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Aktuell Hilfe

Rohre und Steine aus Reutlingen und der Region für das geflutete Antweiler

Kemmler-Baustoffe hat sechs Lastzüge mit Baumaterialien und Helfern ins Flutgebiet an Ahr geschickt.

Im immer noch schlammigen und halb verlassenen Ortszentrum wurden die dringend benötigten Kanalrohre abgeladen und mit geländegä
Im immer noch schlammigen und halb verlassenen Ortszentrum wurden die dringend benötigten Kanalrohre abgeladen und mit geländegängigen Staplern an die unzugängliche Baustelle geliefert. FOTO: KEMMLER BAUSTOFFE
Im immer noch schlammigen und halb verlassenen Ortszentrum wurden die dringend benötigten Kanalrohre abgeladen und mit geländegängigen Staplern an die unzugängliche Baustelle geliefert. FOTO: KEMMLER BAUSTOFFE

REUTLINGEN/MÜNSINGEN. Bereits beim Oder-Hochwasser 2002 hatte das Unternehmen Kemmler-Baustoffe – mit Niederlassungen in Reutlingen, Metzingen, Münsingen und Tübingen – eine Hilfslieferung mit Baumaterial für den Wiederaufbau der Stadt Grimma nach Sachsen geschickt. Als es in diesem Sommer zur verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal kam, war sich die Geschäftsführung erneut schnell einig: Auch dort soll geholfen werden. Nicht mit einer Geldspende, sondern ganz pragmatisch mit Baumaterialien, die vor Ort dringend benötigt werden.

»Überall in der betroffenen Eifelregion braucht man Baustoffe, aber aktuell ist dort so gut wie nichts mehr zu bekommen«, weiß Projektmanager Frank Dietzel, der von der Geschäftsführung des mittelständischen Unternehmens intern mit der Organisation der Hilfslieferung beauftragt worden war.

17 freiwillige Helfer

Ende Oktober machte sich ein Konvoi aus sechs Lastzügen aus den Niederlassungen des Baustoff- und Fliesenfachhändlers auf den langen Weg, um die dringend erwarteten 100 Tonnen Kanalrohre und Pflastersteine nach Antweiler in die Eifel zu liefern. Mitbeteiligt an der Aktion waren 17 freiwillige Helfer aus verschiedenen Häusern des Unternehmens, das in Baden-Württemberg und Bayern insgesamt 30 Niederlassungen unterhält.

Im 500-Einwohner-Ort Antweiler im oberen Ahrtal wird mit der Spende von Kemmler die weggespülte Kanalisation, der darüberliegende Weg und auch der Dorfplatz instand setzt. »Was Sie geleistet haben, ist wirklich enorm«, zeigte sich Bürgermeister Peter Richrath tief berührt von der Lieferung: »Unbeschreiblich, einfach toll«, bedankte er sich bei den Fahrern und den weiteren Helfern, die allesamt über 16 Stunden unterwegs gewesen waren, um die Hilfe ans Ziel zu bringen.

Ein kleines Bächlein, eigentlich ein Rinnsal, war in Antweiler am Nachmittag jenes 14. Juli durch den außergewöhnlichen Starkregen zu einem reißenden Strom angeschwollen. Auf einer Strecke von 200 Metern rissen die Fluten einen fest angelegten Weg und die bis zu drei Meter tief darunterliegende Abwasserkanalisation einfach weg – ebenso wie einen Teil des gepflasterten Dorfplatzes. Einzelne Kanalrohre wurden später sogar auf dem Friedhof wiedergefunden.

Zwei Stunden später folgte die eigentliche Flutwelle der Ahr und setzte die Häuser im Ortskern gut ein Stockwerk tief unter Wasser. Viele der Wohnungen dort sind auch heute noch immer verlassen. Mit feuchten Wänden und ohne Strom und Heizung werden sie auch den Winter über nicht mehr bewohnbar werden. Etliche Häuser werden vermutlich abgerissen. »Dank Kemmler können wir nun aber wenigstens die Bauarbeiten zur Reparatur der Kanalisation sofort beginnen«, erklärte der Bürgermeister.

Rund zwei Dutzend Häuser leiten ihre Abwässer seit dem Unglück oberirdisch durch ein mit Sandsäcken beschwertes Provisorium aus Plastikrohren. Ohne diese Materiallieferung wäre es nicht möglich gewesen, die Infrastruktur des kleinen Ortes vor dem Frühjahr oder dem Sommer wieder herzustellen. »Nicht auszudenken, was bei starkem Frost im Winter mit diesem Rohr und den darin fließenden Abwässern passiert wäre«, meinte der Bürgermeister. (eg)