REUTLINGEN/LICHTENSTEIN. Die Baukonjunktur läuft seit einigen Jahren sehr gut. Von dieser guten Entwicklung profitieren auch die Fliesenleger, sagen übereinstimmend Innungsobermeister Steffen Mohl (Eningen) und Ewald Heinzelmann, der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft. Trotzdem bleibe dieses Handwerk weiterhin in Unruhe: Die Unterschiede zwischen den Betrieben seien in kaum einem anderen Handwerk so groß. Grund hierfür sei die starke Zunahme der selbstständigen Fliesenleger seit dem Wegfall der Meisterpflicht 2004.
Mittlerweile habe man erkannt, dass durch den Wegfall der Meisterpflicht sehr viele Nachteile für den Verbraucher entstanden seien. Am Markt tummelten sich viele Betriebe ohne die notwendigen Fachkenntnisse. Die Folge seien häufig unzufriedene Kunden, Schäden und darüber hinaus ein starker Einbruch bei den Ausbildungszahlen, was letztendlich dazu führe, dass es für die Branche noch schwerer ist, ihren Fachkräftebedarf zu decken.
Bayrische Initiative
Bayern hat eine Initiative zur Wiedereinführung des Meisterbriefs gestartet: Sie wird stark von den Gewerkschaften unterstützt, weil sie die Nachteile der vielen Kleinselbstständigen sowie den Rückgang der Ausbildungszahlen erkannt habe. Geschäftsführer Heinzelmann kann die Erfolgsaussichten dieser Initiative nur schwer einschätzen. Auf der einen Seite lehne die Monopolkommission den Vorschlag ab; auf der anderen Seite halte die Politik die Initiative aufrecht.
Immer wieder verwundert ist man in den Betrieben darüber, dass Kunden auf der einen Seite allerhöchste Qualität verlangen und auf der anderen aber bereit sind, Aufträge an Nichtmeisterbetriebe zu vergeben. Sie riskierten damit, dass ihr Qualitätsanspruch nicht erfüllt wird.
Die Innung ist bemüht, die Ausbildungssituation zu stärken, und appelliert auch an die Betriebe, weiter auszubilden. Die Zahlen haben sich zwischenzeitlich – auf einem niederen Niveau – stabilisiert. Dank der Bemühungen scheint auch der Bestand der regionalen Fachklassenstruktur weiter gesichert. Dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass in der Region überhaupt noch eine Ausbildung stattfindet. (eg)