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Spendenaktion »Kinder in Duschanbe« trägt Früchte

Durch die Einnahmen aus drei Benefizkonzerten können 50 weitere Schüler unterstützt werden

Sie stehen für die Spendenaktion "Kinder für Duschanbe (von links): Werner Ströbele, Lydia Pautzke, die Schülerin Shahnoza Ghaf
Sie stehen für die Spendenaktion "Kinder für Duschanbe (von links): Werner Ströbele, Lydia Pautzke, die Schülerin Shahnoza Ghafurova, ihre Lehrerin Salomat Rachimova und Parviz Sobiro, ebenfalls Schüler. Die beiden Schüler aus Duschanbe sind nach Reutlingen gereist, um an einem vom Kulturamt organisierten Jugendprojekt teilzunehmen. Foto: Spiess
Sie stehen für die Spendenaktion "Kinder für Duschanbe (von links): Werner Ströbele, Lydia Pautzke, die Schülerin Shahnoza Ghafurova, ihre Lehrerin Salomat Rachimova und Parviz Sobiro, ebenfalls Schüler. Die beiden Schüler aus Duschanbe sind nach Reutlingen gereist, um an einem vom Kulturamt organisierten Jugendprojekt teilzunehmen. Foto: Spiess

REUTLINGEN. Die Spendenaktion für notleidende Kinder in Reutlingens Partnerstadt Duschanbe trägt weiterhin Früchte: Durch drei Benefizkonzerte mit der Kirchheimer Jazzband Greyhound Jazzmen konnte die Anzahl der verköstigten Schüler von 170 auf 220 erhöht und erstmals eine Sommerschule mit 22 bedürftigen Kindern ermöglicht werden. Bei einem Pressegespräch stellten die Initiatorin Lydia Pautzke und Gäste aus Duschanbe das Projekt vor.

Mit der Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan verbindet Reutlingen nicht nur eine lange Städtepartnerschaft, sondern auch ein Spendenprojekt für Waisenkinder in Duschanbe, das die im vergangenen Jahr verstorbene SPD-Stadträtin Suse Gnant 1991 ins Leben gerufen hat und das inzwischen in der Obhut der Stadt Reutlingen liegt. Aus Gnants Engagement entstand 2001 das Spendenkonzept »Kinder in Duschanbe«, das seitdem die Schulspeisung von 170 besonders bedürftigen Kindern an zwei Schulen der Stadt finanzierte. Von den unterstützten Schülern, meist Grundschüler, mussten allerdings immer wieder welche von der Schulspeisung ausgeschlossen werden oder erhielten das Essen nur befristet, da von einer Krankheit genesene Schüler vorgezogen werden mussten.

Deshalb hatte sich die in Tadschikistan geborene Lydia Pautzke, die die Spendenaktion seit Mitte 2017 weiterführte, zum Ziel gesetzt, die Anzahl der zu versorgenden Kinder auf 220 zu erhöhen. Denn auch in den oberen Klassenstufen der beiden Schulen gibt es zahlreiche Schüler, die mangelversorgt sind. Die rund 4 000 Euro pro Jahr, die dafür zusätzlich benötigt werden, sind nun durch drei Benefizkonzerte der Greyhound Jazzmen im Frühjahr diesen Jahres eingespielt worden. So konnten 50 weitere Schüler, darunter 35 mit Behinderung, mit Kleidern und fünfmal in der Woche mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Außerdem führten drei Lehrerinnen aus Tadschikistan mit zwei deutschen Praktikantinnen dank der Einnahmen durch die Benefizkonzerte erstmals eine Sommerschule mit 22 Kindern durch.

Kaum Chancen auf Bildung

Beim Pressegespräch berichtete die Lehrerin Salomat Rachimova über Erfahrungen an ihrer Schule, in der Deutsch als erste Fremdsprache unterrichtet wird. Sie erzählte, wie jedes Schuljahr Schüler ausgewählt werden, »die besonders bedürftig sind«. Unterstützt werden auch behinderte Kinder, die auf Initiative von Rachimovas Kollegin Minawara Achmedowa in den Unterricht integriert werden. Für diese Kinder existiert keine Schulpflicht und sie haben daher in Tadschikistan kaum eine Chance auf Bildung.

So besuchen etwa Lehrerinnen wie Salomat Rachimova gemeinsam mit Schülern bedürftige und kranke Kinder und laden sie am Schuljahresende zu dem Fest »Deutsch macht Spaß« ein. Zu diesen Schülern gehören auch Shahnoza Ghafurova (Schule Nr. 28) und Parviz Sobirov (Schule Nr. 89), die gerade mit der Deutschlehrerin Salomat Rachimova und anderen Jugendlichen aus allen Partnerstädten für zehn Tage in Reutlingen sind und an einer vom Kulturamt organisierten Jugendprojektwoche zum Thema »Industrie im Fokus: Damals – Heute – Morgen« teilnehmen (siehe Schulkolumne Seite 12).

»Es ist beeindruckend, mit welcher Hingabe die Lehrer vor Ort die Kinder unterstützen«, berichtete Lydia Pautzke – und das, obwohl Lehrer in Duschanbe sehr wenig verdienen und meist mehrere Deputate übernehmen müssen. Umso wichtiger sei es, dass die Aktion weiterläuft und die Lehrer und Schüler in Duschanbe »mit regelmäßigen Spenden unterstützt werden«.

Die Aktion sei auch deswegen zu begrüßen, so Kulturamtsleiter Dr. Werner Ströbele, weil die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit mit Duschanbe aufgrund der schwierigen politischen Situation »eine große Herausforderung« darstellt. Zur Stadtverwaltung selbst gäbe es so gut wie keinen Kontakt, so der Kulturamtsleiter. Dass trotz Korruption jeder Cent in den beiden Schulen Nr. 28 und Nr. 89 sicher ankommt, dafür sorgte von 2012 bis August 2019 Winfried Spahn, der die gesammelten Gelder regelmäßig nach Duschanbe mitnahm und für die bestimmungsgemäße Verwendung der Gelder vor Ort sorgte. Zukünftig wird diese Aufgabe seine Nachfolgerin Beate Lehrke übernehmen und die Spendenaktion vor Ort betreuen. (GEA)

AUF HILFE ANGEWIESEN

Das Projekt für bedürftige Kinder in Duschanbe ist weiter auf Unterstützung angewiesen. Wer helfen möchte: Spendenkonto Stadt Reutlingen Stichwort »Kinder Duschanbe« Kreissparkasse Reutlingen IBAN: DE27 6405 0000 0000 0004 88