen«, sagt Thomas Reumann. (GEA)