REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Corona macht erfinderisch. Auch in Rommelsbach, wo sich der Sängerkranz mit einem Herbstfest der etwas anderen Art in die sogenannte neue Normalität zurückmeldet: mit einer Sause ohne Wein und Most, ohne Gesang und ohne Biertisch-Geselligkeit. Dafür aber mit reichlich Optimismus und Kreativität sowie selbst gebackenen Zwiebel- und Kraut-, Apfel- und Zwetschgenkuchen »to go«.
»Wir lassen uns nicht unterkriegen«, erläutert Ideengeber Andreas Gagg die Motivation des knapp 200 Mitglieder starken Vereins, der trotz virusbedingter Einschränkungen an einem Event festhält, das aus dem örtlichen Veranstaltungskalender kaum mehr wegzudenken ist und heuer seine 18. Auflage erlebt hätte. Vielmehr: Der »Rommelsbacher Herbst« wird sie erleben, wenn auch unter ungewöhnlichen Bedingungen. Denn diesmal soll der Dorf-Klassiker als Drive- beziehungsweise Walk-in-Version über die Bühne gehen,
Hoffnung statt Helium
Mithin ist es ein Versuchsballon, der am Sonntag, 20. September, ab 10.30 Uhr in der Tannheimer Straße steigt. Gefüllt sein wird er nicht mit Helium, sondern mit Hoffnung. Zumal die Sängerkränzler auf bürgerschaftliche Solidarität vertrauen – und bauen. Haben der Lockdown und seine Folgeverordnungen dem anno 1897 aus der Taufe gehobenen Verein binnen der zurückliegenden Monate doch mächtig zugesetzt. Auch finanziell.
Trotz monetärer Rücklagen befindet sich der Pegel im Kässle auf historischem Tiefstand. Das Polster schmilzt stetig, derweil »die Chorleitungen weiter entlohnt werden wollen«, wie Vorstand Martin Tröster weiß. Es sei »ein Dilemma«, in dem die Sängerkränzler aktuell stecken, und der »Rommelsbacher Herbst« ein Silberstreif am Horizont. Stellt er doch seit bald zwei Dekaden die Haupteinnahmequelle des Vereins dar. Würde nun auch sie versiegen, sähe es zappenduster aus.
Wichtig ist dem Vorstand darüber hinaus die Signalwirkung des »Herbstfestes to go«. Mit dem Event verknüpft der Verein nämlich eine simple Botschaft. »Wir wollen der Welt zeigen, dass es uns noch gibt. Wir wollen uns in Erinnerung rufen«, so Frank Wagner.
Dass der Singstundenbetrieb – sporadische Proben fanden vor den Ferien auf Abstand in einer gut durchlüfteten Halle des Drei-Birken-Hofs statt – seit Ende des Lockdowns auf Sparflamme köchelt, ist logische Konsequenz der Corona-Krise.
Gänzlich aus ist der Ofen deshalb aber noch lange nicht. Weder im übertragenen Sinne noch im Reichenecker Backhaus, wo die Kuchen fürs Herbstfest von den Sängerkränzlern zubereitet werden.
»Das gibt ihnen ihr besonderes Holzofenaroma«, freut sich Marin Tröster schon jetzt auf die bevorstehenden Gaumenfreuden: »Durch die Bank weg alles selbst gemacht und sogar mit Holz und Obst von Rommelsbacher Streuobstwiesen!«
Selbst gemacht auch das Abwicklungs-Konzept: Kassenzelte und solche für die Essenausgabe werden am 20. September die Tannheimer Straße nahe der Festhalle flankieren. Auf der einen Seite bedienen Helfer dann die Laufkundschaft, auf der anderen die motorisierten Genießer. Wobei aus logistischen Gründen ausschließlich kalte Speisen ausgegeben werden. »Die herzhaften Holzofen-Spezialitäten sollten vor dem Verzehr also noch kurz aufgewärmt werden.«
Fragt sich bloß, wie viele Kraut- und Zwiebel-, Apfel- und Zwetschgenkuchen die Sängerkränzler vorsehen müssen, um der Nachfrage gerecht zu werden, ohne auf allzu vielen Resten sitzen zu beleiben. »Für Mengen haben wir vor dieser Premiere leider überhaupt kein Gefühl«, gesteht Günter Maier, der deshalb all jene Unterstützer der Aktion um telefonische Bestellung bittet, die fünf oder sogar mehr Stücke abholen möchten. Die »Hotline« ist ab 7. September erreichbar. (GEA)
ROMMELSBACHER HERBST
Der »Rommelsbacher Herbst«, diesmal als Drive- und Walk-in konzipiert, steigt mit dem Verkauf von herzhaften und süßen Kuchen am Sonntag, 20. September, 10.30 bis 16 Uhr, in der Tannheimer Straße. Wer mehr als fünf Stücke zu kaufen beabsichtigt, ist gebeten, zwischen dem 7. und 12. September eine Bestellung aufzugeben – telefonisch, per SMS oder WhatsApp. (GEA)
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