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Reutlinger Gärtner: Was bei Grabschmuck zu beachten ist

Am Tag der Allerheiligen steht das Gedenken an verstorbene Angehörige im Mittelpunkt – viele besuchen Gräber, schmücken und pflegen sie liebevoll. Doch auch auf dem Friedhof spielt der Wandel der Zeit eine Rolle: Nachhaltigkeit, regionale Produkte und moderne Gestaltungsideen prägen den zeitgemäßen Grabschmuck. Der GEA hat mit zwei Gärtnern aus Reutlingen gesprochen.

Zeitgemäßer Grabschmuck verbindet Farbe, Symbolkraft und Nachhaltigkeit – wie hier mit langlebigen Herbstpflanzen.
Zeitgemäßer Grabschmuck verbindet Farbe, Symbolkraft und Nachhaltigkeit – wie hier mit langlebigen Herbstpflanzen. Foto: Frank Pieth
Zeitgemäßer Grabschmuck verbindet Farbe, Symbolkraft und Nachhaltigkeit – wie hier mit langlebigen Herbstpflanzen.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. An Allerheiligen besuchen Hinterbliebene die Gräber von verstorbenen Angehörigen und schmücken sie. Grabpflege ist ein Ausdruck von Liebe, Erinnerung und Achtung. Doch wie sieht zeitgemäßer Grabschmuck aus? Welche Pflanzen eignen sich für die kühle Jahreszeit, und wie lässt sich Nachhaltigkeit auch auf dem Friedhof umsetzen? Das beantworten zwei Experten von den Reutlinger Fachgeschäften Gärtnerei Dietterlein-Henne und Benz Blumen Center.

Im Herbst und Winter werden bei der Grabgestaltung kälteresistente Pflanzen bevorzugt. Dazu gehören laut Bärbel Henne, die mit ihrem Ehemann die Gärtnerei Dietterlein-Henne betreibt, beispielsweise Silberblatt, Silberkörbchen und Zickzackstrauch. Gärtnermeister Andreas Benz vom Blumencenter Benz ergänzt: »Der Klassiker ist die Besenheide (Calluna Vulgaris). Sie gehört zu den frostresistenten Pflanzen. Auch verschiedene Gräser sowie Strauchveronika, Purpurglöckchen und Christrosen sind robust. Nicht nur aufgrund ihrer unkomplizierten Pflege seien Christrosen sehr beliebt. Sie werden noch durch ihre Symbolkraft geschätzt, versinnbildlichen sie doch Hoffnung, Reinheit und Neubeginn.« Generell könne man mit solchen robusten Pflanzen nichts falsch machen, »denn sie haben einen geringen Wasseranspruch«, sagt Benz. Die Farben, die Kunden laut Henne im Herbst bevorzugen, sind unterschiedlich. »Manche wollen rot-rosa Töne, andere lila, oder klassisch weiß-grün.« Von gefärbten Blumen rät sie eher ab, denn solche Pflanzen seien nicht so lange haltbar wie diejenigen mit natürlichen Farben. »Wer ökologisch gestalten möchte, sollte mehrjährige Pflanzen aussuchen wie Schneeheide und Christrosen.« Als mehrjährige Pflanze gilt in der Botanik diejenige, die drei Jahre oder älter wird.

Nachhaltigkeit und Regionalität

Am Tag der Allerheiligen decken Kunden die Gräber hauptsächlich mit Tannenzweigen und Wintergestecken ab, beobachtet Benz. »Außer Pflanzen kaufen sie noch Trockengesteck oder Herzen und Engel fürs Grab«, berichtet Henne. Ihr Unternehmen achte auf Nachhaltigkeit, betont sie. »Wir legen großen Wert aufs Handwerk. Jedes Gesteck, das wir kreieren und verkaufen sieht anders aus. Wir produzieren aus kompostierbaren Materialien und verwenden keine Kunstblumen. Das Grünzeug schneiden wir von unseren angebauten Bäumen und kaufen Schnittgrün bei unseren Händlern aus der Region zu.« Benz legt ebenfalls großen Wert auf Regionalität: »Ich beziehe meine Pflanzen nicht aus dem Ausland, sondern aus regionalen Betrieben, vorwiegend aus dem Bodenseekreis. Preislich macht das natürlich einen Unterschied.« Beide Fachleute sind sich einig, dass die Kunden heutzutage nicht so viel in Grabschmuck und Grabpflege investieren möchten wie früher. Wer nicht genügend Zeit dafür hat, dem empfiehlt Henne einen Gärtner mit der Pflege zu beauftragen. Eine weitere Möglichkeit sei eine Dauerbepflanzung.

Auch in Reutlingen sind Engel ein beliebter Grabschmuck.
Auch in Reutlingen sind Engel ein beliebter Grabschmuck. Foto: Frank Pieth
Auch in Reutlingen sind Engel ein beliebter Grabschmuck.
Foto: Frank Pieth

Henne stellt noch klar: »Selbst, wenn das Grab mit Steinen und Platten abgedeckt ist, benötigt es Pflege, damit es schön aussieht. Man muss zumindest ein wenig Zeit darin investieren. Auch im Winter brauchen die Pflanzen Wasser. Wen es lange Zeit nicht geregnet oder geschneit hat, sollte man ein bis zweimal im Monat nach dem Grab Ausschau halten.«

Hochwertige Pflanzen

Was die Pflege erleichtert, ist der Kauf von Pflanzen in gutem Zustand. »Sie müssen gesund sein«, sagt Benz. Er rät Kunden, diese genauer anzuschauen, um Transportschäden oder sonstige Beeinträchtigungen auszuschließen. Der Experte empfiehlt nur bei qualifizierten Betrieben mit geschultem Personal einzukaufen. Henne fügt hinzu: »Der Grabschmuck darf nicht auseinanderfallen, sobald man ihn hochnimmt. Das Grün soll schön frisch aussehen und nicht ausgetrocknet sein. Es geht schließlich darum, dass der Grabschmuck nicht nur einen Tag frisch bleibt, sondern über den ganzen Winter ansehnlich bleibt.« Dass sich Trockenmaterialien jedoch durch Feuchtigkeit verändern, sei natürlich nicht zu vermeiden. Eine wichtige Rolle spiele noch qualitativ gute Erde, mit der man das Grab ausstaffiere. »Wenn man das einmal richtig macht, kann man darauf aufbauen.« (GEA)