REUTLINGEN. In der Nacht zum 25. Mai hatten die jungen Leute des »Besetzer(innen)kollektivs« an fünf unbewohnten Häusern in der Innenstadt Transparente aufgehängt, um auf die Leerstände aufmerksam zu machen – und anderem an der immer noch leer stehenden Kaiserstraße 39 und dem Nachbarhaus: »Mai 2019: Besetzt, Mai 2020: Immer noch leer« stand dort beispielsweise zu lesen. »Leerstand besetzen« oder »Leerstand erheben« forderte die Crew per Transparent an anderer Stelle. Die Botschaften hatten nicht lange Bestand – noch im Lauf des Vormittags hatte die Polizei sie wieder entfernen lassen.
In einer von zwei resümierenden Pressemitteilungen, akribisch mit Zitaten und Quellenhinweisen untermauert, zeigen sich die Hausbesetzer von den Entwicklungen des letzten Jahres enttäuscht.
GWG-Geschäftsführer Ralf Güthert, der in einem GEA-Interview vom Juli 2019 bekräftigt hatte, in der Kaiserstraße »eine Form des gemeinschaftlichen Wohnens ermöglichen« zu wollen, versicherte auf Anfrage, ein derartiges Projekt solle »vor der Sommerpause« ausgeschrieben werden. Die Verhandlungen, die mit Nachbarn zur Verbesserung der Grundstückssituation geführt würden, hätten länger gedauert, als erwartet – aber wenn nun keine Einigkeit erzielt werde, wolle man eben ohne deren Mitwirkung an die Umsetzung gehen. Über die aktuelle Aktion der Crew wundere er sich aber deshalb, so Güthert, weil man mit den Aktivisten »immer in Abstimmung gewesen sei«.
Auch Oberbürgermeister Thomas Keck sagt, die Crew wisse um die Verhandlungen der GWG mit besagten Eigentümern, einer Erbengemeinschaft, weshalb er die Ungeduld der jungen Leute nur teilweise verstehe. Sie hätten vom ihm die Zusage, dass an dieser Stelle solidarisch-selbstverwalteter Wohnraum geschaffen und ausgeschrieben werden solle. Und sie hätten die Möglichkeit, sich dann dafür zu bewerben. Die Ausschreibung werde spätestens im Juni erfolgen, so Keck, egal wie die Verhandlung mit der Erbengemeinschaft nun ausgehe. (GEA)
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