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Reutlinger Listhof feiert 25-jähriges Jubiläum

Der Listhof feiert an diesem Wochenende sein 25-jähriges Bestehen. Am Samstagabend wurde im Spitalhofsaal zurückgeblickt und auch die Zukunft beleuchtet.

Unter der Moderation von Sarah Herbst (links) diskutierten (von links) Hanna Eberlein, Matthias Klemm, Katrin Reichenecker, Fran
Unter der Moderation von Sarah Herbst (links) diskutierten (von links) Hanna Eberlein, Matthias Klemm, Katrin Reichenecker, Franz-Josef Risse, Johannes Schempp und Thomas Höfer. Foto: Gabriele Böhm
Unter der Moderation von Sarah Herbst (links) diskutierten (von links) Hanna Eberlein, Matthias Klemm, Katrin Reichenecker, Franz-Josef Risse, Johannes Schempp und Thomas Höfer.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN. »Der Listhof ist in Baden-Württemberg einzigartig darin, Wissen über Pflanzen und Tiere zu vermitteln und gleichzeitig eine emotionale Beziehung zum Naturschutz aufzubauen. Sie können stolz darauf sein«, lobte Staatssekretär Dr. Andre Baumann in seinem Impulsvortrag am Samstagabend. Unter großem öffentlichem Interesse fand im Spitalhof die Jubiläumsfeier »25 Jahre Naturschutzgebiet Listhof und begleitende Umweltbildung« statt. Musikalisch wurde die Veranstaltung umrahmt von David Strauss, Nike Bucknor und Felix Treutlein. Dietmar Nill leitete mit seinen Videos der Tiere im Naturschutzgebiet den Abend ein. Die Moderation lag in den Händen von Sarah Herbst vom Büro HHP. raumentwicklung, Rottenburg.

Oberbürgermeister Thomas Keck begrüßte unter den Gästen Thomas Poreski MdL, Baubürgermeisterin Angela Weiskopf sowie Mitglieder von Stadtrat und Listhof. Keck gab einen Rückblick auf die Ereignisse. Bis zum Abzug der französischen Soldaten 1992 seien Panzer über den Truppenübungsplatz gefahren, auf dem sich der Listhof heute befinde. »Doch es waren genau die von Panzern im Boden hinterlassenen Vertiefungen, die sich mit Regenwasser füllten und Amphibien wie der Gelbbauchunke als Laichgewässer dienten.« Hinzu kam das Betretungsverbot des rund 123 Hektar großen Bereichs, so dass sich die Natur über Jahrzehnte ungestört entwickeln konnte. »Es entstand ein ökologisch hochwertiges Biotopmosaik, welches bis heute Lebensräume für zahlreiche gefährdete Pflanzen und Tierarten bildet«, führt Keck aus.

Überregionale Bedeutung für den Artenschutz

Beobachtungen von lokalen Verbänden wie dem Naturschutzbund, dem Bund Naturschutz Alb-Neckar und dem Schwäbischen Albverein, Diplomarbeiten von Studierenden der Fachhochschule Nürtingen unter Roland Herdtfelder sowie systematische Kartierungen wie durch das Büro Bioplan hätten die überregionale Bedeutung des Gebiets für den Artenschutz ans Licht gebracht.

1995 legte die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Tübingen einen Würdigungsentwurf sowie einen Abgrenzungsvorschlag für das Naturschutzgebiet vor. Am 23. Juli 1996 beschloss der Reutlinger Gemeinderat, die Flächen für 3,1 Millionen Deutsche Mark vom Bund zu erwerben und dort ein Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen.

Naturschutzgebiet seit 2000

Das Jubiläum basiert auf dem Jahr 2000, in dem der Reutlinger Gemeinderat dem Verordnungsentwurf über das Naturschutzgebiet Listhof zustimmte. Noch im selben Jahr, am 6. Juli, wurde die offizielle Ausweisung des Naturschutzgebietes Listhof rechtskräftig. Bis heute würden, so Keck, die Flächen unter Beteiligung des behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes gepflegt.

