REUTLINGEN. Sterben und Tod sind nicht lustig. Am besten man redet nicht darüber. Doch schon der Titel »Frau.Bach: frisch fröhlich und gesund – Ein musikalisch-filmisches Projekt über den Tod und das Sterben« lässt vermuten, dass sich die Urheber nicht an den üblichen Umgang halten mit einem Tabu-Thema, das doch – ausnahmslos – jeden ereilt.
Das Künstlertrio Silvia Pfändner (Gesang, Trompete), Thomas Maos (Gitarre, Elektronik) und Hubl Greiner (Schlagwerk, Filme) will mit diesem Projekt die »Auseinandersetzung mit der Endlichkeit anregen« und unterschiedliche Wahrnehmungen von Sterben und Tod sichtbar machen. In aufgezeichneten Interviews berichten ganz unterschiedliche Menschen verschiedenen Alters über ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod. Das Dazwischen füllen die drei Künstler mit eigens fürs Projekt komponierter und improvisierter Musik.
»Der Film hat mir was von der Angst weggenommen«
Am Sonntag, 26. November, 19 Uhr, bietet das franz.K dem Projekt eine Bühne – eine Wiederaufnahme. »Für mich ist das ein einmaliges Programm«, erläutert Sarah Petrasch, die geschäftsführende Vorstandsfrau des Kulturzentrums, die Beweggründe für die Wiederaufnahme. »Ich wollte das nochmal haben.« Die positive Resonanz auf das Programm, dass das Trio schon auf mehreren Bühnen unter anderem in Tübingen und Konstanz, gezeigt hat, unterstützt dieses Wollen.
»Der Tod ist in der Gesellschaft unterrepräsentiert«, findet Thomas Maos, der seine eigene Mutter in den Tod begleitet hat. »Was hat das Projekt mit uns gemacht?«, fragt er sich selbst in der Pressekonferenz. Viel. Und eines ganz besonders: »Der Film hat mir was von der Angst weggenommen.«
Maos berichtet von seinem ersten Versuch, einen Gesprächspartner für ein Interview zu gewinnen. Für das Projekt traute er sich endlich, einen Nachbarn anzusprechen, der seinen Sohn durch Suizid verloren hatte. »Er war froh, als ich ihn ansprach.« 20 Interviews hat der Dokumentarfilmer Hubl Greiner unterdessen aufgezeichnet. Niemand habe nein gesagt. Manche reden, manche schweigen, sagt Maos. Wenn Kinder reden, komme eine ganz andere Wahrnehmung zutage, sagt er. Alles in allem soll die Traurigkeit über die eigene Endlichkeit nicht zu schwer werden: »Der Abend ist nicht so schlimm, wie es sich anhört«, verspricht der Musiker.
»Wunderbar, dass diese kulturelle Veranstaltung eine niederschwellige Berührung mit dem Tabu-Thema ermöglicht«
Mit dabei: Der Ambulante Hospizdienst Reutlingen. An einem Infostand im Vorraum stehen am Sonntag Geschäftsführerin Katja Badstöber und eine Mitarbeiterin den Zuschauern zur Verfügung für Gespräche, Ansprache und/oder Zuspruch. »Wunderbar, dass diese kulturelle Veranstaltung eine niederschwellige Berührung mit dem Tabu-Thema ermöglicht«, freut sich Badstöber. Sie sieht auch eine Möglichkeit, eine Arbeit vorzustellen, die sonst im Verborgenen geleistet werde. »Das gesellschaftliche Tabu ist unser täglich Brot.« Dabei gehe es nicht nur darum, Menschen im Sterben zu begleiten, sondern auch als Sprachrohr für Betroffene zu dienen. »Sie haben oft nicht die Kraft, zu sprechen.«
Fünf Angestellte und 70 Ehrenamtliche – vor allem Frauen – sind für den Ambulanten Hospizdienst unterwegs, um in Stadt und Landkreis Sterben leichter zu machen. Auch Badstöber berichtet von Momenten der Leichtigkeit während ihrer Arbeit. »Wir lachen viel. Selbst in Familien mit schwer kranken Kindern«. (GEA) https://www.franzk.net/eventsingle/2974