REUTLINGEN. Zum zweiten Mal in Folge hat der Reutlinger Tagesmütter-Verein eine Förderung zur Stärkung und Professionalisierung der Kindertagespflege erhalten. Damit gehört er bundesweit zu den Vorreitern bei der zukunftsorientierten Weiterentwicklung seiner Betreuungsarbeit. Das Bundesprogramm »Wo Bildung für die Kleinsten beginnt« ist eine Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Nach sechs Monaten Laufzeit ziehen Reutlingens Tagesmütter nun positive Bilanz. Wie der Verein in einer Pressemitteilung schreibt, will das Programm dazu beitragen, die Ausbildung von Tagesmüttern und -vätern zu professionalisieren und ihre Arbeitsbedingungen sowie die Kooperation aller Akteure in der Kindertagespflege zu verbessern. Dies soll unter anderem durch die Einführung einer neuen, umfangreicheren Qualifizierung für angehende Tageseltern geschehen. Sie entspricht neuesten Erkenntnissen aus Pädagogik und Erwachsenenbildung, die bereits im Vorgängerprogramm 2016 bis 2018 erprobt wurde.
Bundesweit wird eine flächendeckende Umsetzung der neuen kompetenzorientierten Qualifizierung mit 300 Unterrichtseinheiten für 2021 angestrebt. »In Baden-Württemberg stellt das Land 84 000 Euro zur Verfügung, um Multiplikatoren auszubilden, die für eine flächendeckende Umsetzung des neuen Curriculums sorgen sollen«, sagt Karl-Wilhelm Röhm (MdL), Bildungspolitischer Sprecher der CDU im Landtag.
In Reutlingen sind im Oktober dieses Jahres die ersten drei Kurse nach dem neuen Curriculum mit insgesamt 43 Teilnehmenden gestartet. Die Rückmeldungen der Teilnehmer seien durchweg positiv, berichtete Marion Becker, Referentin für Qualifikation beim Reutlinger Tagesmütter-Verein. Im Rahmen der Seminare wurden zwei Praktika absolviert – eines in einer Kindertagesstätte, das andere in der Kindertagespflege. Dies soll die Zusammenarbeit zwischen Kitas und der Kindertagespflege stärken.
»Es gibt bei der Kinderbetreuung nicht den einen richtigen Weg«, erklärt Martin Rosemann, Bundestagsabgeordneter der SPD im Wahlkreis Tübingen: »Kindertagespflege sollte nicht als Konkurrenz zu Kitas gesehen werden, sondern als Ergänzung in einem System, das jeder einzelnen Familie möglichst gute Betreuungslösungen anbieten kann.«
Einen weiteren Schwerpunkt bei der Umsetzung des Bundesprogramms legt der Tagesmütter-Verein auf die Gewinnung und Bindung von Tagespflegepersonen sowie die Entwicklung tragfähiger Vertretungslösungen. Im kommenden Jahr soll das Themenfeld Vertretungslösungen bearbeitet werden, um Konzepte zu entwickeln, die Eltern und Tageseltern eine höhere Verlässlichkeit in der Kinderbetreuung ermöglichen.
Während der zurückliegenden sechs Monate hat der Verein bereits mit Mitteln des Bundesprogramms eine umfangreiche Werbekampagne zur Gewinnung neuer Tagespflegepersonen gestartet. Als Anreiz dient hier eine vom Bund finanzierte Prämie in Höhe von 400 Euro, die erfolgreichen Qualifikanten ausgezahlt wird. (eg/GEA)
INFO-ABEND IN METZINGEN
Die nächste Infoveranstaltung für alle, die an einer Tätigkeit in der Kindertagespflege interessiert sind, ist für Mittwoch, 29. Januar, um 19 Uhr anberaumt. Teilnehmer treffen sich in der Außenstelle Ermstal des Reutlinger Tagesmütter-Vereins, Pfleghofstraße 41. (GEA)