Logo
Aktuell Versammlung

Reutlinger Handwerk in Sorge um die politische Stabilität

Fachkräftesicherung bleibt zentrales Thema. Mitgliederversammlung bemängelt zunehmende Bürokratie

Auch Fliesenleger hoffen, dass die Meisterpflicht wieder eingeführt wird. FOTO: DPA
Ein Fliesenleger bei der Arbeit in einem Badezimmer. Foto: Deutsche Presse Agentur
Ein Fliesenleger bei der Arbeit in einem Badezimmer.
Foto: Deutsche Presse Agentur

REUTLINGEN. Bei der Frühjahrsmitgliederversammlung sagte Kreishandwerksmeister Dieter Laible, die weltweiten politischen Unsicherheiten hätten sich bislang kaum auf die wirtschaftliche Entwicklung niedergeschlagen. Die Handwerksbetriebe in der Region seien meist weiterhin gut ausgelastet.

Im Besonderen gelte dies für Bau- und Ausbauhandwerke. Sie profitierten von einer stabilen Bautätigkeit, wobei es sehr wohl Unterschiede gebe zwischen den einzelnen Gewerken. Malerbetriebe seien deutlich schlechter ausgelastet als Rohbauer oder Haustechniker.

Stabile Ausbildungszahlen

Nichtsdestotrotz betrachten Dieter Laible und Ewald Heinzelmann, Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, mit Sorge die zunehmenden politischen Unsicherheiten, zum Beispiel aufgrund der amerikanischen Handelspolitik.

Sorge bereiten aber auch die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen. Angesichts dieser Ergebnisse werde es immer schwieriger, tragfähige Regierungen zu bilden und Entscheidungen zu treffen.

Die Handwerker wehren sich gegen neue bürokratische Anforderungen. Müssen Betriebe nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs wieder die Stechuhr einführen?

Dem Handwerk ist das Thema der Erfassung der Arbeitszeit nicht unbekannt, zumal bereits jetzt das gesamte Bauhauptgewerbe hierzu verpflichtet sei. Dieter Laible stellte die Frage, ob wirklich ein jeder Unternehmer im letzten Teil seiner unternehmerischen Freiheit eingeschränkt werden müsse.

Für das Handwerk bleibt die Sicherung des Berufsnachwuchses und der Fachkräfte weiterhin das zentrale Thema. Dank der guten Handwerkskonjunktur werden in nahezu allen Bereichen des Handwerks dringend Fachkräfte gesucht. Dem Handwerk gelinge es – trotz gegenläufiger demografischer Entwicklung – die Ausbildungszahlen in der Region stabil zu halten. In einigen Handwerken gebe es sogar zweistellige Prozentzuwächse; trotzdem sei es schwierig, aufgrund von Altersabgängen und der Nachfrage den Fachkräftebedarf zu decken, heißt es in der Pressemitteilung der Kreishandwerkerschaft.

Einige Handwerksbereiche, dazu gehören insbesondere Fliesenleger und Raumausstatter, hoffen, dass die Meisterpflicht in ihrem Handwerk wieder eingeführt wird. Das regionale Handwerk sieht in der Wiedereinführung das richtige politische Signal, nachdem die Abschaffung nur Nachteile gebracht habe. Insbesondere habe der Verbraucherschutz gelitten und die Ausbildung sei zurückgegangen. Zurückgegangen seien auch die Fortbildung und das Know-how in den betroffenen Gewerken.

Positiv bewertet wurde die Messe »Handwerk Energie Zukunft«. Trotz schlechten Wetters und weniger Besuchern als im Vorjahr seien die Aussteller mit dem Ergebnis zufrieden gewesen. (eg)