Logo
Aktuell Verleihung

Reutlinger Jugendguides zertifiziert: Damit die Nazizeit nie vergessen wird

Jugendliche und junge Erwachsene sind jetzt offizielle Vermittler von Erinnerungskultur vor Ort

Dieses alte Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Aufmarsch der Nationalsozialisten auf dem Reutlinger Marktplatz. Damit diese Zeit nich
Dieses alte Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Aufmarsch der Nationalsozialisten auf dem Reutlinger Marktplatz. Damit diese Zeit nicht vergessen wird, werden Jugendliche ausgebildet, die daran erinnern. FOTO: LANDKREIS
Dieses alte Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Aufmarsch der Nationalsozialisten auf dem Reutlinger Marktplatz. Damit diese Zeit nicht vergessen wird, werden Jugendliche ausgebildet, die daran erinnern. FOTO: LANDKREIS

KREIS REUTLINGEN. Anlässlich des Internationalen Gedenktages für die Opfer des Holocausts erhielten Reutlingens erste Jugendguides ihre Zertifikate. Verliehen wurde auch der Lilly-Zapf-Jugendpreis. Beide Übergaben fanden aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Insgesamt waren 70 Teilnehmer virtuell anwesend, als 25 Jugendguides offiziell zertifiziert wurden.

Wie die Presseabteilung des Reutlinger Landratsamts mitteilt, startet die nächste Qualifizierungsrunde bereits im Mai. Der Landkreis ist auch dieses Jahr wieder dabei: Bewerbungen mit einem halbseitigen Motivationsschreiben und einem kurzen Lebenslauf können bis spätestens 23. April per Mail an die Internetadresse jugendguides@kreis-reutlingen.de eingereicht werden.

25 Jugendliche gewürdigt

Bei der Online-Übergabe würdigte Professor Wolfgang Sannwald das Engagement der 25 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den Landkreisen Tübingen und Reutlingen, die 2020 außerschulisch in mindestens 40 Stunden ihre Qualifizierung zum Jugendguide erfolgreich abgeschlossen haben.

Im Mai letzten Jahres startete mit einem Kennenlernen untereinander die Qualifizierung 2020. Bei einer dreitägigen virtuellen Auftaktveranstaltung wurden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die digitalen Methoden der Wissensvermittlung von erinnerungskulturellen Inhalten eingeführt und stiegen mit fünf Stationen auch inhaltlich in die Qualifizierung ein.

In diesem Rahmen entstanden verschiedene Videos und Podcasts – so auch ein Podcast über die jüdische Reutlinger Familie Maier, an deren Schicksal Stolpersteine in der Kaiserstraße erinnern. Während die Kinder Hannelore und Gerhard Maier nach England fliehen konnten, überlebten ihre Eltern Adolf und Babette den Holocaust nicht: Adolf Maier nahm sich aufgrund nationalsozialistischer Repressalien und Schikanen das Leben; Babette Maier wurde über mehrere Stationen nach Auschwitz deportiert. Wie es dazu kam, erfährt man in dem Podcast der beiden Jugendguides Manuel Zabka und Franziska Gaibler, der inzwischen auf der Kulturplattform des Landkreises zugänglich ist ( www.kultur-machen.de/familie-maier).

Im Sommer konnten schließlich neben einem methodischen Workshop auch Stadtrundgänge in der Region sowie eine 50 Kilometer lange Radtour des Erinnerns stattfinden: auf dem Geschichtspfad zum Nationalsozialismus, der beginnend am Bahnhof Pfäffingen über Baisingen nach Rottenburg führt und dieses Jahr offiziell eingeweiht wurde.

Vor Ort informieren

Ende 2020 wurde die Ausbildung wieder in den virtuellen Raum verlegt: Onlineseminare, unter anderem zum Thema »Antisemitismus heute«, die Juryentscheidung für die Verleihung des Lilly-Zapf-Jugendpreises und die Zertifizierung der 25 Jugendguides rundeten die diesjährige Qualifizierung ab.

Mit der Zertifikatsübergabe ist die Qualifizierung nun offiziell abgeschlossen, und die frischgebackenen Jugendguides können künftig – beispielsweise bei Rundgängen oder an Gedenkorten – eingesetzt werden, um Gruppen vor Ort über NS-Verbrechen zu informieren. Dabei setzen die Guides aktiv Gelerntes um, beteiligen sich so an der erinnerungskulturellen Diskussion und können ihre Haltung, die sie sich im  Verlauf  ihrer Ausbildung angeeignet haben, methodisch vermitteln. (GEA)

 

www.kultur-machen.de/Jugendguides