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Reutlinger Schöffengericht verurteilt Syrien-Rückkehrerin

Wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verurteilte das Schöffengericht eine 28-Jährige zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe. Die Reutlingerin hatte in Syrien mit einer Kalaschnikow geschossen – zu Übungszwecken, wie sie in der Verhandlung beteuerte.

Justitia und Akten
Justitia mit Holzhammer und Aktenstapel. Foto: Volker Hartmann/dpa/Symbolbild
Justitia mit Holzhammer und Aktenstapel. Foto: Volker Hartmann/dpa/Symbolbild

REUTLINGEN. Die 28-Jährige reiste 2014 nach Syrien, wo sich ihr Mann zuvor Al-Qaida-Kämpfern angeschlossen hatte. Obwohl sie schwanger war, entschloss sie sich, ihm in das hochgefährliche Land zu folgen. Es sei ihr wichtig gewesen, dass das Kind mit seinem Vater aufwächst, sagte sie vor Gericht. Deshalb habe sie ihren Mann zurückholen wollen. Sie selbst sei nie aktiv gewesen.

Die beiden lebten in einem umkämpften Gebiet. Aufgefordert von ihrem Mann habe sie mit der Kalaschnikow Übungsschüsse abgegeben, um sich während seiner Abwesenheit verteidigen zu können, sagte die Angeklagte aus. Ein im Gerichtssaal abgespieltes Video zeigt eine voll verschleierte Frau, die mit einem Gewehr zwei Schüsse auf eine leer stehende Hütte abgibt. Das Video hatte sie selbst einer Freundin nach Deutschland geschickt.

Eine Kalaschnikow ist als Kriegswaffe deklariert. Ohne Genehmigung darf nach deutschem Strafrecht nicht mit ihr geschossen werden – auch im Ausland nicht. Weil die Frau ein umfassendes Geständnis ablegte und keine Vorstrafen hat, verurteilte sie das Schöffengericht unter Vorsitz von Eberhard Hausch in einem »minderschweren Fall« zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe, die zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird.

Ihren Mann hatte die 28-Jährige bei einer Koran-Verteilaktion kennengelernt und schon nach dem zweiten Treffen »islamisch« geheiratet. Die Ehe sei schlecht gewesen, er habe sie fast jeden Tag geschlagen, berichtete sie. Zunächst hinderte er sie an der Ausreise aus Syrien, die ihr dann auf Druck der Schwiegereltern und deutschen Behörden 2015 doch gelang. Ihr Mann sitzt inzwischen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in der Türkei im Gefängnis. (keg)