Staatssekretär Dr. Andre Baumann betonte die Einzigartigkeit des Listhofs, der Wissen und Begeisterung vermittle.
Staatssekretär Dr. Andre Baumann betonte die Einzigartigkeit des Listhofs, der Wissen und Begeisterung vermittle. Foto: Gabriele Böhm
Staatssekretär Dr. Andre Baumann betonte die Einzigartigkeit des Listhofs, der Wissen und Begeisterung vermittle.
Foto: Gabriele Böhm

Reinhard Braxmaier, damals städtischer Umweltschutzbeauftragter, habe die weitsichtige Idee gehabt, ein Umweltzentrum in den Räumlichkeiten des Listhofs einzurichten. »Inzwischen ist der Listhof das Kompetenzzentrum für Umweltbildung, erneuerbare Energie und biologische Vielfalt im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.« 2003 habe der Trägerverein Umweltbildungszentrum Listhof die Verantwortung für den laufenden Betrieb übernommen. »Es waren und sind die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Wert des Listhofs durch entsprechende Umweltbildungsveranstaltungen für Klein und Groß mit allen Sinnen erlebbar machen«, so der Oberbürgermeister. »Aktive und Ehemalige aus Haupt- und Ehrenamt, Freunde, Unterstützer und Förderer haben zum Erfolg des Listhofs beigetragen und schreiben seine Erfolgsgeschichte weiter.«

»Haus der Insekten« entsteht

Helmut Treutlein vom Listhof freute sich auf das kommende »Haus der Insekten«.
Helmut Treutlein vom Listhof freute sich auf das kommende »Haus der Insekten«. Foto: Gabriele Böhm
Helmut Treutlein vom Listhof freute sich auf das kommende »Haus der Insekten«.
Foto: Gabriele Böhm

»Wir wollen für Natur und Umwelt begeistern«, betonte Helmut Treutlein, Erster Vorsitzender des Trägervereins. »Kinder und Erwachsene sollen die Vielfalt der Tiere und Pflanzen kennenlernen, um sie zu schützen.« Treutlein dankte dem damaligen Gemeinderat, der mit seiner Entscheidung diese Entwicklung überhaupt erst möglich gemacht habe und dem Umweltbeauftragten Braxmaier sowie Günther Neuhäuser vom Fachamt für ihren Einsatz. Sein Dank galt weiter der Forstverwaltung, Forstamtsdirektor Dieter Dobler, Stadtförster Johannes Schempp sowie Markus Schwegler und Bernhard Ziegler, Begründern der Umweltbildung. Dieter Dobler habe den Gründungsvorsitz des Trägervereins innegehabt, gefolgt von Roland Würth, der neun Jahre lang Aufbauarbeit geleistet habe.

Natur und Umwelt seien heute in Gefahr, auch im Listhof. Man fühle sich in der Pflicht, das Naturschutzgebiet für kommende Generationen zu erhalten. Dank der Zusagen zur Unterstützung durch den Deutschen Bundestag, die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg und der Stiftung Volksbildung Reutlingen könne jetzt das wegweisende »Haus der Insekten« entstehen. Unter anderem 112 Wildbienenarten sind im Listhof zu Hause.

In der Podiumsdiskussion mit Hanna Eberlein (Regierungspräsidium Tübingen), Thomas Höfer (Nabu Ortsgruppe Reutlingen), Matthias Klemm (Büro Bioplan), Katrin Reichenecker (Stadt Reutlingen), Franz-Josef Risse (Kreisforstamt) und Johannes Schempp (Trägerverein) wurden Werdegang, Zukunft und aktuelle Herausforderungen des Listhofs beleuchtet. Deutlich wurde, dass Abstimmung nötig ist und die Verantwortlichen kooperativ zusammenarbeiten. »Es ist erfreulich, dass die Stadt global denkt und lokal handelt«, so Risse. (GEA)