Logo
Aktuell Gemeinderat

Reutlinger Bürgerinitiative kämpft weiter gegen Dietwegtrasse

Bürgerinitiative »Keine Dietwegtrasse« erläutert, warum die Trasse nicht gebaut werden sollte.

Die Bürgerinitiative »Keine Dietwegtrasse«.
Die Bürgerinitiative »Keine Dietwegtrasse«. Foto: Andrea Glitz
Die Bürgerinitiative »Keine Dietwegtrasse«.
Foto: Andrea Glitz

REUTLINGEN. Die Bürgerinitiative »Keine Dietwegtrasse« bekam in der Gemeinderatssitzung in der Wittumhalle Gelegenheit zu erläutern, warum die Trasse aus ihrer Sicht nicht gebaut werden sollte. Nach Ansicht der Initiative ist sie nicht mehr zeitgemäß und angesichts der Klima- und Energiekrise nicht vertretbar.

Erst im vergangenen November hatte die Initiative ebenfalls in einer Gemeinderatssitzung Oberbürgermeister Thomas Keck einen roten Aktenordner mit 1 057 Unterschriften übergeben. Darin hatten sich die Unterzeichner für den Erhalt des Naherholungsgebietes am Dietweg eingesetzt.

Der Ausbau des Straßennetzes führe nur zur kurzfristigen Entlastungen, sagte gestern Dr. Stefan Oberhoff, Mitglied der Initiative. Schon 2012 hätten Gutachter in einer auf kommunaler Ebene angestoßenen Studie empfohlen, »wegen erheblicher Eingriffe und der überwiegend negativen verkehrlichen Wirkungen« die Dietwegtrasse nicht weiter zu verfolgen.

Verschärfend komme nun das Ziel der Stadtverwaltung hinzu, Reutlingen bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen. »Wir werden in Zukunft die Nutzung von klimaschädlichen Verkehrsträgern einschränken müssen«, sagte Stefan Oberhoff. Deshalb solle der Gemeinderat Projekte, die den Klimazielen widersprechen, auf den Prüfstand stellen.

BI: Finanzierung nicht gesichert

BI-Mitglied Andreas Frosch sprach über den aktuellen Planungsstand des Straßenbauprojektes. Das Regierungspräsidium Tübingen arbeite weiterhin an der »großen, althergebrachten Lösung« mit einer 300 Meter langen Hochbrücke über die Bahngleise vor Sondelfingen und dem Vollen Brunnen, inklusive mehrerer Auffahrrampen und Anschlussbauwerke. »Die Finanzierung des etwa 770 Meter langen Deckels auf den Orscheläckern durch die Bundesregierung ist keinesfalls gesichert.«

Die Entscheidung falle erst nach Vorliegen der durch das Regierungspräsidium erstellten Verkehrsprognose. Es könne daher der Fall eintreten, dass die prognostizierten Immissions- und Emissionswerte nicht ausreichten, »um den Deckel rechtlich verpflichtend zu machen«, sagte Andreas Frosch. Es handle sich auch nicht um eine Umgehungsstraße. »Hier soll eine neue Bundesstraße entstehen, mit überregionaler Lkw-Führungsfunktion mitten durch dicht besiedeltes Stadtgebiet.«

Nach Ansicht der Bürgerinitiative gehe ein heute noch ruhiges, innerstädtisches Frischluftgebiet verloren. »Und dies mitten in den dichtest besiedelten Wohngebieten des Reutlinger Nordens.« Die Lebensqualität leide auch deshalb, weil eine Vielzahl von »Alltagsfunktionen«, wie beispielsweise Fußgänger- und Radwegeverbindungen wegfielen.

Erheblicher Mehrverkehr?

Das gelte auch für Ackerflächen oder Naturflächen. »Und wir verlieren sogar die Entlastungsfunktion des Achalmtunnels«, sagte Andreas Frosch. Durch die Dietwegtrasse käme ein erheblicher Mehrverkehr hinzu. »Das führt dazu, dass immer wieder mehr Verkehr den Weg über die Innenstadt nehmen wird.«

Doch die kommunale Ebene könne die Entwicklung in den von der Trasse betroffenen Gebieten durchaus noch positiv beeinflussen, so Stefan Oberhoff. Dabei komme dem vom Land Baden-Württemberg geplanten Biotopverbund große Bedeutung zu. Noch bestünde auch die Möglichkeit, das Dietweg-Gebiet als »ruhiges Gebiet« nach der EU-Umgebungslärmrichtlinie zu schützen. Beide Hebel könnten den Gestaltungsspielraum der Stadt gegenüber dem Regierungspräsidium erheblich vergrößern. (eg/ass)