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Reutlingen ringt weiter um Stadtmauerhaus in der Jos-Weiß-Straße

Eigentümerin legt neuen Bauantrag für die Sanierung vor. Anwohner kritisieren Pläne.

Malerisch verfallen: Luise Hufnagel hat die Jos-Weiß-Straße 29 schon 1856 in einer Bleistiftzeichnung festgehalten. Repro: Stadt
Malerisch verfallen: Luise Hufnagel hat die Jos-Weiß-Straße 29 schon 1856 in einer Bleistiftzeichnung festgehalten. Repro: Stadtarchiv Foto: Gea
Malerisch verfallen: Luise Hufnagel hat die Jos-Weiß-Straße 29 schon 1856 in einer Bleistiftzeichnung festgehalten. Repro: Stadtarchiv
Foto: Gea

REUTLINGEN. Während alle Welt aufs aktuelle Sanierungs-Vorzeigeprojekt Oberamteistraße blickt, rottet ein anderes Reutlinger Kleinod ergeben vor sich hin. Das Eckgebäude der Stadtmauerhäuser, die Jos-Weiß-Straße 29, soll saniert und umgebaut werden. Seit 2014 hat die Eigentümerin zwei Bauanträge nebst einem Änderungsvorschlag vorgelegt. Jedes Mal erhoben die Mitbewohner im denkmalgeschützten historischen Ensemble Einwände, sorgten dafür, dass Rampenlicht aufs Projekt fällt und sich Mitstreiter fanden. Geschichtsverein, Ratsfraktionen und zuletzt das Veto von Baubürgermeisterin Ulrike Hotz kippten das letzte Vorhaben im Jahr 2017.

Nach zwei Jahren Funkstille liegt dem Bürgerbüro Bauen nun ein neuer Antrag vor. Die Mitbewohner in der pittoresken Häuserzeile, deren historisches Ortsbild unter Denkmalschutz steht, wurden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens informiert. Und sie schlagen erneut Alarm. Hauptkritikpunkt 1: Der Dachfirst soll gen Ledergraben verschoben werden. Das Dach werde spitzer und höher als bisher.

Zentraler Kritikpunkt Nummer 2: Die Anmutung des Eckhauses werde durch zu viele große Fenster stark verändert. Der lauschige Durchgang zwischen Wohnhaus und Eisturm verliere den Charakter. Da das Eckhaus das markanteste (und bekannteste) Gebäude des Ensembles sei, werde das Erscheinungsbild der Gesamtanlage auch dort verändert, monieren die Kritiker. Sie sehen erneut »erhebliche Veränderungen« im Sinne des Denkmalschutzes.

Auf dem Reutlinger Rathaus gibt man sich wortkarg, weil es sich beim privaten Bauprojekt um ein nicht öffentliches Genehmigungsverfahren handelt. Rampenlicht ist nicht vorgesehen. Das öffentliche Interesse sei mit der Beteiligung der Denkmalpflege hinreichend abgedeckt. Lediglich der Bauausschuss werde – in nicht-öffentlicher Sitzung – informiert. Man ist zuversichtlich, diesmal eine Lösung zu finden, die alle Interessen »weitgehend« vereine. (GEA)